Die 302 Olympiasieger sind gefunden. Am Sonntag gingen in London die 30. Sommerspiele zuende - mit “der besten Aftershow-Party der Geschichte“.

Mit einer rauschenden Party hat sich London nach 16 Tagen voller sportlicher Höhepunkte von Olympia verabschiedet. Bevor IOC-Präsident Jacques Rogge die Spiele der XXX. Olympiade offiziell für beendet erklärte, sahen 80.000 Zuschauer im Stadion und Milliarden Menschen an den Fernsehschirmen eine Schlussfeier der Superlative, die massenweise Topstars, aber auch nachdenkliche Momente bot.

„Die Spiele haben die Welt ein wenig näher zusammengebracht und uns daran erinnert, dass wir eine einzige Menschheit sind“, sagte OK-Chef Sebastian Coe ans Publikum gewandt: „Es waren exzellente, aber keine extravaganten Spiele. In Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise waren sie vielmehr nachhaltig und verantwortungsbewusst.“

Bei aller Verantwortung gönnte London der Welt in den letzten 165 olympischen Minuten eine Show vom Feinsten mit spektakulären Lichteffekten, liebevollen Kulissen, Feuerwerk und fast 4000 Statisten. Um Punkt 21.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) eröffnete die schottische Sängerin Emeli Sande den Reigen der Musikgrößen, gefolgt von Madness mit ihrem Gassenhauer „Our House“.

Um 21.31 Uhr strömten Tausende Sportler ins Stadion, darunter rund 300 Deutsche. Deren Flagge trug Ruderer Kristof Wilke, Steuermann des siegreichen Deutschland-Achters. Unter großem Jubel erhielt Stephen Kiprotich aus Uganda, der sensationell am Mittag den Marathon gewonnen hatte, als letzter Olympiasieger seine Goldmedaille und tanzte dann ausgelassen mit der Masse in die Nacht.

Die passende Musik kam unter dem Motto „A Symphony of British Music“ von einigen der größten Stars des Königreiches. George Michael sang „Freedom“, die Spice Girls stimmten bei ihrem letzten gemeinsamen Auftritt „Wannabe“ an, die Pet Shop Boys „West End Girls“. Oasis-Rüpel Liam Gallagher röhrte „Wonderwall“, Fat Boy Slim heizte mit „Right Here, Right Now“ ein. Monty-Python-Ikone Eric Idle sorgte mit „Always Look on the Bright Side of Life“ für ein riesiges Pfeifkonzert - im positivsten Sinne freilich.

Auf einem der vielen Höhepunkte feuerten die Queen-Heroen Brian May und Roger Taylor ihr „We Will Rock You“ in den Londoner Nachthimmel - und auf der Tribüne klatschte Prinz Harry mit.

Queen Elizabeth II. hat der britischen Olympia-Mannschaft zu ihrem außergewöhnlichen Erfolg bei den Spielen in London gratuliert. „Die außerordentliche Vorstellung hat das ganze Land inspiriert“, schrieb die Queen an das Team GB. Die Briten haben bei ihren Heim-Spielen mit 29 Goldmedaillen ihr bestes sportliches Ergebnis seit mehr als 100 Jahren eingefahren. Die Queen richtete ihre Gratulation auch an alle Athleten, die für die Länder des Commonwealth angetreten sind. Sie hätten die Menschen wahrlich in ihren Bann gezogen und hätten Bewunderung verdient, schrieb die 86 Jahre alte Monarchin in ihrer Botschaft.

Die Hockey-Herren hatten zuvor für das deutsche Olympia-Team in London den goldenen Schlusspunkt gesetzt. Mit dem 2:1-Finaltriumph über die Niederlande machte die Mannschaft den insgesamt vierten Olympiasieg nach 1972, 1992 und 2008 perfekt. Mountainbikerin Sabine Spitz holte am letzten Wochenende der Spiele Silber und komplettierte nach Bronze 2004 in Athen und Gold 2008 in Peking ihre olympische Medaillensammlung.

Mit elfmal Gold, 19 Mal Silber und 14 Mal Bronze schloss das deutsche Team die Länderwertung nach 302 Entscheidungen als Sechster ab. Insgesamt sammelten die Sportler in der britischen Hauptstadt 44 Medaillen und damit drei mehr als vor vier Jahren.

Für Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn erfüllte sich im Modernen Fünfkampf die Hoffnung auf erneutes Edelmetall nicht. Die Berlinerin belegte am Sonntag im letzten Wettbewerb der Spiele den 15. Platz. Für Manuel Fumic waren die Medaillen im Mountainbikerennen der Männer auf Rang sieben außer Reichweite.

Das US-Team hat China wieder als Nummer eins der olympischen Länderwertung abgelöst. Die Amerikaner lagen mit 45 Gold-, 29 Silber- und 29 Bronzemedaillen deutlich vor den Sportlern aus dem Reich der Mitte (38-27-22). China hatte 2008 in Peking 51 Olympiasiege gefeiert. Großbritannien sicherte sich Rang drei im Medaillenspiegel. IOC-Präsident Jacques Rogge stellte den London-Spielen schon vor der Schlussfeier ein hervorragendes Zeugnis aus: „Ich bin ein glücklicher und dankbarer Mann. Es waren absolut fabelhafte Spiele.“

Als Schlussläufer der jamaikanischen 4 x 100-Meter-Staffel hatte Supersprinter Usain Bolt am Samstagabend den goldenen Hattrick perfekt gemacht. Der jetzt sechsfache Olympiasieger und seine Kollegen ließen das US-Quartett im Finale klar hinter sich und sorgten in 36,84 Sekunden für den vierten Leichtathletik-Weltrekord der Spiele. Den dritten hatte zuvor die russische Geherin Jelena Laschmanowa über 20 Kilometer aufgestellt.

Der Brite Mo Farah schaffte das goldene Olympia-Double über die Langstrecken. Als siebter Läufer gewann er bei Olympia nach dem Rennen über 10 000 Meter auch über 5000 Meter. Überraschungs-Gold im Speerwurf ging an Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago. In der 4 x 400 Meter-Staffel holten die Amerikanerinnen in der drittschnellsten je gelaufenen Zeit den Sieg. Das übrige Gold ging durch Marija Sawinowa über 800 Meter und Hochspringerin Anna Tschitscherowa an russische Athletinnen. Im Marathon siegte Stephen Kiprotich, der Uganda das erste Olympia-Gold seit 40 Jahren bescherte.

Die NBA-Stars aus den USA gewannen wie erwartet die Goldmedaille im Basketball. Im Finale besiegten die Amerikaner Europameister Spanien mit 107:100 und wiederholten ihren Erfolg von 2008. Auch Frankreichs Handballer holten zum zweiten Mal nacheinander Gold. Das Team um Superstar Nikola Karabatic siegte im Finale gegen Schweden mit 22:21.

Brasiliens Fußballer müssen weiter auf ihr erstes Olympia-Gold warten. Der fünfmalige Weltmeister verlor das Finale gegen Mexiko mit 1:2 und belegte zum dritten Mal nach 1984 und 1988 nur Platz zwei. Volleyball-Gold sicherte sich Russland. Als erster Gymnastin gelang es der Russin Jewgenia Kanajewa, ihren Olympiasieg zu wiederholen.

Auch Martin Wolfram und Sascha Klein konnten den deutschen Wasserspringern im letzten Wettbewerb in London nicht die erste Medaille bescheren. Das Duo musste sich im Wettkampf vom Turm mit den Rängen acht und zehn zufriedengeben. Damit blieben die deutschen Springer wie zuletzt 1988 ohne olympische Plaketten. Auch die deutschen Freistilringer gingen leer aus. Tim Schleicher im Limit bis 60 Kilogramm und sein Teamkollege Nick Matuhin in der Klasse bis 120 Kilogramm verpassten jeweils den Bronze-Kampf.

Die erfolgsverwöhnten Kanuten blieben am letzten Finaltag auf dem Dorney Lake medaillenlos. Ronald Rauhe belegte über 200 Meter sowohl im Kajak-Einer als auch im Zweier mit seinem Partner Jonas Ems nur den achten und letzten Platz.

Die Highlights für Sonntag, 12. August:

BASKETBALL: Herren: Gold: USA; Silber: Spanien; Bronze: Russland;

BOXEN: Fliegengewicht (bis 52 kg), Männer: Gold: Robeisy Ramirez-Carrazana (Kuba); Silber: Tugstsogt Nyambayar (Mongolei); Bronze: Mischa Alojan (Russland) und Michael Conlan (Irland);

Leichtgewicht (bis 60 kg), Männer: Gold: Vasil Lomachenko (Ukraine); Silber: Han Soonchul (Südkorea); Bronze: Yasnier Toledo Lopez (Kuba) und Evaldas Petrauskas (Litauen);

Weltergewicht (bis 69 kg), Männer: Gold: Serik Sapijew (Kasachstan); Silber: Freddie Evans (Großbritannien); Bronze: Taras Schelestijuk (Ukraine) und Andrej Samkowoi (Russland); in der ersten Runde ausgeschieden: Patrick Wojcicki (Wolfsburg)

Halbschwergewicht (bis 81 kg), Männer: Gold: Igor Mechontschew (Russland); Silber: Adilbek Nijasimbetow (Kasachstan); Bronze: Yamaguchi Falcao (Brasilien) und Alexander Gwosik (Ukraine); in der zweiten Runde ausgeschieden: Enrico Kölling (Berlin)

Superschwergwicht (über 91 kg), Männer: Gold: Anthony Joshua (Großbritannien); Silber: Roberto Cammarelle (Italien); Bronze: Magomedrasul Majidow (Aserbaidschan) und Iwan Dischko (Kasachstan); in der ersten Runde ausgeschieden: Erik Pfeifer (Lohne)

HANDBALL: Männer: Gold: Frankreich; Silber: Schweden; Bronze: Kroatien;

LEICHTATHLETIK: Marathon, Männer: Gold: Stephen Kiprotich (Uganda) 2:08:01 Stunden; Silber: Abel Kirui (Kenia) 2:08:27; Bronze: Wilson Kiprotich (Kenia) 2:09:37; ohne deutsche Beteiligung

MODERNER FÜNFKAMPF: Damen (19.00 Uhr): Gold: Laura Asadauskaite (Litauen) Silber: Samantha Murray (Großbritannien) Bronze: Yane Marques (Brasilien)

RADSPORT: Mountainbike, Männer, Cross Country: Gold: Jaroslav Kulhavy (Tschechien) 1:29:07 Stunden; Silber: Nino Schurter (Schweiz) 1:29:08; Bronze: Marco Fontana (Italien) 1:29:32; 4. Jose Hermida (Spanien) 1:29:36, 5. Burry Stander (Südafrika) 1:29:37, 6. Carlos Coloma (Spanien) 1:30:07, 7. Manuel Fumic (Kirchheim/Teck) 1:30:31; 8. Geoff Kabush (Kanada) 1:30:43, 9. Alexander Gehbauer (Österreich) 1:31:16, 10. Todd Wells (USA) 1:31:28, ... 29. Moritz Milatz (Freiburg)

RINGEN: bis 66 kg, Männer, Freistil: Gold: Tatsuhiro Yonemitsu (Japan); Silber: Sushil Kumar (Indien); Bronze: Akschurek Tanatarow (Kasachstan) und Liván López (Kuba);

bis 96 kg, Männer, Freistil: Gold: Jacob Varner (USA); Silber: Waleri Andritsew (Ukraine); Bronze: George Gogschelidse (Georgien) und Chetag Gasjumow (Aserbaidschan); ohne deutsche Beteiligung

TURNEN: Gymnastik, Gruppe: Gold: Russland 57,00 Punkte; Silber: Weißrussland 55,50; Bronze: Italien 55,45; Deutschland in der Qualifiktion als Zehnter ausgeschieden

VOLLEYBALL: Männer: Gold: Russland; Silber: Brasilien; Bronze: Italien; 5. Deutschland

WASSERBALL: Männer: Gold: Kroatien; Silber: Italien; Bronze: Serbien

Ab 20.30 Uhr Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2012

(Mit Material von dapd)