Der HSV Hamburg besiegt die Füchse Berlin im bisher besten Saisonspiel mit 33:25 und rückt auf Platz fünf der Bundesliga vor. „Heute gab es wenig auszusetzen“, sagte Trainer Christian Gaudin.

Hamburg. Verzückung stand Jens Häusler ins Gesicht geschrieben, als der Co-Trainer des HSV aus der Ferne andächtig genoss, wie die Zuschauer seine Mannschaft noch minutenlang nach der Schlusssirene lautstark feierten. Der 33:25 (16:12)-Erfolg über die Füchse Berlin war dann auch nicht irgendein Sieg, die Hamburger boten in der O2 World eine Handball-Gala, die an beste Zeiten der Vereinsgeschichte erinnerte.

„Das war die richtige Reaktion auf die Niederlage in der Vorwoche in Göppingen (23:26)“, sagte Häusler, „endlich ist es uns mal gelungen, 60 Minuten lang das Niveau zu halten.“ Sein Chef Christian Gaudin pflichtete ihm später bei: „Heute gab es wenig auszusetzen. Wir haben von Beginn an Druck aufgebaut, bis zum Ende die Konzentration hochgehalten und mit großer Konsequenz unsere Chancen genutzt. Wir wollten weniger Fehler als die Berliner machen, das haben wir geschafft.“

Eine starke erste Halbzeit, die bislang beste dieser Saison, legte die Grundlage für den siebten Saisonsieg. Geschäftsführer Christian Fitzek sprang wiederholt begeistert von seinem Sitz in der Mitarbeiterbox auf, beklatschte spektakuläre Tore von Rechtsaußen Hans Lindberg nach einem Tempogegenstoß und von Kapitän Pascal Hens aus dem Rückraum. Berlins Nationaltorhüter Silvio Heinevetter, insgesamt drei Paraden, blieb chancenlos gegen diese Geschosse aus der ersten und zweiten Reihe, was hörbar wie sichtbar seinen Unmut erzeugte.

Nach 27 Minuten räumte er seinen Arbeitsplatz für den 38 Jahre alten Tschechen Petr Stochl. „Das waren lustige 30 Minuten“, fand HSV-Aufsichtsrat Torsten Lucht, „wir hätten nur höher führen müssen.“ Sechs Tore (16:10 in der 28. Minute) waren es zwischenzeitlich, drei technische Fehler luden die Berliner jedoch ein, ihren Rückstand zu reduzieren.

Zur Besorgnis bestand dennoch kein Anlass, jedenfalls nicht unter den HSV-Fans. Die Abwehr packte auch nach dem Seitenwechsel energisch zu, verfolgte die Berliner auf Schritt und Tritt. Torhüter Johannes Bitter (16 Paraden) hielt, was zu halten war, und wieder mal ein ganzes Stück mehr. Über 21:14 (38.) und 28:20 (49.) zogen die Hamburger uneinholbar davon, und die Körpersprache der Berliner verriet schon Mitte der zweiten Hälfte, dass sie nicht mehr an die Wende glaubten.

Entsprechend freudig erregt erhob sich das entzückte Publikum bereits drei Minuten vor Schluss, um der Leistung ihres Teams stehend zu huldigen. „Wir haben sie aus der Halle gefegt“, jubelte Präsidiumsmitglied Christoph Strenger hinterher. Sein Vorgesetzter, Präsident Karl Gladeck, atmete derweil erleichtert durch: „Das war für unsere Verhältnisse schon fast zu entspannt.“ Bitter wiederum kannte den Grund für die Leistungsschau: „Wir arbeiten täglich im Training mit großer Intensität daran, um uns zu verbessern. Jede Woche kommen wir auf diesem Weg weiter voran. Und diese Fortschritte erzeugen immer wieder neue Motivation.“

Lindberg, mit elf Treffern erneut bester Torschütze, wusste den Erfolg aber noch vor dem Duschen einzuordnen: „In Spielen zwischen zwei gleichwertigen Teams entscheidet meistens die Tagesform, und die sprach diesmal klar für uns.“ Und wenn Berlins Trainer Dagur Sigurdsson auch keine Freude am Auftritt seiner Füchse empfand („Wir haben ohne Abwehr gespielt“), in seiner Rolle als Bundestrainer durfte er die Erkenntnis mitnehmen, dass Adrian Pfahl einer für ihn ist. Der Halbrechte des HSV überzeugte mit acht Toren, für die er nur zwölf Würfe brauchte. Nach dem Rücktritt von Flensburgs Linkshänder Holger Glandorf ist Pfahl jetzt erste Wahl für die WM im Januar in Katar. „Wenn er gesund bleibt, ist er dabei“, sagte Sigurdsson.

Tore, HSV Hamburg: Lindberg 11 (5 Siebenmeter), Pfahl 8, Simicu 5, Mahé 4, Hens 3, H. Toft Hansen 1, Dominikovic 1; Füchse Berlin: Petersen 7 (5), Nielsen 4, Zachrisson 3, Romero 3, Wiede 2, Drux 2, Nenadic 2, Horak 1, Igropulo 1. Schiedsrichter: Andreas und Marcus Pritschow (Stuttgart). Zuschauer: 7450. Zeitstrafen: 2; 3. Siebenmeter: 5 (fünf verwandelt); 5 (5).