Hamburg. Leif Tissier schlich mit gesenktem Kopf in Richtung der Ersatzbank, Blazenko Lackovic stürmte wütend in Richtung der Schiedsrichter. Der Frust und Ärger war vor allem angesichts der zweiten Halbzeit nachvollziehbar. Mit einer 26:27 (15:12)-Heimniederlage gegen den Bergischen HC verpasste der HSV Hamburg (HSVH) am ersten Rückrundenspieltag die Revanche für die 26:31-Hinspielniederlage, verabschiedete sich aber dennoch mit einem guten zehnten Tabellenplatz und 16:20 Punkten in die anstehende EM-Pause. In den vergangenen fünf Jahren hatte kein Aufsteiger eine derart gute erste Saisonhälfte in der Handball-Bundesliga gespielt.
„Das war leider ein Jahresabschluss, den wir uns anders vorgestellt hatten, und ein Spiel, das wir nicht hätten verlieren sollen“, sagte HSVH-Kapitän Niklas Weller. Bester Hamburger Werfer war Casper Mortensen mit acht Toren.
Hamburgs Handballer schwächeln in zweiter Halbzeit
Beide Abwehrreihen hatten zu Beginn enorme Probleme, suchten nach dem richtigen Abstand und Zugriff. Im HSVH-Angriff funktionierte insbesondere das Spiel über Kreisläufer Weller, der nach rund zehn Minuten bereits seinen dritten Treffer erzielte (8:7/11.), exzellent. Mitte der ersten Halbzeit konnte sich der Aufsteiger langsam absetzen. Mortensen verwandelte einen Siebenmeter bereits zum zweiten Mal per frechem Heber, Bitter rüttelte die 2500 Fans in der Sporthalle Hamburg per spektakulärer Doppelparade (insgesamt zehn) wach und Ossenkopp verwandelte per Gewaltwurf zur erstmaligen Fünftoreführung (14:9/24.), sodass zur Pause ein 15:12 auf dem neuen LED-Würfel unter der Hallendecke leuchtete.
Im zweiten Durchgang konnte sich der zuvor seit zehn Spielen sieglose BHC zunächst nicht wirklich heranwerfen. Mitte der Halbzeit wurde der HSVH jedoch fahrig, leistete sich Ballverluste, das Spiel kippte. „Konzentriert euch mal wieder“, rief ein entnervter Zuschauer, als Ossenkopp und Wullenweber jeweils eine Zweiminutenstrafe kassierten. Es half nicht, nach einem 0:6-Lauf lagen die Gastgeber plötzlich mit zwei Toren zurück (21:23/51.). Dem HSVH blieben zwölf Sekunden, ein letzter Angriff. Der versuchte Kempa funktionierte nicht.
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BHC-Betreuer bricht nach dem Spiel zusammen
Direkt nach der Partie verabschiedeten sich die HSVH-Profis in den Winterurlaub. Bei der Europameisterschaft in Ungarn (13. bis 30. Januar) ist kein Hamburger Profi aktiv. Mortensen und Andersen schafften es nicht ins finale Aufgebot der dänischen Nationalmannschaft, Bitter stand der deutschen Auswahl ohnehin nur im Notfall zur Verfügung. Erst am 13. Januar bittet Jansen zur Vorbereitung auf eine Rückrunde, die angesichts der komfortablen Tabellensituation unerwartet entspannt daherkommt. Wenige Siege benötigt der Aufsteiger nur noch, um frühzeitig das Ziel Klassenerhalt perfekt zu machen.
Zum Vorbereitungsstart soll dann auch Rückraumspieler Dominik Axmann (Fußverletzung) wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Zudem kehrt Torwart Jonas Maier von seiner Leihe von Zweitligist HSG Nordhorn-Lingen zurück. Das nächste Ligaspiel steigt am 10. Februar bei der TSV Hannover-Burgdorf.
Nach dem Spiel brach ein BHC-Betreuer zusammen, konnte jedoch wieder unter Bewusstsein aus der Halle geführt werden.
Tore HSV Hamburg: Mortensen 8, Weller 4, Forstbauer 3, Theilinger 3, Andersen 2, Tissier 2, Späth 1, Ossenkopp 1, Bauer 1, Wullenweber 1, Schimmelbauer, Valiullin, Bergemann, Kleineidam; Bergischer HC: Gunnarsson 6, Stutzke 5, Schmidt 5, Darj 3, Nicolaisen 2, Babak 2, Schonningsen 1, Boomhouwer 1, Weck 1, Schmitz 1, Szücs, Hansson, Bergner.
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