Trotz eines grippalen Infekts fuhr Maria Riesch bei der Ski-WM. Sie wurde Elfte. Aber die Fans feierten sie für ihren eisernen Willen.

Garmisch-Partenkirchen. Da lag Maria Riesch plötzlich im Schnee und schien sich kaum mehr zu rühren. Nur der Brustkorb, das sah man aus der Ferne, hob und senkte sich, und irgendwann, nach ein paar aufmunternden Worten des Stadionsprechers und unter dem Applaus von 10 000 Zuschauern, erhob sich die Deutsche im Zielraum. Die Anzeigetafel wies zwei Sekunden Rückstand auf die Führende Österreicherin Elisabeth Görgl auf. Riesch winkte matt, dann schob sie sich erschöpft mit Stockschüben Richtung Ausgang. Schon da musste sie geahnt haben: Mit einer Medaille wird es heute bei allem Heldenmut nichts werden.

Dass sie in der Super-Kombination nach der morgendlichen kraftraubenden Abfahrt dennoch auch den Slalom am Nachmittag in Angriff nahm, honorierte das Publikum mit Jubel. "Bei einer Heim-WM bleibt man nicht einfach zu Hause krank im Bett liegen", befahl sich Riesch und schilderte ihre Probleme mit den Folgen einer Virusinfektion, deren Fieber sie zumindest überstanden hatte: "Ich habe noch ein bisschen Husten. Während der Abfahrt war es im oberen Streckenabschnitt noch okay. Unten ist es mir aber immer schwerer gefallen, in die Hocke zu gehen. Aber ich habe mich durchgebissen. Ich wäre lieber um die Medaillen mitgefahren, aber es hat einfach nicht gereicht."

Durchgebissen hat sie sich dann auch durch den Slalom, den die Disziplin-Weltmeisterin mit sichtlich weniger Explosivität als üblich bestritt und an dessen Ende sie kaum Zeit hatte gutmachen können. So wurde Riesch letztlich Elfte, eine zweite Deutsche war nicht am Start gewesen. Es gewann die im Weltcup bislang sieglose Österreicherin Anna Fenninger mit neun Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Slowenin Tina Maze und 27 Hundertstelsekunden auf Anja Pärson aus Schweden. Elisabeth Görgl fiel noch auf Rang fünf zurück, sie hatte am Dienstag im Super-G ebenfalls Gold für Österreich gewonnen.

Ob der Entschluss zu einem Start gestern richtig und inwieweit er vernünftig gewesen war nach zwei Tagen mit Fieber, wird sich für Maria Riesch nun am Sonntag erweisen. Dann beginnt um 11 Uhr die Abfahrt - jenes Rennen also, in dem sie nach ihren eigenen Vorgaben am liebsten eine Goldmedaille gewinnen würde. "Ich glaube, dass es die richtige Entscheidung war", sagte die Olympiasiegerin über ihren hehren Versuch, den eigenen Körper zu besiegen. Riesch gab aber auch zu: "Es wird jetzt schon schwierig, mich auszukurieren. Ich fühle mich schlapp und habe Husten, beim Fahren tut es weh, wenn man nicht richtig Luft holen kann. Aber ich will nicht jammern."

Immerhin hat Maria Riesch nun wenigstens einmal die Abfahrtsstrecke gefahren und kennengelernt. Eine weitere Möglichkeit wäre das heutige Training gewesen. Die Organisatoren sagten es jedoch ab, weil die hohen Temperaturen in Garmisch-Partenkirchen der Piste zusetzen, auf der heute zudem zunächst die Männer ihre Spezial-Abfahrt absolvieren sollen. Gestern war es im Zentrum von Garmisch-Partenkirchen beinahe zwölf Grad warm.

Maria Riesch wird über den Tag ohne offizielles Training sicherlich nicht böse sein. Gestern wollte sie gleich nach dem Slalom zusehen, "dass ich so schnell wie möglich ins Bett komme". Normalerweise regeneriere sie schnell und habe auch gute ärztliche Betreuung. Jetzt hofft sie nur, "dass ich meinen Punch wiederbekomme".

Die WM-Abfahrten der Männer (Sonnabend) und Frauen (Sonntag) werden jeweils um 11 Uhr live im ZDF übertragen.