Pascal Behrenbruch will die erste deutsche Zehnkampf-Medaille seit 1996 holen. Er sagt, er sei noch stärker als bei seinem EM-Gold. Verfolgen Sie Tag 1 im Zehnkampf hier im Liveticker.

London. Aufgeräumt, selbstbewusst, optimistisch: Als Pascal Behrenbruch vor dem Zehnkampf-Auftakt am Mittwoch olympischen Boden betrat, drang die Zuversicht aus allen Poren des Europameisters. „Eine Medaille ist klar mein Ziel“, erklärte der 1,96 m lange Modellathlet ohne Umschweife. Keine Frage: Am Donnerstag will der junge Hesse als erster Deutscher seit 16 Jahren bei Olympia Edelmetall gewinnen - so frisch und begeisternd wie Frank Busemann 1996 beim Silber in Atlanta.

Etliches spricht dafür, dass es klappen könnte. Schon der EM-Titel von Helsinki mit der Steigerung auf 8558 Punkte war vor sechs Wochen Ausdruck der gereiften Pesönlichkeit. Aus dem Enfant terrible, das regelmäßig aneckte, oft über die Stränge schlug und sich häufig Eskapaden leistete, ist ein reifer Athlet geworden. Und vor allem ein Hoffnungsträger.

Der Reifeprozess setzte ein, nachdem es nach der WM 2011 zwischen ihm und dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zum Bruch gekommen war. Behrenbruch wurde aus dem Top-Team-Kader geworfen, die finanzielle Förderung gestrichen. Seine Reaktion: Er packte seine Sachen, ließ Freundin Sina zurück und fuhr nach Tallinn. Seitdem hat Behrenbruch in Estlands Hauptstadt unter Erki Nool, Zehnkampf-Olympiasieger von Sydney 2000, und dessen ehemaligem Coach Andrej Nasarow trainiert wie nie.

„Ich bin eingenständiger geworden und jetzt komplett für mich selbst verantwortlich“, sagte er. Behrenbruch glaubt, beim DLV habe man seine Individualität unterdrücken wollen: „Aber man kann nicht alle Athleten in ein Schema zwängen.“

Seit dem EM-Sieg scheint Behrenbruch ein anderer Mensch zu sein. Dem Erfolg ordnet er derzeit alles unter. „Ich bin direkt von Helsinki aus nach Estland, habe mich dort intensiv vorbereitet. Alles ist perfekt gelaufen.“ Die beiden letzten Wochen vor Olympia trainierte er in der brandenburgischen Sportschule Kienbaum. „Da war es in den letzten Tagen völlig langweilig. Aber genau das braucht man, diese Ruhe vor dem Sturm. Und jetzt sind wir froh, dass wir hier gelandet sind. Jetzt kann's losgehen.“

An Zuversicht mangelt es nicht: „Ich hatte dieses Jahr zwei Super-Zehnkämpfe, keinerlei Wehwehchen, bin schnellkräftig, habe mich sogar noch verbessert.“ Sein Ziel formuliert er unmissverständlich. „Normal sagt man ja, man soll vorher nicht drüber reden. Aber eine Medaille ist ganz klar mein Ziel, und meine Bestleistung will ich noch ein bisschen nach oben schrauben, wenn die Bedingungen stimmen. Ich gehe ganz selbstbewusst rein.“ Motiviert hat ihn auch das Siebenkampf-Silber von Lilli Schwarzkopf. „Sie hat gezeigt, wie es geht. Ihr will ich's auf alle Fälle nachmachen.“

Er traut sich zu, alle zu schlagen - außer Asthon Eaton. „Wenn der einen Lauf hat, macht er einen neuen Weltrekord. Das tut dem Zehnkampf gut. Er ist ein Superkerl“, sagt Behrenbruch über den Amerikaner, der trotz miserabler Bedingungen bei den US-Trials die Bestmarke (9039) an sich gerissen hatte. „Er ist unschlagbar“, weiß Behrenbruch, „wir kämpfen mit fünf Leuten um Silber und Bronze.“

Mit Material von dpa, dapd und sid