Handball

HSV Hamburg kämpft gegen den Trend und den Melsungen-Schock

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Rainer Grünberg
Casper Mortensen war mit acht Toren noch bester HSVH-Werfer in Lübbecke.

Casper Mortensen war mit acht Toren noch bester HSVH-Werfer in Lübbecke.

Foto: Imago/Eibner

Die Lübbecke-Pleite steckt dem HSVH in den Knochen. Schwalb und Evermann äußern sich zu Transfers. Bergemann-Bruder wohlauf.

Hamburg. Der Coach war sauer, die Spieler unzufrieden. Das sind wohl die üblichen Reaktionen auf eine deftige Niederlage, auch wenn sie am Ende mit 27:29 (11:13) bei Mitaufsteiger TuS N-Lübbecke recht glimpflich ausfiel – und nicht dem lange Zeit eindeutigen Spielverlauf entsprach. „Das ist nicht unsere Art zu spielen und entspricht nicht unserem Anspruch“, klagte Torsten Jansen (44), der Cheftrainer des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH), hinterher auch über zu viele technische Fehler.

„Wir kommen nur schwer in die Begegnung, haben dann zu oft Probleme mit dem Eins-gegen-eins der Lübbecker“, analysierte Mannschaftsführer und Kreisläufer Niklas Weller (28) schon in der Merkur-Arena die Ursachen der fünften Saisonpleite, „wir haben vor allem im Angriff keine guten Lösungen gefunden.“

Das änderte sich erst nach einem Achttorerückstand in der 42. Minute (14:22). In den letzten 18 Minuten gelang den Hamburgern plötzlich vieles, was ihnen zuvor missglückte. Dass die Lübbecker, die in dieser Saison zu Hause bereits den deutschen Rekordmeister THW Kiel 29:25 bezwangen, angesichts des scheinbar sicheren Sieges ein wenig nachlässig wurden, mag dem HSVH allerdings in die Hände gespielt haben.

HSVH möchte auf Wintertransfers verzichten

Fakt ist: Der Handball Sport Verein Hamburg ist mit 12:12 Punkten im Mittelfeld der Bundesligarangliste angekommen, richtet fortan den Blick verstärkt in die unteren Regionen des Klassements. „Wir können die Tabelle lesen“, sagt Vizepräsident Martin Schwalb, „zwölf Punkte reichen nun mal nicht zum Klassenerhalt, da müssen noch einige nachkommen – und sie werden kommen.“

Es ist diese Gelassenheit, das Vertrauen in das eigene Potenzial, die im Verein die Verantwortlichen die Ruhe bewahren und den Saisonverlauf bisher durchweg gelungen gestalten lässt. Die Diskussion um mögliche Wintertransfers während der EM-Pause im Januar wiegeln sowohl Schwalb (58) als auch Präsident Marc Evermann (50) ab. „Wir vertrauen den Jungs, sie haben bisher bewiesen, dass wir ihnen zu Recht vertrauen dürfen. Es gibt keinen Grund in Panik zu verfallen“, sagt Schwalb.

Evermann ergänzt: „Es wäre ein schlechtes Zeichen an die Mannschaft, wenn wir ihr jetzt weitere Spieler vorsetzten.“ Dazu bestehe „absolut kein Anlass“. Finanziell wäre der gesundete Club indes in der Lage, falls dennoch nötig, nachzurüsten.

Schwalb sieht fehlenden Torjäger positiv

Unstrittig bleibt: Der Bundesliga-Rückkehrer ist nur bedingt angriffstauglich. Es fehlt ein verlässlicher Rückraumschütze, der zur Stelle ist, wenn beim HSVH der Formationsangriff ins Stocken gerät, was regelmäßig passiert.

Schwalb sieht das anders: „Weil alle zusammen den Angriff als Team vortragen, wir uns nicht auf einen einzelnen Werfer fokussieren, sind wir schwerer ausrechenbar. Das hat in dieser Saison schon zu einigen Erfolgen geführt. Wir müssen eben nur das Tempo hochhalten und unser Zusammenspiel durchziehen.“

Nach Schock: Bergemanns Bruder spielt wieder

Dazu besteht schon am Sonntagabend (18.05 Uhr/Sky) in der Sporthalle Hamburg Gelegenheit. Das am 31. Oktober wegen eines medizinischen Notfalls in der 23. Minute beim Stand von 8:11 vor einem Siebenmeter für den HSVH abgebrochene Bundesligaspiel gegen die MT Melsungen wird dann wiederholt.

Aber: Die Melsunger gewannen ihre vergangenen vier Spiele. Wichtiger noch: Dem damals kollabierten jüngeren Bruder des HSVH-Rechtsaußen Thies Bergemann geht es wieder gut. Der 23-Jährige hat bereits wieder Handball gespielt.