Winsen/Elstorf . Umstrittener Treffer zum 1:0für den TSV Winsen im Landkreisduell gegen TSV Elstorf erhitzt die Gemüter

Handspiel ja oder nein – das ist im Fußball ja schon lange nicht mehr die Frage. Auf die Absicht kommt es an und auf die Wahrnehmung durch den Schiedsrichter oder seines Assistenten. Neuerdings auch auf den Video-Schiedsrichter, der bei einer klaren Fehlentscheidung des leitenden Unparteiischen eingreifen darf. Kaum eine andere Frage wird aktuell heißer diskutiert, als das vermeintlich absichtliche oder unabsichtliche Handspiel. Selbst eingefleischte Fußballfans räumen ein, sich nicht mehr auszukennen. Da darf es nicht wundern, wenn ein vermeintliches Tor mit der Hand immer wieder für große Aufregung auf dem Fußballplatz und unter den Zuschauern sorgt – wie zuletzt beim 1:0 (0:0) des TSV Winsen gegen den TSV Elstorf.

„Das war Betrug“, schimpfte beispielsweise Hartmut Mattfeldt, Fußballtrainer des TSV Elstorf nach der Niederlage seiner Mannschaft im Landkreisderby der Bezirksliga Lüneburg beim TSV Winsen. Ein einziger Treffer hatte die Partie entschieden. Aus der Sicht von Hartmut Mattfeldt ein klares Handspiel. „Wie ein Volleyballer hat der den Ball in unser Tor befördert“, beschreibt Elstorfs Trainer die Szene aus seiner Sicht und konnte sich kaum beruhigen. „Alle haben es gesehen, nur der Schiedsrichter nicht.“

Drei Dinge waren es, die Mattfeldt noch lange beschäftigten. Zuerst galt sein Ärger dem Schiedsrichtergespann. „Wenigstens der Linienrichter hätte es sehen müssen,“ sagte der Trainer. Er selbst habe 60 Meter entfernt gestanden und deutlich sehen können, dass Oliver Rupprecht in der 55. Minute den Ball nach einer Ecke mit der Hand ins Tor lenkte. Rupprecht ist der Mannschaftskapitän des TSV Winsen. „In dieser Funktion ist man doch besonders zur Fairness verpflichtet“, ärgerte sich Mattfeldt auch darüber, dass der Spieler selbst auf Befragen des Schiedsrichters Kai Lüning eine Absicht nicht zugeben wollte. Und dann war da noch die entscheidende Bedeutung dieses Treffers. „Hätten wir mit null zu drei oder vier verloren, ich hätte nichts gesagt“, sagte Mattfeldt.

Mindestens 2:0 hätte der Sieg der Heimmannschaft ausfallen müssen, doch in der 77. Minute versiebte Winsens Ali Hamade einen Elfmeter. Der Spielmacher semmelte am Tor von Elstorfs Keeper Pascal Wölk vorbei. So blieb es bei dem einen entscheidenden Treffer, der für so viel Aufregung sorgte in einer Partie, die beide Mannschaften auf Augenhöhe geführt hatten. Was Hartmut Mattfeldt zu einem Lob für seine Mannschaft veranlasste.

„Wir haben gegen einen Gegner mit Meisterschaftsambitionen eine taktisch, kämpferisch und spielerisch tolle Partie abgeliefert“, sagte Elstorfs Trainer. In den letzten 20 Minuten habe seine Mannschaft den Vorjahreszweiten sogar an die Wand gespielt. Und der wolle ja bekanntlich aufsteigen, während sein Team lediglich um den Klassenerhalt kämpft. Mattfeldt: „Einen Leistungsunterschied zwischen beiden Mannschaften habe ich nicht gesehen.“

Der TSV Winsen bleibt damit so etwas wie ein Angstgegner für den TSV Elstorf, der in bisher neun Begegnungen in der Bezirksliga seit 2008 nur einmal überhaupt einen Punkt holen konnte, acht Spiele aber zumeist knapp verloren hat und auch einmal im Wettbewerb um den Bezirkspokal dem Gegner aus der Kreisstadt deutlich unterlegen war. In dieser Spielserie hatte sich Hartmut Mattfeldt gegen Winsen mehr ausgerechnet. „Wir sind ja gut in die Saison gestartet. Da ist so eine bittere Niederlage natürlich ein besonders herber Rückschlag.“

Für den TSV Winsen war es der dritte Sieg in Folge. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Spielertrainer Henrik Titze, der den Vorwurf mangelnder Fairness zurückweist. „Oliver Rupprecht hat dem Schiedsrichter gegenüber eingeräumt, den Ball mit der Hand berührt haben. Vorher hatte er allerdings den Ball an den Kopf bekommen, und zwar durch eine Abwehraktion von Elstorfs Torhüters Pascal Wölk.“ Danach sei es allein Sache des Schiedsrichters gewesen, ob er ein absichtliches Handspiel darin sieht oder nicht. „Oliver Rupprecht ist Sportsmann durch und durch“, stellte Titze dann auch noch klar und sprach von einem bis zur strittigen Szene ganz normalen Bezirksligaspiel, das allerdings vom Gegner ziemlich hart geführt worden sei. Der TSV Elstorf kassierte in der Tat bereits bis zur Pause drei gelbe Karten.

Die strittige Szene konnte Titze selbst nicht sehen. „Ich war als Torwart meiner Mannschaft am weitesteten vom Geschehen entfernt“, sagte er. „Klar kann der Treffe irregulär gewesen sein“, räumt er ein. Insoweit habe seine Mannschaft in dieser Szene auch Glück gehabt und somit letztlich auch glücklich das Spiel gewonnen. Andererseits hatte der spätere Unglücksrabe beim Elfmeter, Ali Hamade, anfangs auch zwei gute Torchancen gehabt, Elstorf hätte am Ende aber auch noch zweimal ausgleichen können.