Präsident Horst Lüders über die schwierige Situation seines Volleyballteams, das als Tabellenletzter nach 13 Jahren aus der Frauen-Bundesliga abzusteigen droht.

Hamburg. Seinen Humor hat Horst Lüders, 69, der Präsident des Volleyballteams Aurubis, noch nicht verloren. Als er mit fünf Minuten Verspätung zum Gespräch mit dem Abendblatt erscheint, scherzt er: „Überall Letzter, auch hier!“ Im achten Jahr der Zusammenarbeit mit der Kupferhütte von der Veddel ist der Verein sportlich am Tiefpunkt angelangt. Die erste wie die zweite Mannschaft zieren sieglos das Tabellenende. Während es für das unerfahrene Nachwuchsteam in der Zweiten Bundesliga wohl keine Hoffnung mehr auf den Klassenerhalt gibt, wollen die Erstligafrauen am Sonnabend (18 Uhr, CU-Arena, S-Bahn Neugraben) gegen den Abstiegskonkurrenten Köpenicker SC mit dem Gewinnen anfangen.

Lüders aber bleibt gelassen: „Es gibt drei Szenarien: Wir schaffen den Klassenerhalt, was bei vier Heimspielen gegen schlagbare Gegner möglich sein sollte. Wir steigen sportlich ab, bleiben dennoch in der Klasse, weil es nicht genügend Aufsteiger gibt. Oder wir steigen ab und spielen in der nächsten Saison nach 13 Jahren wieder Zweite Liga. Sicher ist nur: Es wird weitergehen.“

Über das Wie soll am kommenden Dienstag mit Vertretern der Aurubis AG beratschlagt werden. Das Wort Krisensitzung vermeidet Lüders, diese Treffen würden regelmäßig stattfinden. Diesmal steht eine Grundsatzentscheidung an. Steigt die erste Mannschaft ab, kann Aurubis zum Saisonende aussteigen. Der Vertrag läuft bislang bis Mitte 2016 mit Option bis 2020. „Es gibt keine Anzeichen, dass Aurubis die Zusammenarbeit beenden will“, sagt Lüders.

Der Präsident und Trainer Helmut von Soosten werden jedoch zu erklären haben, was in dieser Saison und in den anderen sieben davor schiefgelaufen ist, obwohl es am Geld eigentlich nie mangelte. Der Etat lag mit 800.000 bis 900.000 Euro stets in der Bundesliga-Spitzengruppe, ehe er für die laufende Spielzeit auf 600.000 Euro gekürzt wurde. Die von der Aurubis AG ausgegebenen Ziele wurden indes immer klar verfehlt, Millionen erfolglos ausgegeben.

„Wir dachten alle , dass wir trotz der finanziellen Einschränkungen auch für diese Serie ordentlich aufgestellt waren“, sagt Lüders. Wenn es gut läuft, hatte er geglaubt, sei Platz sechs möglich, wenn es schlecht läuft, Rang sieben oder acht. An Abstieg habe er „bei dieser personellen Besetzung“ nie gedacht.

Doch das Team wurde – wieder einmal – schlecht zusammengestellt. Die niederländische Nationalspielerin Flore Gravesteijn verließ nach ständigen Konflikten mit dem Trainerteam Hamburg vor zehn Tagen vorzeitig. Das Zuspiel, die strategisch enorm wichtige Ballverteilung nach der Annahme des gegnerischen Aufschlags, war lange Zeit nicht erstligareif, mit der Ende November verpflichteten Serbin Jovana Gogic kam zuletzt etwas mehr Struktur in die Angriffe. „Wir haben viel Zeit verloren, weil sich die Mannschaft jetzt mit Jovana noch einspielen muss“, sagt Lüders.

Der Frage, wer für die permanenten Fehleinschätzungen und Fehleinkäufe der vergangenen acht Jahre verantwortlich sei, weicht Lüders lange aus, schließlich sagt er: „Ich hätte manchmal andere Entscheidungen getroffen.“ Vor dieser Saison habe er sich dafür eingesetzt, dass der damalige Co-Trainer Sebastian Leipold zum Cheftrainer aufrückt und von Soosten Manager bleibt. Bei Aurubis habe man das anders gesehen. Der Hauptsponsor hatte sich von Anfang an ein Mitspracherecht im sportlichen Bereich vertraglich zusichern lassen, wie andere Unterstützer auch. Kritik an den Geldgebern will Lüders nicht aufkommen lassen: „Ohne Aurubis würde es uns längst nicht mehr geben. Dann hätten wir den Laden schon vor acht Jahren zugemacht.“

Dass dem Club mehr sportliche Kompetenz guttun würde, gutgetan hätte, ein Korrektiv zum Trainer, eine Zweitmeinung, will Lüders nicht verhehlen: „Ein sportlicher Leiter kostet Geld, das wir früher lieber in das Team und jetzt in die Strukturen gesteckt haben.“ Die Mannschaft bedauert das. Ihr fehle genau dieser weitere Ansprechpartner, ist zu hören.