Hamburg. Gleich nach der bitteren 21:22 (11:11)-Niederlage in Balingen wurde Christian Fitzek, der Geschäftsführer der HSV-Handballer, proaktiv. Er rief Andreas Rudolph an, den langjährigen Präsidenten und Mäzen, der als Hauptsponsor (GHD) weiter die Existenz des Clubs sichert. Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts bekannt, dass Rudolph jedoch beunruhigt über die Entwicklung des Vereins ist, darf angenommen werden.

Mit 2:8 Punkten und zuletzt drei knappen Niederlagen in Folge hat der HSV den schlechtesten Saisonstart in seiner Bundesligageschichte seit 2002 hingelegt, und die Hoffnung, dass am Sonnabend gegen die HSG Wetzlar (15 Uhr, O2 World) die Wende geschafft wird und der vorletzte Tabellenplatz verlassen werden kann, ruht vor allem darauf, dass es statt der 2:8 auch 7:3 Punkten hätten sein können, wenn die Mannschaft ihre Chancen in der Endphase der bisherigen Spiele genutzt hätte. Ein bisschen viel Konjunktiv steckt zwar in dieser Analyse, doch Fitzek erkennt sehr wohl die Fortschritte des Teams, sieht aber auch, „dass dringend ein Erfolgserlebnis her muss, weil sonst die allgemeine Verunsicherung noch stärker um sich greift“.

Dass diese Mannschaft nach den Abgängen von sechs Weltklassespielern nicht das Niveau der vergangenen neun Jahre haben kann, ist jedem im HSV und im Umfeld des Vereins bewusst. „Wir brauchen Zeit“, mahnt Trainer Christian Gaudin und warnt weiter vor überzogenen Erwartungen. Fitzek hält den Franzosen „für den mutigsten Trainer, den ich je kennengelernt habe“. Gaudin scheue sich nämlich nicht, selbst in kritischen Situationen Spieler mit wenig bis gar keiner Bundesligaerfahrung aufs Feld zu schicken, wenn die Stammkräfte seinen Anforderungen nicht mehr gerecht würden.

Das ist bislang öfter Fall. So kam in Balingen Junioren-Nationalspieler Alexander Feld, 21, zu seinem Bundesliga-Debüt, weil Kapitän Pascal Hens, 34, „nicht seinen besten Tag hatte“ (Fitzek). Aber der Geschäftsführer nimmt die erfahrenen Nationalspieler des HSV auch in Schutz: „Selbst für sie ist es eine neue Situation, da sie plötzlich die ganze Verantwortung übernehmen sollen. Früher war die auf vielen Schultern verteilt, jetzt auf wenigen.“ Aber nicht Erklärungen seien gefragt, sondern Ergebnisse, weiß Fitzek: „Gegen Wetzlar sollten wir schon gewinnen, um erst gar keine Unruhe aufkommen zu lassen.“