Fabian Hambüchen ist auf die internationale Turnbühne zurückgekehrt. Er zeigte sich in Bestform vor und erreichte bei Olympia das Reckfinale.

London. Der Vater zitterte auf der Tribüne, der Onkel brach in Jubelschreie aus: Fabian Hambüchen hat die deutsche Turn-Riege ins olympische Team-Finale geführt und seine Medaillenchancen am Reck und im Mehrkampf gewahrt. Der 24-jährige Wetzlarer kam am Samstag in der Qualifikation mit 90,765 Punkten auf Platz drei im Sechskampf. Seine Reckübung turnte er auf Sicherheit und zog nach sauberer Ausführung als Vierter mit 15,633 Zählern in den Medaillenkampf ein. „Ich bin super zufrieden. Das war alles, was ich mir nach meiner Verletzung erhoffen durfte“, meinte Hambüchen ganz entspannt.

Hingegen konnte Vizeweltmeister Philipp Boy nach langer Verletzungspause nicht rechtzeitig fit werden. Der Lausitzer verletzte sich beim Sprung erneut am Fuß und kämpfte sich durch den Wettkampf, doch auch am Reck musste er unfreiwillig absteigen. „Ich bin bitter enttäuscht. Alle meine Wünsche haben sich in Luft aufgelöst“, meinte er.

Mit 87,698 Punkten verfehlte er als 17. gar das Mehrkampf-Finale, weil Marcel Nguyen mit 89,833 Punkten auf Platz sechs weit vor ihm rangierte und nur maximal zwei Deutsche in den Endkampf einziehen dürfen. Auch an seinem Spezialgerät Barren (5.) und überraschend am Boden (7.) nutzte der Doppel-Europameister aus Unterhaching seine Finalchancen. „Mit dem Sturz am Sprung ging es nicht gut los, aber dann habe ich mich gesteigert. Jetzt bin ich total happy: In zwei Einzelfinals, das habe ich zuvor noch nicht mal bei einer WM geschafft“, sagte Nguyen mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

In der Team-Wertung kamen die Deutschen vor 14 000 Zuschauern in der North Greenwich Arena, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck, mit 270,888 Punkten vor den schwächelnden Favoriten Japan (5.) und China (6.) auf den vierten Rang. Stark trumpften indes die Amerikaner auf, die sich mit 275,342 Punkten vor den Russen (272,595) und den Briten (272,420) an die Spitze setzten und nun als ernsthafte Goldanwärter gelten. Die Mehrkampf-Wertung entschied der Amerikaner Danell Leyva (91,265) vor dem Weißrussen David Beljawski (90,832) und Hambüchen für sich.

Im Reckfinale bekommt es Hambüchen gleich mit einem halben Dutzend Favoriten zu tun. Obwohl der beim Kolman-Salto gestürzte Kohei Uchimura aus Japan und der fünfmalige Europameister Vlasios Maras den Medaillenkampf verpassten, kristallisierten sich in Ex-Europameister Epke Zonderland (Niederlande/15,966 Punkte/1.), den Amerikanern Leyva (15,865/3.) und Jonathan Horton (15,566/5.) sowie den Chinesen Zhang Chenglong (15,933/2.) und Zou Kai (15,533/6.) etliche andere Medaillenkandidaten heraus.

Turn-König Uchimura hatte mit einem Absturz vom Pferd eine weitere böse Überraschung erlebt und offenbarte erstmals seit drei Jahren Schwächen. Der Mehrkampf-Weltmeister der vergangenen drei Jahre geht mit einer für ihn völlig ungewohnten Ausgangsposition von Platz neun aus in das Mehrkampffinale.

(dpa)