HSV-Handballer verlieren 26:28 gegen IFK Kristianstad, erreichen dennoch die Gruppenphase des EHF-Pokals

Hamburg. Wie schnelllebig unsere Zeit und vor allem der Sport heute manchmal sind, wurde jedem klar, als Kentin Mahé sein persönliches Resümee dieses aufregenden Handballnachmittags zog, in dem er nicht nachtragend zurückschaute, sondern schon freudig nach vorn. „Ich bin einfach nur froh, dass wir dieses Abenteuer EHF-Cup weiter erleben dürfen. Jetzt haben wir für das nächste Jahr noch schöne Ziele“, sagte der HSV-Spielmacher und meinte die Gruppenspiele des europäischen EHF-Pokals, die im Februar beginnen. Am Donnerstagmittag werden die Gruppen in Wien ausgelost.

Für die nächste Runde hatten sich die Hamburger eine halbe Stunde zuvor mit dem denkbar knappsten Ergebnis qualifiziert. 26:28 (12:16) verloren sie gegen den schwedischen Tabellenführer IFK Kristianstad, weil sie aber das Hinspiel vor elf Tagen 29:27 (10:16) gewonnen hatten, reichte genau dieses eine in der Fremde mehr erzielte Tor zum Weiterkommen. Und hätte sich nicht Matthias Flohr,32, in der Schlusssekunde dem wurfbereiten Kristian Björnsen mit der ganzen Kraft seines muskulösen Körpers am Kreis entgegengestemmt, die anschließenden Wellen der Begeisterung in der voll besetzten Neugrabener CU-Arena wären wohl ungläubigem Entsetzen gewichen.

So aber durften die HSV-Handballer das Jubelbad genießen, und das taten sie mit ebenjener Hingabe und Leidenschaft, mit der sie sich in der zweiten Halbzeit gegen das Ausscheiden gewehrt hatten. 18:12 hatten die Schweden nach 32 Minuten geführt, ehe der HSV seine Aufholjagd begann, die Mahé in der 49. Minute mit seinem Treffer zum 23:22 zwischenzeitlich krönte, der ersten HSV-Führung im Spiel. Die Entscheidung war das nicht, denn in Abwehr und Angriff offenbarte die Mannschaft in den letzten Minuten wieder all diese Schwächen, die schon am vergangenen Mittwoch im Bundesligaspiel gegen den Bergischen HC (21:20) Trainer Christian Gaudin beunruhigt hatten.

Dafür, dass der HSV im Moment verzweifelt seinen alten Rhythmus sucht, gibt es gute Gründe: Kreisläufer Henrik Toft Hansen, 27, gerade in Topform, fällt nach einem Siebbeinbruch unter dem linken Auge drei Wochen aus. Dadurch fehlt der Deckung Stabilität, der Offensive Variabilität. Der Halbrechte Adrian Pfahl, 32, wiederum quält sich mit einer Entzündung am linken Ellenbogen. Seine Wurfkraft leidet extrem darunter, gegen Kristianstad führte gerade einer seiner sieben Versuche zum Erfolg. Was auch daran lag, dass der schwedische Torhüter Leo Larsson, 24, das beste Spiel seiner bisherigen Karriere lieferte, wie seine Kollegen meinten. Er vertrat den ehemaligen HSV-Profi (2011–2013) Dan Beutler, den Kristianstad fristlos entlassen hatte, nachdem der 37-Jährige für 40.000 US-Dollar ein Zehn-Tage-Engagement bei einem nordiranischen Club angenommen hatte. Beutler brauchte das Geld, um bei der Hamburger Sparkasse alte Schulden zu begleichen.

Nichts schuldig blieb einmal mehr Johannes Bitter. Der HSV-Torwart überragte mit 20 Paraden und hielt in allen Phasen des Spiels die Hoffnung aufs Weiterkommen aufrecht. Folgerichtig soll der 32-Jährige auch in den nächsten Jahren die zentrale Säule des neuen Teams bilden. Bereits in dieser Woche könnte Bitters am 30. Juni auslaufender Vertrag verlängert werden. Es wäre ein Zeichen – auch gegenüber Fans und Sponsoren –, dass der Club weiter ambitionierte Ziele pflegt. „Im Moment wissen wir aber noch nicht genau, wo wir das Geld hernehmen sollen“, sagt Geschäftsführer Christian Fitzek. Eine schnelle Einigung scheint dennoch möglich, weil Topverdiener Bitter zu Gehaltseinbußen bereit ist.

Ob der HSV auch seine Heimspiele in der Gruppenphase des EHF-Pokals in Neugraben austrägt, will der Club in den nächsten Wochen entscheiden. „Die Stimmung war fantastisch, wir haben neue Zuschauer gewinnen können. 1000 Plätze mehr, etwa 2600, und die Halle wäre ideal“, meint Fitzek.

Tore, HSV: Mahé 7, Lindberg 5 (1 Siebenmeter), Jansen 4, Hens 4, Flohr 2, Hanisch 2, Simicu 1, Pfahl 1; Kristianstad: Olsson 5, Tollbring 5, Björnsen 4 (4), Pettersson 4, Cederholm 4, Stenbäcken 3, Lindgren 1, Lagergren 1, O’Sullivan 1. SR: Mitrevski/Todorovski (Mazedonien). Zuschauer: 1600. Zeitstrafen: 4; 6; Rote Karten: Hens wegen Foulspiels (57.); Petersson nach seiner dritter Zeitstrafe (43.).EHF-Pokal, Qualifikation, 3. Runde, Rückspiele: Presov – Melsungen 26:25 (Hinspiel: 24:31), Nantes – Füchse Berlin 23:28 (18:23), HSV – Kristianstad 26:28 (29:27). Alle drei Bundesligaclubs weiter.