Hamburg. Für Nicolai Theilinger wird das nächste Auswärtsspiel des HSV Hamburg (HSVH) ein Heimspiel. Wenn Hamburgs Bundesligahandballer an diesem Donnerstag (18.05 Uhr/Sky) bei Frisch Auf Göppingen antreten, werden mehrere Dutzend Familienmitglieder, Freunde und Bekannte des Rückraumrechten in der EWS Arena zu Gast sein. Allein aus Theilingers Heimatort Köngen, der weniger als eine halbe Autostunde von Göppingen entfernt liegt, kommen 20 Handballfans, um die Rückkehr des gebürtigen Schwaben live vor Ort zu verfolgen.
Neben Theilingers Lebensgefährtin Sophie, die aus Erlangen anreist, dürfte auch seine Mutter in der Halle sein. „Meine Mutter arbeitet gerade am dritten Buch über mich“, sagt Theilinger, als er im Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“ zu Gast ist. „Sie hält alles fest, sammelt Artikel und Fotos von meiner Karriere. Das sind sozusagen meine Memoiren.“
In Buch zwei dieser Memoiren taucht auch das Kapitel Frisch Auf Göppingen auf. Von 2019 bis 2021 spielte Theilinger für den schwäbischen Traditionsclub, ehe er nach Hamburg wechselte. „Dort gibt es eine große Handballtradition. Ich bin dem Verein immer noch sehr verbunden“, sagt der 30 Jahre alte Linkshänder.
HSV-Hamburg-Profi Theilinger erklärt Krise von Frisch Auf Göppingen
Während sein aktueller Verein mit 14:14 Punkten einen stabilen Mittelfeldplatz in der Tabelle innehat, droht Göppingen auf Platz 16 (7:21 Punkte) in dieser Saison der Abstiegskampf. „Da wollen sie nicht stehen, und da gehören meiner Meinung nach auch nicht hin“, sagt Theilinger, der mit seinen Ex-Mitspielern Till Hermann, Marcel Schiller und Daniel Rebmann immer noch regelmäßig in Kontakt steht. „Es sieht so aus, als müssten sie um den Klassenerhalt spielen“, sagt er.
Nachdem sich Frisch Auf in der vergangenen Saison noch für die European League qualifizierte, dort auch reüssiert, passt der Tabellenplatz nicht zum Selbstverständnis des Vereins. Trainer Hartmut Mayerhoffer, seit mehr als vier Jahren in Göppingen unter Vertrag, steht unter großem öffentlichem Druck. „Es ist eine schwierige Situation, die Gemüter sind momentan etwas angespannter“, sagt Theilinger.
Seitdem die Fernwartungssoftware-Firma Teamviewer im Sommer 2020 als neuer Hauptsponsor viel Geld in den Verein steckt, ist die Erwartungshaltung noch mal gestiegen. Die Fans erwarten Erfolge – schließlich wurden unter anderem die traditionell grün-weißen Heimtrikots in Teamviewer-Blau umgestaltet.
Theilinger musste sich mit Rolle als Ersatzmann anfreunden
„Man merkt in dieser Saison die Doppelbelastung bei ihnen. So kann man in eine Negativspirale kommen“, sagt Theilinger, der mit dem Druck damals jedoch gut umgehen konnte. „Ich habe es damals nicht als Druck, sondern immer als Freude empfunden, dort zu spielen“, sagt er.
Druck ist für Theilinger ohnehin nichts Neues. Nachdem er sich kurz vor seinem Wechsel nach Hamburg schwer am Knie verletzte, hatte er beim HSVH lange Schwierigkeiten, sich dem Niveau anzupassen. „Ich hatte am Anfang Eingewöhnungsprobleme“, erinnert er sich. „Es war nicht einfach, der Winter war düster.“
- HSV Hamburg bringt Meister Magdeburg an Rand einer Pleite
- Warum der HSV Hamburg hinten nicht ganz dicht ist
- Handball-Ikone Kretzschmar: „Ich bewundere Torsten Jansen“
Auch in dieser Saison ist Theilinger offensiv nur zweite Wahl, nachdem der HSVH im Sommer in Jacob Lassen einen dänischen Nationalspieler verpflichtete. „Ich bin von Jacobs Leistung echt beeindruckt. Man muss einfach anerkennen, dass er der beste Feldtorschütze der Liga ist“, sagt Theilinger, der vor allem in der Defensivarbeit gefragt ist. „Damit umzugehen, war nicht leicht. Ich habe mich aber damit abgefunden.“
Theilinger zieht es langfristig zurück in den Süden
Im Sommer läuft sein Vertrag beim HSVH aus, eine Verlängerung ist nach Abendblatt-Informationen fraglich. „Die Zukunft ist offen. Bisher haben wir keine Gespräche geführt“, sagt Theilinger. Obwohl er Hamburg, insbesondere die Speicherstadt mit dem Miniaturwunderland, sehr schätze, will er langfristig wieder in den Süden der Republik ziehen.
Ein zweites Standbein hat er bereits gefunden. Nach seinem Bachelor-Studium lässt sich der Profi bis Anfang März zum Nachhaltigkeitsmanager im Sport weiterbilden. Die kurze Anreise seiner Familie am Donnerstag kommt seinem Nachhaltigkeitsanspruch da schon ganz gelegen.
Ticketaktion: Zum Heimspiel gegen Hamm-Westfalen (8. Dezember, Barclays Arena) bietet der HSVH Karten zum einheitlichen Weihnachtspreis von 24 und 12 Euro (Kinder) an.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: HSV Handball