Hamburg. Die HG Hamburg-Barmbek hat trotz bescheidener Mittel den Aufstieg in die Dritte Handballliga vor Augen.

Zwei Wochen nach dem neuen Jahr könnte für die Handballgemeinschaft Hamburg-Barmbek eine neue Zeitrechnung beginnen. Am 14. Januar um 18 Uhr empfängt der Oberliga-Tabellenführer den Tabellenzweiten HSG Ostsee Neustadt/Grömitz am Langenfort. Und sollte es im zwölften Saisonspiel den zwölften Sieg geben, spräche vieles dafür, dass die HGHB im Sommer erstmals drittklassig ist.

„Mir ist es selbst unheimlich“, sagt der sportliche Leiter Jürgen Hitsch (59). Er war schon 1984 dabei, als die Traditionsclubs BU und Urania ihre Handballsparten zusammenlegten – später schlossen sich Paloma und VfL 93 an. Der 37:27-Sieg im letzten Spiel des Jahres beim Vorjahreszweiten Neumünster war für Hitsch „bereits drittligareif“.

Für das Drumherum gilt das nur bedingt. Aktuell liegt der Etat für die erste Herrenmannschaft von Trainer Holger Bockelmann bei 25.000 Euro. „Wir haben Spieler, die nichts brauchen oder haben möchten“, sagt Hitsch, „wir leben vom Ehrgeiz und vom Engagement.“ Was man der Konkurrenz entgegensetzen könne, sei ein intaktes Umfeld. Bockelmann (56), im Hauptberuf Vermögensverwalter, bietet zusätzlich individuelle Trainingseinheiten an.

Um sportlich zu bestehen, braucht es Verstärkung

Zweimal die Woche steht Physiotherapeut Matthias Vogt in der Halle zur Verfügung. Und wer einen Termin beim Mannschaftsarzt brauche, bekomme ihn unverzüglich. Davon hätten sich auch Topspieler wie Dennis Tretow (33) und Rune Hanisch (20) überzeugen lassen, die beide schon in der Zweiten Bundesliga beim VfL Bad Schwartau gespielt haben.

„Wir sind ein Amateurclub“, sagt Bockelmann, „aber die Strukturen sind perfekt.“ Für die Dritte Liga allerdings bräuchte es schon etwa 120.000 Euro, um Mannschaft und Auswärtsfahrten zu finanzieren – und das wäre immer noch lächerlich wenig, verglichen mit den finanziellen Möglichkeiten des letztjährigen Aufsteigers HSV Hamburg.

Um sportlich zu bestehen, müssten wohl zwei bis vier Verstärkungen hinzukommen. Zumal nicht alle in der aktuellen Mannschaft davon träumen, in der Dritten Liga zu spielen. „Es kann sein, dass einige den höheren Aufwand nicht mehr mit ihrer beruflichen und privaten Lebenssituation vereinbaren können – oder schlicht nicht stark genug sind“, sagt Bockelmann.

Hitsch, von Beruf Geschäftsführer von Grün-Weiß Eimsbüttel, hat deshalb einen „Arbeitskreis Zukunft“ einberufen, der den Ernstfall vorbereiten soll. Er will nicht wieder kalt erwischt werden wie 2007, als sich die Mannschaft schon einmal für die dritthöchste Spielklasse qualifizierte: „Damals hatten wir nur sieben Spieler und kein Konzept.“ Den Aufstiegsplatz zur Regionalliga trat man an den TuS Esingen ab.

Gesucht werden zwei bis drei Sponsoren

Gesucht werden jetzt zwei bis drei Sponsoren, die einen fünfstelligen Betrag springen lassen. Hitsch spricht von einem „Markenkern“, der dafür gebildet werden müsse. Er denkt an gemeinsame Spieltage mit anderen HGHB-Teams, an eine bessere Inszenierung der Heimspiele mithilfe von DJs und Einlaufkindern. Wobei die Margaretha-Rothe-Sporthalle mit ihren offiziell 199 Zuschauerplätzen ohnehin an ihre Grenzen stößt. Einige Drittligaspiele sollten deshalb in der Sporthalle Wandsbek ausgetragen werden. Kapazität: bis zu 2400 Zuschauer.

Aber Randsportarten haben es in Randgemeinden nun einmal leichter als in einer Metropole wie Hamburg. Und den Großteil des Marktes, der Fans und der medialen Aufmerksamkeit schöpft bereits Platzhirsch HSV ab. Zu dessen Spiel gegen Flensborg kamen am Montag mehr als 8500 Zuschauer in die Barclaycard Arena. „Man muss anerkennen, dass der HSV einen Riesenjob macht“, sagt Hitsch. Man profitiere sogar davon: Kreisläufer Robin Morgner (25) und Bockelmanns Assistent Jörn Kammler (35) wurden beim einstigen deutschen Meister ausgebildet. Kommende Saison könnte es ein Wiedersehen in der Dritten Liga geben.