Buchholz. Eineinhalb Jahre lang konnten die Tänzerinnen und Tänzer von Blau-Weiss Buchholz nur trainieren. Jetzt dürfen sie sich endlich zeigen.

Erst nickt Franziska Becker noch zustimmend im Takt der Musik, dann hat sie plötzlich genug gesehen. Musik aus. „I am sorry, aber der Rhythmus passt bei euch heute gar nicht. Was macht ihr denn da?“, fragt die Tanztrainerin von Blau-Weiss Buchholz ein junges Lateintanzpaar. Jetzt bloß nicht verkrampfen – auch wenn die Anspannung vor dem ersten Wettkampf seit eineinhalb Jahren spürbar ist.

Wenn an diesem Sonnabend (12 Uhr) sechs Lateintanzturniere – drei davon als niedersächsische Landesmeisterschaften – in der Buchholzer Nordheidehalle starten, endet für die Tänzerinnen und Tänzer von Blau-Weiss eine mehr als eineinhalbjährige Leidenszeit. Anders als in vielen anderen Sportarten gab es seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 keinen einzigen Wettkampf.

Buchholzer Baumarkt wurde zur Tanz-Trainingshalle

Franziska Becker (39) ist hauptberufliche Tanztrainerin bei Blau-Weiss Buchholz.
Franziska Becker (39) ist hauptberufliche Tanztrainerin bei Blau-Weiss Buchholz. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES

„Es war schwer, die Motivation bei allen hochzuhalten. Im Wettkampfsport macht der Wettkampf einen großen Teil der Motivation aus“, sagt Becker. Erst seit Mai kann die hauptberufliche Tanztrainerin wieder größere Gruppen anleiten, Nachwuchs gebe es wegen Corona kaum. Im vergangenen Jahr hat Blau-Weiss Buchholz wegen fehlender Hallenkapazitäten einen alten Baumarkt in Eigenregie zu einer Trainingshalle umgebaut. „Wir sind sehr glücklich, hier trainieren zu können. Der Verein hat uns da großartig unterstützt. Häufig war das Training aber nur in Kleingruppen und mit Abstand möglich. Und der ist beim Tanzen eher nicht so gut“, sagt Becker.

Steffen Siebert (28) und seine Tanzpartnerin Laura Wentzien (19) sind froh, dass die Zeit des Einzeltrainings vorbei ist. An diesem Sonnabend wollen sie um eine Medaille mittanzen. „Wir hatten das Glück, dass die Halle zur Verfügung stand, sodass wir hier alleine trainieren konnten. Wir haben dann mit den Trainern Videos hin- und hergeschickt“, erzählt Siebert. Das unmittelbare Feedback ihrer Trainerin könne das aber nicht ansatzweise ersetzen.

„Die Wettkämpfe sind erst einmal eine Standortbestimmung. Natürlich geht es direkt um einen Titel – trotzdem ist es nicht einfach, wieder in den Wettkampfmodus zu kommen“, sagt Becker. Bei der Frage nach den Titelchancen für Blau-Weiss muss die 39-Jährige lachen. Nicht weil es keine gebe, sondern „weil das nach eineinhalb Jahren unmöglich ist zu sagen. Alles ist neu.“