Tostedt/Buchholz. Malte Ramin aus Buchholz und Lloyd James Vandersee aus Tostedt werden häufig als Linienrichter in der höchsten Spielklasse eingesetzt.

Seit Donnerstag laufen in der Volleyball-Bundesliga die Play-off-Finalserien um die deutsche Meisterschaft. Spätestens am 24. April steht fest, welche zwei Vereine sich die Titel der Corona-Spielzeit 2020/2021 sichern konnten. Bei den Männern duellieren sich der VfB Friedrichshafen und die Berlin Recycling Volleys (das erste Spiel gewann Berlin mit 3:2), bei den Frauen der Dresdner SC und Allianz MTV Stuttgart. Gespielt wird im Modus Best-of-five. Sport1 überträgt alle Endspiele live im Fee-TV.

Gemeinsamer Einsatz beim Frauen-Halbfinale in Schwerin

Bei sportlichen Entscheidungen stehen die Akteure auf dem Spielfeld im Mittelpunkt. Ohne Schiedsgericht geht es aber auch im Volleyball nicht. Und da sind zwei Sportler aus dem Landkreis Harburg ganz dicht dran am Geschehen. Malte Ramin aus Buchholz und Lloyd James Vandersee aus Tostedt werden regelmäßig als Linienrichter in der 1. Bundesliga eingesetzt. In der zu Ende gehenden Saison fuhren sie beispielsweise mehrfach nach Reppenstedt, um bei Heimspielen der SVG Lüneburg teils knifflige Entscheidungen zu treffen. Ihren jüngsten gemeinsamen, zudem hochkarätigen Einsatz hatten sie beim ersten Frauen-Halbfinale zwischen Schwerin und Stuttgart am 27. März.

Nun sind die Lüneburger Volleyballer ebenso im Halbfinale ausgeschieden wie die Frauen des SSC Palmberg Schwerin. Auf einen wohnortnahen Einsatz, der erst recht in Coronazeiten von Ansetzern präferiert wird, müssen Vandersee und Ramin in den kommenden Wochen also verzichten. Trotzdem könnte es sein, dass auch sie bei den Finalduellen auf Sport1 zu sehen sind, am ehesten, wenn die Berlin Recycling Volleys in der Max-Schmeling-Halle aufschlagen. Bislang veröffentlicht sind die Schiedsgerichte für die ersten drei Finalspiele. Da sind die Volleyballer aus dem Landkreis Harburg nicht dabei – noch nicht.

Malte Ramin spielte einst für den Oststeinbeker SV

Malte Ramin ist sportlich beim Oststeinbeker SV groß geworden, hat mit der ersten Herrenmannschaft in der Verbandsliga Hamburg und Regionalliga Nord gespielt. „Wie in anderen Ballsportarten brauchten wir irgendwann Schiedsrichter im Verein. Ich hatte Lust und hab mich gemeldet“, sagt der heute 38 Jahre alte Familienvater. Seine ersten Volleyballspiele leitete er schon im Alter von 14 Jahren. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich an den Erwerb der Regionalligalizenz vor 20 Jahren: „Bei meinem ersten Einsatz war ich als 2. Schiedsrichter angesetzt. Spontan wurde ich dann auf die Eins gestellt und aus meiner Spielleitung die praktische Prüfung gemacht.“ Im Laufe der Jahre wurden die eigenen Volleyball-Aktivitäten weniger, die Einsätze als Schiedsrichter mehr.

In der Spielzeit 2001/2002 wurde der B-Lizenz-Inhaber erstmals beim Bundespokal der Nachwuchsklassen eingesetzt. Seit mehr als zehn Jahren leitet Malte Ramin als Hauptschiedsrichter Partien der 2. Bundesliga, reist dafür durch ganz Norddeutschland nach Kiel, Schwerin, Braunschweig, Hannover, Oythe, Bremen oder Emlichheim. Bei den Einsätzen als Linienrichter in der 1. Bundesliga wird er gelegentlich von einem Supervisor beobachtet. „Nach dem Spiel teilt er dem Schiedsgericht seine Eindrücke mit und bespricht noch mal kniffelige Situationen“, sagt Malte Ramin über das Feedback. Andererseits engagiert er sich selbst als Ausbilder und Prüfer im Schiedsrichterausschuss des Hamburger Volleyball-Verbands.

Faszination: Dicht an den Spielern und Stimmung in der Halle

Obwohl der zeitliche Aufwand hoch und die Aufwandsentschädigung gering ist, möchte er die Erlebnisse nicht missen. „Man steht in der ersten Reihe neben den Spielern. Auch die Stimmung in der Halle zu erleben, macht mir Spaß. Einfach ein Teil des Ganzen zu sein“, beschreibt der Buchholzer die Faszination. Bei fast allen Spielen stehen die Linienrichter etwa anderthalb Meter von der Grund- und der Seitenlinie entfernt, müssen beide Linien im Blick haben und vor allem auf Ballberührungen Blocks oder der Antennen achten.

Die Zeichen eines Volleyball-Linienrichters sind umfangreicher als im Fußball. Diese Geste von Lloyd James Vandersee ist allerdings klar: der Ball war aus.
Die Zeichen eines Volleyball-Linienrichters sind umfangreicher als im Fußball. Diese Geste von Lloyd James Vandersee ist allerdings klar: der Ball war aus. © imago images/Beautiful Sports | imago sport

„Das ist eine Herausforderung. Mitunter ist ein Ball, der einem direkt vor die Füße geschlagen wird, am schwierigsten zu beurteilen“, sagt Ramin, der in der Vertriebssteuerung eines IT-Dienstleisters tätig ist und sich bei Blau-Weiss Buchholz fit hält. Dass ein Linienrichter von einem Schmetterball abgeschossen wird, kommt relativ selten vor. „Man muss sich auf den Rhythmus der Mannschaften einstellen und ein Gefühl dafür entwickeln“, weiß Lloyd James Vandersee.

Ehrenamt beim MTV Tostedt und in der Region Hohe Heide

In seinem Heimatverein MTV Tostedt spielte er Volleyball und trainierte bis vor einem Jahr die zweite Damenmannschaft. Darüber hinaus engagiert sich der 48 Jahre alte Vertriebsleiter eines Hamburger Unternehmens in der Volleyball-Region Hohe Heide, die im Wesentlichen Vereine aus den Kreisen Harburg und Heidekreis vereint. Dort ist der gebürtige Berliner Schiedsrichterwart, Ausbilder und Prüfer.

Die Aussage „Du musst jetzt den Schiri-Schein machen“ bildete für Lloyd James Vandersee einst den Startpunkt, weil er nicht widersprach. „Ab 1999 habe ich mich peu à peu nach oben gearbeitet“, erzählt er. Richtig vorwärts ging es, nachdem der Tostedter 2015 in den Linienrichter-Kader der 1. Liga aufgenommen wurde. In normalen Spielzeiten ist er bei bis zu 40 Volleyballspielen der ersten bis dritten Liga im Einsatz, in der 1. Bundesliga bisher nur als Linienrichter. „Meine schönsten Erlebnisse hatte ich bei Endspielen um den deutschen Volleyball-Pokal und beim Bundesfinale von Jugend trainiert für Olympia in Berlin. Da ist man den ganzen Tag unterwegs und es ist tierisch anstrengend, es macht aber richtig viel Spaß“, erinnert sich der Familienvater.

Herausforderung: Auch in hitzigen Situationen cool bleiben

Für ihn liegt der Reiz als Schiedsrichter oder Linienrichter beim Volleyball darin, auch in schwierigen Situationen zu seiner Meinung zu stehen. „Ich erinnere mich an ein Spiel zwischen Lüneburg und Friedrichshafen vor drei oder vier Jahren. Nach einer Fehlentscheidung gegen Lüneburg hatte ich die ganze Halle mit fast 1000 Leuten gegen mich. Auch da musst Du versuchen, cool zu bleiben“, sagt Lloyd James Vandersee. Cool wäre es auch, wenn er, am besten gemeinsam mit Malte Ramin, noch im April bei einem Play-off-Finalspiel an der Linie eingesetzt werden würde.