Die 23-jährige Biathletin Magdalena Neuner musste sich über 7,5 Kilometer nur der Slowakin Anastasia Kuzmina geschlagen geben.

Whistler/Vancouver. Magdalena Neuner hat die erste Medaille für Deutschland gewonnen. Die Olympia-Debütantin hat damit ein Fehlstart für die deutsche Biathlon-Mannschaft verhindert, da ihre Teamkolleginnen schwächelten. „Die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen – das ist ganz schön cool, absolute Spitze. Ich genieße es und freue mich“, sagte die sechsmalige Weltmeisterin Neuner nach Platz zwei hinter Überraschungs- Olympiasiegerin Anastasia Kuzmina. Die Skijägerin aus der Slowakei benötigte am Samstag in Whistler 19:55,6 Minuten für die 7,5 Sprint-Kilometer.

„Der Weg ist bereitet“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach. „Ich bin froh, dass eine durchgekommen ist“, meinte Bundestrainer Uwe Müssiggang und gab zu: „Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen.“ Sieben weitere Fehler am Schießstand waren für den Rest des erfolgsverwöhnten deutschen Teams im Medaillenkampf zu viel: Simone Hauswald (Platz 26), Andrea Henkel (27) und Kati Wilhelm (30) gingen vor 5000 Zuschauern im Biathlon-Stadion im Whistler Olympic Park leer aus.

Ein Fehler im Stehendschießen kostete der sechsmaligen Weltmeisterin Magdalena Neuner das ersehnte Gold. Das gewann Kuzmina, die ebenfalls einmal nicht getroffen hatte. Die Vize-Weltmeisterin im Massenstart hatte aber lediglich 1,5 Sekunden Vorsprung. Die 25- Jährige holte das erste Gold für ihr Land bei Winterspielen. Bronze gewann die Französin Marie Dorin, die 10,9Sekunden zurück lag.

Magdalena Neuner verschaffte sich jedoch für das Verfolgungsrennen am Dienstag eine gute Ausgangsposition. „1,5 Sekunden Rückstand sind nicht sehr viel für den Verfolger. Ich weiß, dass die Goldmedaille zum Greifen nah ist“, sagte Magdalena Neuner. Sie versprach:„Wir werden noch viel Spaß haben.“

„Mit Silber braucht man nicht wirklich traurig sein“, sagte sie. „Ich wundere mich über mich selber, habe keinen Druck verspürt“, meinte die 23 Jahre alte Skijägerin vier Tage nach ihrem Geburtstag. „Für mich war es ein normales Rennen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es Olympia ist“, versicherte sie.

Bei ihrem ersten Olympia-Auftritt sprintete Magdalena Neuner bei leichtem Regen zum Schießstand. Mit traumwandlerischer Sicherheit räumte sie 23-Jährige im Liegendanschlag alle fünf Scheiben ab. Da ballte auch DOSB-Präsident Bach erfreut die Faust. Die sechsmalige Weltmeisterin verfehlte im Stehendschießen zwar gleich die erste Scheibe, doch dann traf sie viermal. „Nach dem Fehlschuss habe ich einfach weitergeschossen“, sagte sie über ihren Neubeginn.

Beim Abschied von der Olympia-Bühne musste Kati Wilhelm im Liegendanschlag gleich zweimal in die Strafrunde. Die dreimalige Olympiasiegerin blieb auch im Stehendanschlag nicht fehlerfrei. Auch Andrea Henkel, wie Neuner sechsmalige Weltmeisterin und dazu zweimalige Olympiasiegerin 2002, reihte sich als letzte der vier deutschen Starterinnen mit zwei Patzern in die Liste der Fehlschützinnen ein. „Ich weiß noch nicht, wie ich das einordnen soll. Das muss sich erst einmal setzen“, sagte Andrea Henkel.

Simone Hauswald, in Turin nur Ersatzfrau, war mit der Startnummer 11 als erste Deutsche auf die Jagd gegangen. Die Vize-Weltmeisterin auf dieser Strecke musste nach einem Fehlschuss im Liegendschießen auf die 150 Meter lange Strafrunde. Rund 25 Sekunden verlor die 30 Jahre alte Sportsoldatin dadurch. Stehend ging dann der letzte Schuss daneben – der Traum von der Medaille war geplatzt. „Das Rennen ist abgehakt. Aber es geht weiter“, sagte Hauswald kämpferisch.

Insgesamt nahmen 89 Skijägerinnen an der ersten Biathlon- Entscheidung dieser Winterspiele teil. Für die Männer beginnt die Medaillenjagd am Sonntag. Topfavorit ist der Norweger Ole Einar Björndalen. Um eine Medaille kämpfen auch die deutschen Skijäger mit dem dreimaligen Olympiasieger Michael Greis an der Spitze.

Die Siegerehrung am Abend genoß Neuner sehr. „Bei der Nationalhymne war es sehr emotional. Man braucht Zeit, das zu verarbeiten„“, sagte die Silbermedaillen-Gewinnerin nach der Zeremonie im Regen auf der Medals Plaza in Whistler. „Ich habe mich bemüht, nicht loszuheulen“, meinte Neuner.

Auf ihrer letzten Pressekonferenz am Samstagabend gab sich Neuner als sympathische Botschafterin ihrer Heimat. „Auf einmal bin ich dagestanden und habe diese Medaille in der Hand gehabt. Und dann habe ich die Fahne gesehen, die Nationalhymne haben sie gespielt und da habe ich gemerkt, davon habe ich wirklich geträumt, jahrelang, schon als Kind. Das ist einfach ein ganz großer Traum, der in Erfüllung gegangen ist“, meinte die Olympia-Zweite. Dann hatte die sechsmalige Weltmeisterin nur noch einen Wunsch:„Ab ins Bett.“