Das DSV-Quartett holte bei der Heim-WM den Titel und verwies Frankreich und Norwegen auf die Plätze. Neuner überraschend schwach.

Ruhpolding. MIssion Titelverteidigung geglückt. Die deutsche Frauen-Staffel hat bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Ruhpolding die Goldmedaille geholt und somit ihr Kunststück aus dem Vorjahr wiederholt. Angeführt von Magdalena Neuner (Wallgau) brauchte das DSV-Quartett mit den weiteren Läuferinnen Tina Bachmann (Schmiedeberg), Miriam Gössner (Garmisch) und Andrea Henkel (Großbreitenbach) am Sonnabend für die 4x6 Kilometer lange Schleide 1:09:33,0 Stunden. Frankreich und Norwegen folgten auf den Plätzen zwei und drei.

Dabei zeigte Rekordweltmeisterin Neuner überraschend die schwächste Leistung und musste trotz sechs Nachladern am Schießstand sogar einmal in die Strafrunde. Für den Deutschen Skiverband war es das fünfte Edelmetall im neunten Rennen von Ruhpolding.

„Magdalena Neuner hat schon so viele Staffeln für uns gewonnen, heute haben es eben die anderen für sie gewonnen“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang: „Das macht uns viel Mut für die Zukunft.“ Denn Neuner wird nach dem nächsten Wochenende ohnehin zurücktreten.

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Gut erholt von ihrem enttäuschenden 48. Platz im Einzel zeigte sich Startläuferin Tina Bachmann. Die ehemalige Vizeweltmeisterin im Klassiker benötige im Liegendschießen zwar einen Nachlader, schoss im stehenden Anschlag dann aber schnell und fehlerfrei. „Mich freut die Leistung, denn ich war schon aufgeregt, als ich gehört habe, dass ich starten soll. Ich bin stolz auf mich, wie ruhig ich geblieben bin“, sagte Bachmann. Die 25 Jahre alte Sächsin übernahm auf der Strecke die zwischenzeitliche Führung und übergab als Zweite mit nur 0,6 Sekunden Rückstand auf Frankreich an Rekordweltmeisterin Neuner.

Die 25-Jährige aus Wallgau hatte zuletzt meist die Rolle der Schlussläuferin des DSV-Teams inne, doch die Trainer wollten vor 28.000 Zuschauern in der ausverkauften Chiemgau Arena eine neue taktische Variante versuchen. Neuner sollte früh im Rennen eine Lücke reißen, um ihren Teamkolleginnen der Druck zu nehmen. Doch das misslang. Bereits bei ihrem ersten Schießen benötigte Deutschlands Sportlerin des Jahres drei Extrapatronen und verhinderte nur knapp den Besuch in der Strafrunde.

In diese musste Neuner dann im Anschluss an das Stehendschießen einmal, nachdem sie vier Fehler geschossen hatte und diese durch ihre drei Nachlader nicht mehr ausbügeln konnte. Im vorletzten WM-Rennen ihrer Karriere übergab Neuner, die in Ruhpolding bereits drei Medaillen gewonnen hatte, mit 10,4 Sekunden Rückstand auf die Slowakei an Position drei.

„Es war nicht das Schießergebnis, das ich mir erhofft hatte. Es ist ein komisches Gefühl, denn ich habe hier im Training liegend noch gar keinen Fehler geschossen“, sagte Neuner: „Umso länger man beim Schießen steht, umso schwerer wird es, weil man den Puls spürt. Am Ende ist es mit den zehn Sekunden Rückstand noch gut gelaufen.“

Miriam Gössner hielt nach einem Extraschuss im liegenden Anschlag zunächst Position drei, kam dann in ihrer zweiten Runde kurz ins Straucheln und stürzte („Ich wollte mich vor den Trainern verneigen“), ehe sie nach einem weiteren Nachlader erneut die Führung übernahm. Die 21-Jährige schickte Schlussläuferin Andrea Henkel nach einer starken Laufleistung mit 17,5 Sekunden Vorsprung auf Frankreich an Position eins auf die letzten Kilometer. „Beim Rennen war ich überhaupt nicht nervös. Ich wollte mein eigenes Rennen laufen, das ist mir gelungen. Ich habe mich sicher gefühlt“, sagt Gössner: „Das war wirklich gut.“„

Henkel machte es nicht schlechter und verteidigte den Vorsprung auf den letzten drei Runden souverän. Die Grande Dame des deutschen Teams zeigte keinerlei Nerven und sicherte sich ihren achten Weltmeistertitel. “Es war eine Meisterleistung von ihr„, sagte Müssiggang.(sid/abendblatt.de)