HSV-Handballer wollen in die EHF-Pokal-Gruppenphase. Wirbel um Ex-Keeper Beutler

Hamburg. Eingemummelt in dicke Daunenjacken posierten die HSV-Handballer am Freitag in Stellingen im ICE-Stellwerk ihres neuen Sponsors Deutsche Bahn. Draußen am Zug, drinnen in der Werkshalle mit orangefarbenen Schutzhelmen und sogar in der Lokführerkabine – mit Kapitän Pascal Hens am Steuerknüppel. Es geht unter dem umtriebigen neuen Präsidenten Karl Gladeck voran bei der Sponsorenakquise des Bundesligisten; die Bahn lässt den HSV seit dieser Saison umsonst zu den die Auswärtsspielen reisen und gibt auch einen fünfstelligen Geldbetrag, wie man hört. Wie mühselig die Geldgebersuche ist, drückte HSV-Aufsichtsrat Matthias Rudolph aus: „Manche Firma möchte ihre Werbung lieber unter der linken Schuhsohle eines Fußballprofis platzieren, als einen Handball-Spitzenclub zu unterstützen.“

Eine erstaunliche News um jemanden in Finanznöten erreichte den Verein derweil aus Schweden: Der offenbar verschuldete frühere HSV-Keeper Dan Beutler, eigentlich mit IFK Kristianstad am Sonntag (15 Uhr) zum EHF-Pokal-Rückspiel in der CU-Arena in Neugraben erwartet, wurde von den Schweden entlassen – weil er ohne Wissen des Vereins beim nordiranischen Club Samenalhojaj für die Asian Champions League in Doha (29. November bis 8. Dezember) angeheuert hat. Dafür kassiert der 37-Jährige, der noch Verbindlichkeiten bei der Hamburger Sparkasse haben soll, nach Informationen des Magazins „Handball Time“ 40.000 US-Dollar. „Ich stand durch meine finanzielle Situation unter Druck, die ich schon früher in Hamburg hatte“, wird er nun in schwedischen Medien zitiert.

Es ist bekannt, dass er bereits in seiner Zeit bei der SG Flensburg-Handewitt (2003–2011) in finanziellen Problemen steckte, aus denen ihm HSV-Mäzen Andreas Rudolph damals heraushalf. Bei Samenalhojaj wird er zusammen mit dem Polen Marcin Lijewski am Ball sein, mit dem ihn eine Freundschaft aus gemeinsamen HSV-Tagen (2011–2013) verbindet. Auch Lijewski (sonst bei Wybrzeże Gdańsk unter Vertrag) erhält 40. 000 US-Dollar.

Beutler war es auch, der beim Hinspiel, das der HSV mit 29:27 gewann, für Wirbel gesorgt hatte. Im Programmheft war er in einem Interview über seinen Ex-HSV-Kollegen Johannes Bitter und den früheren Trainer Martin Schwalb hergezogen. Bitter sei „selbstbezogen und egoistisch“. Schwalb habe in seiner Funktion als HSV-Präsident den schwedischen Coach Per Carlén einst „auf ziemlich hässliche Art und Weise entlassen“. Später bestritt er seine Aussagen. HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek zweifelte das Dementi süffisant an: „Ich kann sagen, dass in unserem Arena-Heft nur Inhalte stehen, die von den Spielern gesagt worden sind.“ So oder so: Für den HSV dürfte es ein Vorteil sein, dass Beutler im Rückspiel seinem Team fehlt; in der schwachen ersten Hälfte (10:16) der Hamburger in Schweden hatte er stark gehalten.

Die Rückraum-Asse Hens, Adrian Pfahl und Alexander Feld waren bei dem Bahn-Termin jedenfalls guter Dinge. „Wir wollen in die Gruppenphase der Europa League“, verkündete Pfahl. „Hahaha, so heißt das im Fußball“, lachte ihn Hens aus. „Wir machen Schritt für Schritt eine gute Entwicklung durch und lassen uns das nicht schlecht reden“, sagte Feld rückblickend auf die zuletzt schwächeren Ligaauftritte in Minden (30:36) und beim Dusel-Heimsieg gegen den Bergischen HC (21:20).

„Wir merken jetzt, dass unser Kader dünn ist“, sagte Pfahl. Nach dem Ausfall der Kreisläufer Henrik Toft Hansen (Siebbeinfraktur) und Tim-Oliver Brauer (Außenbandanriss im Knöchel) sowie des Rechtsaußens Stefan Schröder (Impressionsfraktur im kleinen Finger) wird improvisiert. Pfahl: „Allrounder Matti (Flohr) muss ran!“

Hens freut sich auf die Pflichtspielpremiere des HSV in der mit 1599 Zuschauern voll besetzten CU-Arena: „Das ist mal was Neues, so eine enge, ausverkaufte Halle. Ich bin gespannt!“