Christian Hottas und Horst Preisler aus Hamburg bringen es zusammen auf 3500 Marathons.

Hamburg. Das bisschen Schnee konnte Horst Preisler am Freitag nicht aufhalten. Natürlich war der 76-Jährige draußen und hat seine Runde durch Berne gedreht, 16 Kilometer dürften es wohl gewesen sein. So langsam komme er wieder in Tritt, erzählt er, nachdem ihm in den vergangenen Wochen ein Rückenleiden zu schaffen machte. Deshalb habe er in diesem Jahr erst zwei Marathons laufen können, oder vielmehr: Er ist sie gegangen. Er habe seinem Körper schließlich nie mehr abverlangt als das, was er leisten könne.

Anders hätte Preisler es wohl kaum auf 1762 Marathon- oder längere Läufe bringen können. "Die Zahl wächst altersbedingt inzwischen ein wenig langsamer als früher", sagt Preisler. Ans Aufhören aber hat er noch keinen Gedanken verschwendet. Auch den Haspa-Marathon hat der Dauerrenner vom TuS Berne wieder fest eingeplant. Bisher hat er seit der Premiere 1986 ja noch keinen verpasst, die Startnummer 101 ist schon für ihn reserviert.

Im Laufschritt ist der frühere Personalchef eines Krankenhauses gleichsam um die Welt gekommen. In 66 Ländern ist er schon am Start gewesen. Preisler hat nicht aufgehört, darüber Buch zu führen, wenngleich er seinen Weltrekord im vergangenen Herbst an einen anderen Hamburger abgeben musste: Christian Hottas.

Der Mediziner aus Sasel ist inzwischen bei 1811 Marathons und Ultramarathons angelangt. Wie an jedem Wochenende hat er auch für dieses zwei Starts eingeplant: am Sonnabend rund um die Volksdorfer Teichwiesen, wo er selbst regelmäßig Marathons veranstaltet, am Sonntag einen 50-Kilometer-Lauf in Oldendorf bei Stade. Gern wäre er auch schon am Freitag gelaufen, nur leider hätten sich nicht genug Mitstreiter gefunden.

Es ist schon ein bemerkenswerter Zufall, dass die beiden fleißigsten Intensivläufer der Welt nur eine Stadtteilgrenze trennt. 1996 stellten beide gemeinsam für die LAV Hamburg-Nord einen deutschen Rekord im Zwölfstunden-Straßenlauf auf. Inzwischen haben sie ihr Renntempo deutlich gedrosselt - und gehen einander eher aus dem Weg, wenngleich beide betonen, nie auf das Marathon-Sammeln aus gewesen zu sein und den anderen daher auch nicht als Rivalen zu betrachten.

Außer der Heimatstadt und der Leidenschaft gibt es wenig, was Preisler und Hottas verbinden würde. "Unsere Zahlen werden gern verglichen", sagt Preisler, "aber wir sind läuferisch und menschlich völlig unterschiedlich." Immer nur Teichwiesen, das sei ihm zu langweilig. Preisler legt wert darauf, dass er schon an 770 verschiedenen Rennen teilgenommen hat: "Ich will durch das Laufen andere Landschaften, andere Menschen kennenlernen." Wobei Hottas, 55, das Gleiche für sich beansprucht: laufend mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen. Der Arzt hat es sich zur Nebenaufgabe gemacht, Läufe an ungewöhnlichen Orten zu veranstalten: Industriebrachen, Autobahnabschnitten, alten Wallanlagen.

Auch den Elbtunnelmarathon hat Hottas vor zwölf Jahren ins Leben gerufen. Ohnehin üben Läufe unter Tage auf ihn eine besondere Faszination aus. Am 27. April hat er einen Termin in Blankenburg, um die Möglichkeiten eines Marathons durch ein unterirdisches Sanitätsdepot der Bundeswehr auszuloten. Und da er schon einmal in Ostdeutschland ist, will er an jenem Wochenende noch in Thüringen und Dresden starten, bevor es weiter zu einem Lauf nach Polen geht. Die Termine sind auch der Grund, warum Hottas seinen 20. Start beim großen Hamburg-Marathon auf kommendes Jahr vertagt hat. Bis dahin will er auch die Marke von 2000 Marathons erreicht haben.

Selbst in der kleinen Marathonszene schütteln nicht wenige über diese Zahlen den Kopf. Hottas und Preisler sehen darüber hinweg. "Für mich bedeutet Laufen Lebensqualität", sagt Hottas, "andere gehen in die Kneipe, wir rennen im Kreis."