Toller Triumph für die deutschen Skijägerinnen. Im Massenstart gewinnt Magdalena Neuner ihre zweite Goldmedaille. Hauswald holt Bronze.

Vancouver. Laufwunder Magdalena Neuner hat sich mit ihrer zweiten Goldmedaille zur Königin der Winterspiele von Vancouver gekrönt. Mit einer grandiosen Schlussrunde in einem dramatischen Massenstart-Rennen holte sich die Biathletin ihren zweiten Olympiasieg und rannte mit einem strahlendem Lächeln und emporgereckten Armen über die Ziellinie. Den deutschen Jubeltag im Sonnenschein von Whistler rundete Simone Hauswald mit Bronze ab.

„Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, und schwupps habe ich meine zweite Goldmedaille“, sagte Neuner überglücklich. DOSB-Präsident Thomas Bach verneigte sich: „Die Mädels sind einfach phantastisch. Das war ein grandioser Schlussspurt.“

7,3 Sekunden hatte Neuner nach dem letzten Schießen noch Rückstand auf die Russen Olda Saizewa gehabt, im Ziel waren es 5,5 Sekunden Vorsprung auf die Silbergewinnerin. Die sechsmalige Weltmeisterin Neuner hat nun drei Medaillen - außerdem Gold im Jagdrennen und Silber im Sprint - auf dem Konto und kriegt auf der Heimreise Probleme mit dem Handgepäck: „Die Medaillen sind so schwer.“

Magdalena Neuner spricht im Interview über ihren zweiten Gold-Lauf: " Ich denke, das geht so weiter "

Die deutsche Kolonie auf der Tribüne stimmte das Lied „So sehen Sieger aus“ an, während Bundestrainer Uwe Müssiggang seine Frauen in den Arm nahm. „So sehen Champions aus. Beim letzten Stehendschießen haben die beiden extrem gut gearbeitet“, sagte der Goldschmied, der nach der Saison zum Oberboss für Frauen und Männer aufsteigt. Sein Sportdirektor Thomas Pfüller hatte Tränen in den Augen: „Unglaublich, wie die Mädels dem großen Druck standgehalten haben.“

„Natürlich bin ich mit Gold und Silber definitiv zufrieden. Aber ich weiß genau, dass ich noch mehr schaffen kann“, hatte Neuner vor dem Rennen gesagt: „Im Massenstart geht es vom Start weg Frau gegen Frau. Da geht es auch mal sehr eng zu. Das gefällt mir.“ Mit dem Selbstbewusstsein eines WM-Titels von 2008 und drei Weltcup-Siegen war Neuner in ihr Lieblingsrennen Massenstart gegangen.

Zuerst übernahm die Teamkollegin Kati Wilhelm die Führung, doch dann machte Neuner das Tempo. Beim ersten Schießen leistete sich die Topfavoritin genau wie Wilhelm und Henkel jedoch einen Fehler. Ohne Fehlschuss kam nur Simone Hauswald durch, die fortan als Spitzenreiterin das Tempo bestimmte. Neuner hatte 20 Sekunden Rückstand und musste von hinten auf die Jagd gehen.

Auch beim zweiten Liegendschießen fielen bei Hauswald alle Scheiben. Magdalena Neuner bleib bei ihrer Schneelfeuer-Einlage ebenfalls fehlerlos und ging als Achte mit 19 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiterin Hauswald wieder zurück auf die Strecke. Die dreimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm ließ dagegen gleich drei Scheiben stehen und büßte so frühzeitig die letzte Chance auf die ersehnte Einzelmedaille ein.

„Der Druck war riesig. Ich wollte unbedingt eine Einzelmedaille“, hatte Kati Wilhelm vor dem Rennen gesagt. Doch die Vierte über 15 km verfehlte dieses Ziel bei ihrer letzten Chance klar. Hauswald forcierte derweil vorn das Tempo und versuchte, sich von ihren Verfolgerinnen abzusetzen. Beim ersten Stehendschießen ließ Hauswald allerdings zwei Scheiben stehen und fiel zurück. Auch Neuner patzte einmal, womit plötzlich Andrea Henkel auf Platz sechs die beste Deutsche vor Hauswald und Neuner war.

Die beiden laufstärksten deutschen Frauen holten bis zum finalen Stehendschießen wieder ein paar Sekunden auf. Beide gingen volles Risiko und schossen null. Neuner ging auf die Jagd, holte Saizewa ein und ließ sie am Ansteig einfach stehen. Wie bei den letzten beiden Winterspielen von Turin und Salt Lake City stehen nach den Einzelrennen vier Medaillen für die deutschen Biathletinnen zu Buche - und Neuner will am Dienstag mit der Staffel ihr drittes Gold gewinnen.