HSV-Handballer gewinnen 34:28 in Lübbecke. Andreas Rudolph erstmals in dieser Saison dabei

Lübbecke/Hamburg. Bei den HSV-Handballern ist wieder alles beim Alten. Andreas Rudolph, 59, der langjährige Präsident, Hauptsponsor und Mäzen, hatte erstmals in dieser Saison ein Bundesligaspiel seiner Mannschaft besucht, vorher den Spielern Mut zugesprochen („Bewahrt Ruhe! Ich glaube an euch!“) und hinterher mit ihnen gefeiert. Und dass die Nacht nach dem 34:28 (19:16)-Erfolg beim TuS N-Lübbecke erst am Sonntag gegen drei Uhr morgens im East-Hotel auf St. Pauli fröhlich endete, erinnerte irgendwie auch an alte, bessere Zeiten.

„Es war ein verdienter Sieg, bei dem wir große Moral gezeigt haben“, sagte Matthias Flohr, 32. Es war nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte der erste in dieser Spielzeit, und Flohr war an der vielleicht entscheidenden Szene beteiligt. Lübbecke, ständig im Rückstand, hatte nach 45 Minuten zum 24:24 ausgeglichen, als der Allrounder mit aller Macht den ersten Führungstreffer des Gegners zu verhindern suchte, dafür eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe kassierte. Sie wirkte wie ein Fanal an seine Kollegen, noch mehr Einsatz als ohnehin schon zu zeigen.

Der wurde diesmal belohnt. Der HSV zog bis zur 51. Minute auf 27:24 davon und gab diese Führung, auch das ein Novum, bis zum Ende nicht mehr ab.

„Wir haben gebissen, gekratzt, um jeden Zentimeter gekämpft, Tempo gemacht, einfach alles in dieses Spiel reingeworfen. Die Mannschaft hat unglaublichen Willen bewiesen“, freute sich HSV-Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph, 56, – vor allem für Trainer Christian Gaudin, 47. „Dieses Erfolgserlebnis hat er sich hart erarbeitet. Der Aufwand, den er seit Wochen bei uns treibt, ist einfach vorbildlich.“

Dass der Sieg in Lübbecke, wo der HSV selbst in seinen großen Zeiten erhebliche Schwierigkeiten hatte, weitere Erfolge nach sich ziehen wird, davon ist Matthias Rudolph fest überzeugt: „Wir hatten ja bislang nicht schlecht gespielt, hätten statt 2:10 mit etwas Glück auch 9:3 Punkte haben können. Da fehlten meist nur Nuancen. Dieser Sieg gibt dem Team hoffentlich den Glauben an die eigene vorhandene Stärke zurück.“

Der Sieg dürfte beruhigend auf die heutige Mitgliederversammlung wirken

In den zwei Wochen nach der 28:31-Heimniederlage gegen Wetzlar scheint es Gaudin gelungen zu sein, die vergangenen Misserfolge aus den Köpfen zu bekommen. In Lübbecke blieben die Hamburger selbst dann in der Spur, als in der Merkur-Arena in der letzten Viertelstunde die kritische Phase anbrach. Kapitän Pascal Hens, 34, hatte daran nach seiner Einwechslung in der 44. Minute mit drei Treffern großen Anteil. „In der zweiten Hälfte hatten wir den richtigen Zugriff in der Abwehr und die richtigen Lösungen im Angriff. Es war eine Erleichterung zu sehen, wie wir uns diesen Sieg herausgespielt haben“, sagte Johannes Bitter, 32.

Der HSV-Torwart dürfte sich zudem über die Leistung seines Vertreters Justin Rundt gefreut haben. Der 19-Jährige, der den verletzten Max-Henri Herrmann, 20, vertritt, kam bei fünf Siebenmetern zu seinem ersten Bundesligaeinsatz. Einen davon, vom zuvor fünfmal bei Strafwürfen erfolgreichen Lübbecker Maximilian Schubert, wehrte er in der letzten Minute ab.

Gewohnt ruhig und unaufgeregt zog Gaudin am Tag danach Bilanz: „Dieser Erfolg war enorm wichtig für uns. Wir müssen weiter in uns Vertrauen haben. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.“ Am Sonnabend (19 Uhr, O2 World) kann dieser gegen Melsungen weiter beschritten werden, raus aus den Abstiegsrängen, auf denen der HSV als Tabellen-16. noch immer verweilt. Für das Spiel sind 5200 Tickets verkauft.

Dass der erste Saisonsieg für mehr Ruhe im Club sorgen dürfte, sollte sich schon am heutigen Montag (19 Uhr, Volksbank-Arena) bei der Mitgliederversammlung zeigen. Die anstehende Wahl von drei Aufsichtsratsmitgliedern sollte deshalb nicht mehr zum Lagerwahlkampf zwischen Rudolph-Freunden und -Skeptikern ausarten.

Tore, N-Lübbecke: Vukovic 5, Schubert 5 (5 Siebenmeter), Schöngarth 4, Pieczkowski 3, Pajovic 3, Langhans 2, Tauabo 2, Huljina 2, Loke 1, Wöss 1; Hamburg: Lindberg 7 (2), Schmidt 6 (4), Mahé 5, Toft Hansen 4, Pfahl 4, Simicu 3, Hens 3, Flohr 2. SR: Behrens/Fasthoff (Düsseldorf). Zu.: 2110. Zeitstrafen: 3; 4. 7-Meter: 7 (5 verwandelt); 7 (6).