Hamburg. Am Tag danach hatte Torsten Lucht, 40, noch immer nicht die Turbulenzen der Mitgliederversammlung der HSV-Handballer verdaut. Dass der langjährige Aufsichtsrat Fritz Bahrdt, 75, wegen seiner Wahl ins Kontrollgremium seinen eigenen Posten aufgegeben hatte, bleibt für Lucht unverständlich: „Ich kenne die Gründe nicht, er hat mit mir noch nicht gesprochen. Ich bedauere diese Entwicklung.“

Bahrdt wollte nicht in einem Gremium mitarbeiten, mit dessen Besetzung er Probleme hat. Offenbar stört ihn weniger die Person des ehemaligen Fanbeauftragten Lucht, vielmehr dessen indirekte berufliche Abhängigkeit von Andreas Rudolph, dem langjährigen Vereinspräsidenten, der als Hauptsponsor die Geschicke des Clubs weiter maßgeblich mitbestimmt. „Ich habe nichts gegen die Familie Rudolph, im Gegenteil, sie hat unfassbar viel für den HSV Handball geleistet, aber wenn der Club die Funktion eines Aufsichtsrats ernst nimmt, sollte seine Unabhängigkeit über jeden Zweifel erhaben sein.“

Bahrdts Demission hat jetzt zur Folge, dass auf der regulären Mitgliederversammlung Anfang Dezember ein vierter Kontrolleur gewählt werden muss. Dann hat wohl HSV-Profi Matthias Flohr, 32, beste Chancen, wenn zuvor die Vereinssatzung geändert wird und auch Mitarbeitern der Betriebsgesellschaft eine Stelle im Rat offensteht.

Dem neuen Aufsichtsrat gehören neben Lucht FANily-Chefin Andrea Detmers, 41, und Rechnungsprüfer Reimund Slany, 61, an sowie Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph, 56, der bestellt wurde. Die konstituierende Sitzung soll am 22. Oktober vor dem Pokalspiel bei Hannover-Burgdorf stattfinden. Wichtigste Aufgabe: die Ernennung eines neuen Präsidenten. Seit dem Rücktritt von Andreas Rudolph am 8. Mai übt Frank Spillner dieses Amt aus. Er steht wie Schatzmeister Jens Lingthaler nicht mehr zur Verfügung.

Ein möglicher Kandidat ist der ehemalige Geschäftsführer Dr. Holger Liekefett, 52. „Ich bin von interessierten Kreisen bereits gefragt worden und wäre grundsätzlich bereit. Meine Leidenschaft für diesen großartigen Verein ist ungebrochen“, sagt Liekefett. Fünf (Krisen-)Monate lang, von März bis Juli, hatte er für den HSV unentgeltlich gearbeitet. Die Rudolphs präferieren jedoch eine andere Lösung, ohne im Moment schon eine zu haben.