HSV Hamburg gewinnt mit 34:28 gegen Bietigheim. THW Kiel jubelt nach 29:28-Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen

Ludwigsburg/Mannheim. Der HSV Hamburg hat noch einen Handball-Weltstar: seine dänische Tormaschine Hans Ottar Lindberg. Der 33 Jahre alte Rechtsaußen feuerte am Sonntag beim 34:28 (14:12)-Sieg des HSV bei Aufsteiger SG Bietigheim aus allen Lagen – am Ende zappelte der Ball 13-mal im Netz, sechsmal nach Siebenmetern. Gleich die ersten drei Treffer zur 3:0-Führung, die die Hamburger nicht mehr aus der Hand gaben, gingen auf Lindbergs Konto. „Wir sind schnell weggezogen, aber bekanntlich dauert ein Spiel 60 Minuten, und die SG kam zurück. Wir haben aber die Ruhe bewahrt“, sagte er routiniert uneitel.

Wäre da nicht das ärgerliche Auftaktaus am Mittwoch im DHB-Pokal bei Hannover-Burgdorf gewesen, wären die Hamburger wieder voll im Soll. Der Erfolg in Ludwigsburg in der MHP Arena war immerhin der fünfte Sieg in Serie in der Bundesliga, und das junge, preisgünstigere Team von Trainer Christian Gaudin ist mit nun 12:10 Punkten bereits auf den sechsten Platz hochgeklettert. Es ließe sich als Aber anführen, dass man gerade gegen drei Aufsteiger nacheinander spielt, als Nächstes folgt am 5. November das Heimspiel gegen HC Erlangen, aber auch diese Spiele muss man erst einmal gewinnen – Gaudins strapazierte Zauberwörter sind Konstanz und Konzentration.

„Im Großen und Ganzen war es heute aber okay. Durch unsere gute Deckung konnten wir Tempogegenstöße laufen, und die zweite Welle hat heute besser funktioniert“, sagte Gaudin. Im Vergleich zum bösen Saisonfehlstart (2:10 Punkte) scheint der HSV sich gefestigt zu haben. Die Mechanismen greifen immer besser, und der rumänische Rückraum-Neuzugang Alexandru Simicu, liebevoll „Schimi“ von Fans und Kollegen genannt, ist längst eine feste Größe im Team geworden. Diesmal war er mit sieben Toren zweitbester HSV-Schütze. Auch Linkshänder Adrian Pfahl, der gebürtige Bietigheimer, setzte im rechten Rückraum wieder Akzente. Er warf in seiner Heimat drei Tore.

Am heutigen Montag wird der neue Vereinspräsident Karl Gladeck, 47, seine Arbeit auf der Geschäftsstelle in der Volksbank-Arena aufnehmen. Erster Gesprächspartner ist der Aufsichtsratsvorsitzende Reimund Slany, 61. Dabei wird es auch um eine Bezahlung Gladecks gehen, die allerdings bescheiden ausfallen dürfte. Der Reiseunternehmer war Wunschkandidat der ehemaligen HSV-Handball-Präsidenten Andreas und Matthias Rudolph. Sein Hauptanliegen: den Dialog zwischen Rudolph-Freunden und -Kritikern wieder aufzunehmen. „Ich will versöhnen“, sagt Gladeck, „der HSV Handball muss künftig geschlossen auftreten. Und das wollen und können wir schaffen.“

Im Liga-Topspiel feierte der deutsche Rekordchampion THW Kiel einen 29:28 (11:12)-Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen, 154 Tage nach dem dramatischsten Finale der Handball-Bundesliga-Geschichte, als die Zebras den Löwen im Fernduell noch die Meisterschaft entrissen. Zwei Ex-HSV-Stars waren die Kieler Helden in der mit 13.200 Zuschauern ausverkauften SAP-Arena: Joan Cañellas, mit neun Toren bester Werfer, und Domagoj Duvnjak. Gerade hatte Uwe Gensheimer (insgesamt acht) mit seinem 28:28 die Halle zum Toben gebracht – da kam Duvnjak mit seinem einzigen Treffer des Tages. Ausgerechnet jener Duvnjak, der am 2. März 2013, damals im HSV-Trikot, für die letzte Heimniederlage der Löwen gesorgt hatte. „Am Ende kullert sich der Ball von Duvnjak irgendwie über die Linie, und deswegen gewinnen wir und nicht die Löwen“, sagte THW-Coach Alfred Gislason wortkarg wie eh. Über den spanischen Weltmeister Cañellas, der wie Welthandballer Duvnjak in Kiel angekommen scheint, meinte er: „Er hatte schon in den letzten Spielen sehr gute Leistungen gezeigt. Er hat sehr viel Übersicht, ist ein sehr kompletter Spieler. Nach und nach passt er sich an unsere Spielweise an, und wir uns an ihn.“ Immer größer dürfte die Vorfreude der Kieler auch auf den zum Sommer 2015 verpflichteten Löwen-Keeper Niklas Landin (16 Paraden) werden. Besonders in der starken Anfangsphase der Badener „parierte er einige Bälle, bei denen der Ausdruck Weltklasse schon fast untertrieben ist“, wie es auf der Homepage der Handball-Bundesliga hieß.