Der mächtige Sponsor Andreas Rudolph beantwortet die Fragen der Handballfans des HSV Hamburg

Hamburg. Der Handball-Sport-Verein (HSV) Hamburg wagt an diesem Donnerstagabend (20 Uhr) im Haus des Sports am Schlump seinen ersten „Fandialog“, den er selbst historisch nennt. Mit Spannung wird dort vor allem der angekündigte Auftritt von Andreas Rudolph, 59, erwartet. Der ehemalige Präsident, der bei Spielen in der O2 World im Gegensatz zu seinem Bruder Matthias oft unsichtbar bleibt, aber hinter den Kulissen mitunter seine Mäzenatenmuskeln spielen lässt, habe sich „sofort bereit erklärt, keiner musste ihn überreden“. So heißt es vom Verein.

Neben „AR“ will sich die komplette Führungsriege den bis zu 250 erwarteten Fans zur Aussprache stellen: Geschäftsführer Christian Fitzek, Präsident Karl Gladeck, Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph und einer der Profis. Zunächst will Fitzek ein Statement zum bisherigen Saisonverlauf des Tabellenelften abgeben. „Dann ist Feuer frei“, kündigt Vereinssprecher Michael Freitag an. „Es sollen alle ihren Dampf ablassen, wir wollen möglichst jede Frage beantworten, ohne zeitliche Begrenzung.“ Vorab konnten Fans, die verhindert sind, Fragen über die Homepage einreichen: Gut 70 Einsendungen gingen dort bereits ein.

Konkreter Auslöser für diesen bemerkenswerten Schritt der Krisen-PR war ein Facebook-Shitstorm, den der HSV nach der Beurlaubung von Coach Christian Gaudin am 16. Dezember geerntet hatte. „Dort wurden auch kritische Kommentare von der HSV-Seite einfach gelöscht. Der Dialog ist auf jeden Fall nötig“, sagt Stefanie Poloczek. Die 27-Jährige schrieb damals nichts, ist aber Dauerkartenbesitzerin und Trommlerin. Sie zog einst aus ihrer Heimat Cottbus nur wegen ihrer HSV-Handballer nach Hamburg. Poloczek will heute im Alexander-Otto-Saal dabei sein und stellt klar: „Ich stehe voll hinter dem Team.“ Ihr liegt eine zentrale Frage an Andreas Rudolph auf dem Herzen: „Was wollen Sie bei Spielen während der Halbzeit und danach in der Kabine? Wieso untergraben Sie die Autorität des Trainers?“

Sie spielt damit auf den Vorfall nach der Heimpleite gegen den TBV Lemgo an, nach der Gaudin gehen musste. Sie kann bis heute die Entlassung des menschlich allseits geschätzten Franzosen nicht verstehen: „Er war die Symbolfigur des Neuanfangs.“ Sie hält es für ein „positives Zeichen“, dass Andreas Rudolph nicht etwa kneift, „aber er hat wohl nicht auf dem Schirm, welche Kritik ihn da erwarten könnte.“ In der Tat eine spannende Frage: Wie wird Rudolph mit der direkten Konfrontation umgehen? Poloczek hofft auch auf Aussagen des Gönners und Hauptsponsors über sein künftiges Engagement: „Nach dem Horrorsommer um die Lizenz wünschen wir uns Sicherheit.“

Vereinspräsident Gladeck sagt: „Jeder Dialog innerhalb eines Vereins ist wichtig, und so viel Transparenz wie im vergangenen halben Jahr haben wir noch nie gehabt.“ Er verweist darauf, dass man schon im Juli Gespräche mit engagierten Fans geführt habe und dem neuen Aufsichtsrat des Vereins mit der FANily-Vorsitzenden Andrea Detmers und dem einstigen Fanbeauftragten Torsten Lucht zwei Vertreter aus dem Anhängerumfeld angehörten.

HSV-Sprecher Freitag ergänzt, man wolle auch falsche Annahmen ausräumen, die durch Medien und Facebook gegeistert seien. Welcher Spieler dabei ist, stand noch nicht fest, da viele Profis wie Kapitän Pascal Hens bereits ihren Urlaub gebucht hatten und andere wie der Däne Hans Lindberg mitten in der Vorbereitung auf die WM in Katar (15. Januar bis 1. Februar) stecken.