Bundesliga-Handballer wollen im Nordderby in Flensburg am Sonntag ihr gutes Gesicht zeigen

Hamburg. Flensburgs Linksaußen Anders Eggert fasst die bisherige Saison der HSV-Handballer treffend zusammen; „Die Hamburger hatten einen schlechten Start, dann spielten sie stark und zuletzt wechselhaft.“ Das Bundesligaspiel am Sonntag (20.15 Uhr, Sport 1) in der „Hölle Nord“ bewirbt der Champions-League-Sieger auf seiner Homepage als „Nordschlager mit anderen Vorzeichen“. Die SG rätselt über das Leistungsvermögen des neuen HSV.

So geht es auch vielen HSV-Fans. Hauptgesellschafter Matthias Rudolph rief nur kurz angebunden ins Handy: „Dass wir gegen Flensburg nicht der Favorit sind, wissen wir! Wir müssen da alles geben, und das haben die Mannschaft und der Trainer verstanden.“

Es war nicht die Woche des HSV Hamburg: Am Sonntag hatte man sich mit dem denkbar knappsten Resultat – einer 26:28-Heimniederlage gegen die Schweden von IFK Kristianstad – in die EHF-Cup-Gruppenphase gezittert. Am Mittwochabend folgte die Pleite in der O2 World gegen Balingen (26:28), die Geschäftsführer Christian Fitzek zürnen ließ („Die Jungs sollten sich bei allen entschuldigen, die Geld gezahlt haben“). Und am Donnerstag verlor der HSV den Prozess gegen Ex-Erfolgscoach Martin Schwalb. Der klamme Club muss ihm nun noch ein Jahresgehalt von 294.000 Euro zahlen. Schwalb spürte keinerlei Genugtuung, dass der HSV ohne ihn nicht besser dasteht: „Ich versuche, den HSV-Ergebnissen aus dem Weg zu gehen. Ich hänge noch zu sehr mit dem Herzen an dem Verein.“

Sein Nachfolger Christian Gaudin, 47, wird zwar überall für seine akribische Arbeit, sein Fachwissen und sein Engagement gelobt. Aber man sagt dem höflichen Franzosen auch nach, dass er zu lieb sei und in hektischen Situationen sein Deutsch noch nicht gut genug ist. Aktuell steht er nicht zur Diskussion. Die Tendenz geht eher dahin, dass sein Einjahresvertrag nicht verlängert werden könnte. In erster Linie erwartet die Clubspitze eine noch bessere Einstellung seiner Profis. Es ist halt kein Welthandballer Domagoj Duvnjak mehr da, dem man mal eben die Verantwortung zuwirft. Doch alle Profis reagierten in internen Gesprächen selbstkritisch. Man kann ihnen auch nur bedingt einen Vorwurf machen für den rätselhaften Bruch nach dem 33:25-Fest gegen Berlin. Der Bus- und-Fähre-Trip nach Kristianstad war „ein Killer“, wie ein Akteur sagt. Und dann ereilte den dünneren, günstigeren Kader in Minden (30:36) das Verletzungspech.

Bitter ist Henrik Toft Hansens Gesichtsverletzung. Am Kreis fehlt nun ein Brecher. Allrounder Matthias Flohr geht mit Kämpferherz voran, ist aber 20 Zentimeter zu klein. Ein Lichtblick ist jetzt die Rückkehr von Kreisläufer-Eigengewächs Tim-Oliver Brauer (Bänderriss im Fuß). Fest steht: Bis Jahresende hat der HSV ein Hammerprogramm: gegen Lemgo (14.12.), in Hannover (20.12.), in Kiel (23.12.), gegen die Rhein-Neckar Löwen (27.12.).

Auch Ex-Geschäftsführer Christoph Wendt, 38, gewann seinen Prozess gegen den HSV. Seine fristlose Kündigung vom 18. Februar wandelte das Gericht in eine fristgerechte zum 31. Mai um. Damit stehen ihm noch rund 24.000 Euro Gehalt zu.