Hamburg. Noch nie war der Stadtlauf in Hamburg besser besetzt, Kälte und Wind lassen wohl keine Rekorde zu.

Frank Thaleiser, der Chef des Haspa-Marathons, schaut in diesen Tagen vermehrt auf sein Smartphone. Der Wetterdienst hat es ihm angetan, die Nachrichten auf seiner App zehren jedoch an seiner Laune: „Wir haben bei den Männern das bisher beste Starterfeld in 32 Jahren Marathon, doch die Vorhersagen für Sonntag machen mir Sorgen.“ Temperaturen von unter zehn Grad, böiger Wind und Regen könnten den Plan, den Streckenrekord des Kenianers Eliud Kipchoge (2:05:30 Stunden) aus dem Jahr 2013 zu unterbieten, scheitern lassen. „Dennoch dürfen wir ein großartiges Rennen erwarten“, sagt Thaleiser fast schon trotzig.

Vier Topathleten am Start

Mit Olympiasieger (2012) und Weltmeister (2013) Stephen Kiprotich aus Uganda (Bestzeit: 2:06:33 Stunden), dem Äthiopier Tsegaye Mekonnen (2:04:32) sowie dessen Landsleuten Tsegaye Kebede (2:04:38) und Tadessa Tola (2:04:49) stehen vier Topathleten am Sonntag um neun Uhr (NDR live) am Fernsehturm am Start, die schnelle Beine und langen Atem haben. Bei den Frauen konzentriert sich alles auf die Portugiesin Jessica Augusto und Marathon-Debütantin Viola Kibiwot (Kenia), weil Olympiasiegerin Tiki Gelana (Äthiopien) wegen muskulärer Probleme kurzfristig absagte. Augusto will in Hamburg den 32 Jahre alten Landesrekord (2:23:29 Stunden) brechen.

Tempomacher wichtig für Rekorde

Wenn es beim Marathon um schnelle Zeiten geht, sind Tempomacher das Thema. Ohne sie läuft nichts, sie bestimmen auf den ersten 30 bis 35 Kilometern den Rhythmus des Rennens, geben den Stars Windschatten, holen ihnen, wenn nötig, Wasser und Verpflegung, ohne sie sind Rekorde bei Straßenläufen heute undenkbar. Jurrie van der Velden (33), der Renndirektor aus den Niederlanden, achtet bei der Auswahl der Schrittmacher daher akribisch auf die Zusammenstellung.

3D-Flug über die Marathon-Strecke:

Hamburg Marathon 2017

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    Für die Spitzengruppe der Männer hat er vier Läufer ausgewählt, der Kenianer Jacob Kendagor (32) kennt dabei als einziger die Hamburger Strecke. „Es ist immer wichtig, jemanden dabei zu haben, der den Kurs schon mal gelaufen ist, der weiß, wo Schwierigkeiten auftauchen könnten und der das Tempo dementsprechend einteilt“, sagt van der Velden, der seit elf Jahren für die renommierte Leichtathletik-Agentur seines Landsmannes Jos Hermens arbeitet.

    Tempomacher verdienen ordentliches Geld

    Gute Tempomacher verdienen ordentliches Geld. Anders als Marathonläufer, die selten mehr als zweimal im Jahr die 42,195 Kilometer angehen, können die Vorwegläufer bis zu sechsmal im Jahr die Pace machen. Ihre Entlohnung richtet sich danach, wie lange sie bei welchem Tempo durchhalten. In Hamburg sollten es um die 32 Kilometer sein, um die volle Prämie von 5000 Euro kassieren zu können. Das sind in Kenia zwei durchschnittliche Jahresgehälter.

    Kendagor ist ein guter Anläufer. Als Sieger des Halbmarathons lief er 2013 in Berlin 59:36 Minuten, eine Weltklassezeit. Für den Haspa-Marathon ist eine Durchgangszeit von 63 Minuten geplant. Die doppelte Distanz hat er schon mal in 2:07:32 Stunden bewältigt, damit wäre höchstens bei kleineren Marathons ein wenig Preisgeld zu verdienen. „Auf den letzten Kilometern fehlt mir die Tempohärte“, sagt Kendagor, „aber wenn ich mithelfen kann, dass jemand anderes schnell läuft, fühle ich mich auch ein bisschen als Sieger.“

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