Des einen Leid, des anderen Freud. So verhält es sich auch mit dem Material, dass Sie schneller durch das nasse Element vorankommen lassen soll. Doch was bahnt einem schneller den Weg durch das Wasser und was kann man vermeiden?

Der Schwerpunkt des Marktes

Beim Triathlon ist die Entwicklung der Produkte für das Segment Schwimmen stark akzentuiert auf den Neoprenanzug, denn dieser potenziert die Effizienz bei vielen Schwimmern ungemein. Gleich hinter den „Neos“ rangieren weitere Bekleidungsarten für den Einsatz im Wasser und jüngst gilt hier ein entscheidender Zweig den „Speedsuits".

Nicht ganz so stark gestaltet sich derzeit die Entwicklung um die Schwimmbrille, obwohl diese ebenso wichtig ist. Alles weitere, wie Trainingsutensilien, werden aus dem soliden Schwimmmarkt in den Triathlonbereich übernommen, lediglich hier und da gibt es Optimierungen.

Der Neoprenanzug

Der Markt der zweiten, schwarzen Haut ist sehr groß geworden. Neben vielen bereits etablierten Herstellern wachsen zunehmend weitere Neulinge hinzu. Den Überblick dabei zu wahren ist schwierig und macht die Entscheidung zum eigenen Neo nicht unbedingt leicht. Gerade durch die enorm unterschiedliche Preisgestaltung mit einer Differenz zum Konkurrenzprodukt von bis zu 500 Euro wird meist kein Spielraum für ein wirkliches Hinterfragen gelassen, was ein Neo im Verhältnis zum eigenen Leistungsniveau können sollte. Das auch hier teuer nicht gleich das Beste für die Triathletin und den Triathleten bedeuten muss, bedingt sich dadurch, dass Neos unterschiedliche Charakterzüge haben, die für den einen angenehm, für den anderen eher unvorteilhaft sind.

Worauf nun achten? In erster Linie generieren sich die Entscheidungskriterien aus Auftrieb, Flexibilität und Passform. Technikschwächere Schwimmer profitieren ungemein vom Auftrieb, der ein Neo aufgrund seiner Materialstärke und, in wenigen Fällen, der Luftkammernkonstruktion innerhalb des Neoprens bietet. Der Effekt ist, dass die Wasserlage, die Technikschwächere aufweisen, massiv stabilisiert wird und der Schwimmer dann relativ eben im Wasser liegt. Das Ergebnis ist erwiesenermaßen ein schnelleres Schwimmen, da durch das Erreichen einer besseren Wasserlage der Wasserwiderstand erheblich reduziert wird. Also ein Traum für vermeintliche Technikdefizite des Schwimmers.

Man sollte sich allerdings nicht nur vom Auftrieb blenden lassen. Auch hier kann es große Unterschiede geben: Einige Neos bieten wenig, andere extrem viel Auftrieb. Die Unterschiede kommen dadurch zu Stande, dass das Material „Neopren“ an sich verschiedene Qualitäten aufweisen kann und somit auch unterschiedliche einhergehende Eigenschaften. Darüber hinaus ist es entscheidend, wie dick der Neo ist und hierbei kommt es auf ein gezieltes Spiel mit unterschiedlichen Dicken für das Gesamtkonstrukt an. Eine Dicke von 5 Millimetern gilt als sehr auftriebsstark, ist aber auch einfacher zu produzieren. Demnach sind günstigere Neos fast überall gleich stark oder weisen nur leichte Unterschiede auf, wobei ein effizienter Auftrieb über dickeres Material im Torsobereich und bei den Oberschenkeln erreicht wird. Einige Hersteller sind dann auf die Idee gekommen, im Neopren an den besagten Stellen, Luftkammern einzubauen, so dass noch mehr Auftrieb gewährt werden kann. Eine Innovation, die sicherlich ganz nett ist, aber auch für den Auftriebssuchenden kein Muss darstellt.

Erlangt man über einen Neo zu viel Auftrieb, kann der Effekt auch nachteilig sein. Der Schwimmer liegt dann sehr weit aus dem Wasser, so dass er die Oberflächenwasserspannung nahezu teilt und somit einen ungünstigen Wasserwiderstand erzeugt. Für eine ruhige kontinuierliche Wasserlage müsste der Körper tiefer im Wasser liegen.

Flexibilität ist ein anderes hohes Gut, wenn es um die Wahl eines effizienten Neos geht. Mit Flexibilität ist gemeint, während der Aktivität so bewegungsfrei wie nur möglich zu schwimmen, ohne dass das Material des Neos die Muskulatur limitiert. Und dies wird dadurch erreicht, dass der Arm- und Schulterbereich mit einer dünneren Neoprenschicht versehen wird – derzeit liegt die dünnste Stärke des Neoprens bei 1 Millimeter.

Der Stressfaktor auf die Arme kann somit stark reduziert werden, so dass nicht zu viel Energie dafür verschwendet wird, gegen das Material zu arbeiten. Dünne hat aber in einigen Fällen seinen Preis und dies in zweierlei Hinsicht: Zum einen sind ausgeklügelte Neos mit dünn verarbeitetem Neopren recht kostenintensiv, zum anderen ist das dünne Material verhältnismäßig anfällig für Risse. Vorsicht ist angesagt.

Dünne Neos bieten vornehmlich den guten Schwimmern mit einer ausgezeichneten Technik Vorteile. Durch die gute technikbedingte Wasserlage wird der Auftrieb über Material wesentlich weniger wichtig bis hinfällig – mehr Flexibilität ist gefragt, da die Vortriebsmuskulatur so effizient wie nur möglich arbeiten soll.

Die Passform eines Neo wird beim Anprobieren ersichtlich. Hier gibt es keine Pauschalempfehlung, das Wohlfühlen ist entscheidend. Der Anzug darf nun nicht zu sehr einengen, aber auch nicht zu locker sein und da jeder bekanntlich seine Problemzonen hat, gestaltet sich die Entscheidung für den bequemen Neo sehr individuell.

Der ultimative Konsens wäre dann der Komfort in Kombination mit Vortriebsstärke. Um einen guten Komfort zu erhalten, muss ein Neo in Punkto Auftrieb, Flexibilität und Passform harmonisch aufeinander abgestimmt sein. Das muss nicht mit einem Einheitsrezept geschehen, denn diverse Neohersteller verfolgen andere Prinzipien und unter dem Strich kommen gleichermaßen gute Neos heraus.

Innovationen wie „Aquacatch Panels“ zum besseren Greifen des Wassers oder aber auch Stromlinienführungen im Material können getrost vernachlässigt werden. Der Kauf eines Neos ist sicherlich nicht einfach, aber es gibt die Möglichkeit sie auch im Wasser zu testen. Viele Hersteller bieten Testschwimmen an ausgewählten Stützpunkten kurz vor oder am Anfang einer Saison an. So hat man die Gelegenheit, viele unterschiedliche Eindrücke zu sammeln und sich selbst ein Bild zu machen – learning by doing wäre eher angebracht, als sich nur vom Marketing und der Optik der Neos verleiten zu lassen.

Speedsuits

Immer genau dann, wenn ein Neo aufgrund von hoher Wassertemperatur im Wettkampf nicht gestattet ist, soll der Speedsuit die Wasserlage und die Aquadynamik verbessern. Dies geschieht dadurch, dass das Textil Neopren perforiert ist und somit der Anzug für marginal mehr Auftrieb sorgen kann. Viel entscheidender sind aber die guten Gleiteigenschaften des Materials im Wasser – man gleitet mit minimiertem Widerstand. Speedsuits gibt es in den verschiedensten Ausführungen, hier ist ein sinnvolles abwägen sehr individuell. Aber Sinn machen die Schnellmacher auf alle Fälle – gerade bei 3,8km. Einen breiten Einsatz finden die Speedsuits auch im Langdistanzschwimmen.

Trainingsbegleiter

Utensilien für das Schwimmtraining sind oftmals sinnvoll, gerade wenn es darum geht, Abwechslung ins Training zu bringen oder Akzente zu setzen. Die Pullbuoy z.B. entlastet die Beine für den Vortrieb, dafür baut man etwas mehr Körperspannung auf und hat eine engere Wasserlage. Das Schwimmbrett kann als Pullbuoy-Ersatz dienen, sollte aber in erster Line zum Einsatz kommen, wenn der Beinschlag trainiert wird (Arme werden entlastet, Vortrieb nur noch über Beine). Um Kraft im Arm- und Oberkörperbereich auszubauen, sind Paddles sehr hilfreich, die es in diversen Größen gibt. Bei den Paddles gibt es über die verschiedenen Größen hinaus noch weitere Variationen, die nützlich sind.

Ein Hersteller hat z.B. flexible Paddles im Angebot, mit denen sich das Wasser sogar greifen lässt – ein dynamischeres Schwimmgefühl. Eine weitere nette Innovation sind die Antipaddles: abrundete Klötze, die man ebenso wie ein Paddle greift. Beim Schwimmen wird so der Widerstand fast aufgehoben – ideal für das Üben einer guten Koordination der Arme im Wasser. Was die Paddles für die Arme sind, sind die Flossen für die Beine. Wenn Akzente auf die Beine gesetzt werden, dann sind Flossen zu empfehlen.