Hamburg. Den abstiegsgefährdeten “Raubvögeln“ fehlen drei Top-Torjäger für den Klassenerhalt. Abschüsse waren kümmerlich.

Jannick Martens kam als Metapher. Ganz in Schwarz gekleidet nahm die Ein-Mann-Offensivabteilung des Oberligisten SC Condor (18 Tore, 10 Assists) im Auswärtsspiel beim FC Sü­derelbe auf der Tribüne Platz. Die Nachwirkungen einer Blinddarm-OP am vorvergangenen Wochenende verhinderten einen Einsatz des 27-Jährigen.

„Der Masterplan für Jannicks Rückkehr ist das Spiel in Rugenbergen am 6. Mai“, sagte Condors Manager Marco Krausz. Wie die abstiegsgefährdeten „Raubvögel“ bis dahin Tore schießen wollen, ist ein Rätsel. Wenigstens gelang der zweite Zähler der Saison ohne einen Scorerpunkt von Martens – wieder, wie am 18. August daheim gegen Curslack, mit einem 0:0. Trotzdem fiel das Team auf Rang 15 – und der reicht eventuell nicht zum Klassenerhalt.

Condor fehlen drei Top-Torjäger

„So eine Pisse ist das!“, schrie der starke Concoraner Innenverteidiger Till Daudert nach dem Abpfiff am Mittelkreis. Eine treffende Beschreibung der gezeigten Abschlussqualitäten. Ohne den an 50 Prozent aller Saisontreffer beteiligten Martens, den Langzeitverletzten Nico Weiser (Meniskus-OP) und den diesmal beruflich verhinderten Carlos Flores (zuvor lange gesperrt) fehlen Condor seine drei Top-Torjäger. „Ich möchte die Mannschaft sehen, die das auffangen kann“, sagte Condors Trainer Christian Woike. Spielerisch war seiner Notelf nichts vorzuwerfen. Flachpässe in die Tiefe, Diagonalbälle über die hoch stehende Süderelber Verteidigung, eine gut gestaffelte Raumaufteilung – die von der Verletzungsseuche verschont gebliebenen Condoraner kickten ansehnlich. Die Abschlüsse jedoch verdienten das Prädikat „kümmerlich“. Zehn Möglichkeiten versemmelte das Team, war vor dem gegnerischen Kasten so gefährlich wie das Krümelmonster aus der Sesamstraße. Martens’ Vertreter Andre Kossowski, sonst Außenbahnspieler, mühte sich erfolglos. Der bis zu diesem Zeitpunkt überragende Sechser Kevin Mellmann setzte zum Abschluss des Chancenwuchers den Nachschuss seines Elfmeters neben das leere Tor (53.).

Danach kam ein Bruch ins Spiel der Gäste. Süderelbe wurde stärker, war dem Sieg gegen Ende näher. „Ich kann den Jungs erzählen, wie ich die Tore früher gemacht habe. Aber das ist wie ,Opa erzählt vom Krieg‘“, so Woike. Er verteilte ein Kompliment an die Spieler und stellte fest: „Die Situation mit den vielen Verletzten und den unverdienten Niederlagen diese Woche gegen den HSV III und in Pinneberg geht nicht spurlos an den Jungs vorüber. Da passiert was im Kopf. Nach dem 1:2 in Pinneberg haben einige meiner Spieler sogar geweint.“

Still litt Woike vor sich hin

Die Anspannung war auch dem am Saisonende scheidenden Woike anzumerken. Ungewöhnlich ruhig coachte er, litt bei den vergebenen Möglichkeiten still vor sich hin. Beim Elfmeter drehte er sich um, schaute Richtung Tribüne. Da saß der etatmäßige Schütze Jannick Martens. Die traurige Ein-Mann-Offensivabteilung des SC Condor.