Amerikanischer Judoka und 50-Kilometer-Geher des Dopings überführt. Der Kampfsportler wurde positiv auf Cannabis getestet und musst die Heimreise antreten

London/Rom. Alex Schwazer, italienischer Olympiasieger von Peking über 50 km Gehen, hat für den bislang bedeutendsten Dopingfall während der Olympischen Spiele in London gesorgt. Der 27-Jährige wurde von seinem nationalen Olympia-Komitee CONI von den Wettbewerben ausgeschlossen. Dies berichtet neben mehreren italienischen Medien auch die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf teaminterne Quellen.

Kurz zuvor hatte es den fünften offiziell durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) bestätigten Dopingfall von London gegeben. Judoka Nicholas Delpopolo aus den USA wurde wegen eines eher ungewöhnlichen Dopingverstoßes von den Spielen ausgeschlossen. Der 23-Jährige musste die Heimreise antreten, nachdem er positiv auf Cannabis getestet worden war.

Schwazer, einer der aussichtsreichsten Medaillenkandidaten der Italiener in London, war dagegen noch gar nicht nach England gereist. Eigentlich wollte der Südtiroler am kommenden Samstag über die 50-km-Distanz seinen Olympiasieg von Peking wiederholen. Das CONI bestätigte am Montag lediglich, dass es einen Sportler von den Spielen ausgeschlossen habe, nannte allerdings keinen Namen und keine Sportart.

Schwazer, Verlobter der Eiskunstlauf-Weltmeisterin Carolina Kostner, soll nach einem Test am 30. Juni des Epo-Dopings überführt worden sein. Die Kontrolle, die die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA veranlasst haben soll, wurde angeblich während eines Trainingslagers in Oberstdorf genommen. CONI-Präsident Giovanni Petruzzi und der italienische Chef de Mission Raffaele Pagnozzi hätten umgehend den Ausschluss Schwazers veranlasst.

Am 20-km-Rennen am vergangenen Samstag hatte Schwazer nicht teilgenommen, angeblich wegen Trainingsrückstands als Nachwirkung eines grippalen Infekts. „Es gibt keinen Grund zur Sorge. Alex zieht es nur vor, nicht zu viel Energie zu verschwenden“, hatte der italienische Sportdirektor Francesco Uguagliati gesagt.

Delpopolo sind derweil anscheinend Haschkekse zum Verhängnis geworden. Der Judoka, der am vergangenen Montag in der Klasse bis 73 kg nach seiner Niederlage im Viertelfinale den siebten Platz belegt hatte und nun aus der Wertung genommen wurde, zeigte sich in seiner Rechtfertigung beim IOC zwar nicht als reuiger Sünder - aber durchaus peinlich berührt.

„Der Sportler hat seinen positiven Test mit dem versehentlichen Verzehr von Lebensmitteln begründet, von denen ihm nicht klar war, dass sie mit Marihuana gebacken wurden“, hieß es in einem IOC-Statement. Delpopolo habe sich bei seinen Teamkollegen und Fans entschuldigt und angedeutet, dass ihn sein „Fehler peinlich berührt“ habe. Der Judoka, der seine frühe Kindheit in einem Waisenhaus in Montenegro verbracht hatte und später von einem amerikanischen Ehepaar adoptiert worden war, verzichtete auf sein Recht, in dem Fall angehört zu werden.