Frankfurt am Main. Für Christian Gaudin, 47, den Trainer des HSV Hamburg, ist das Handballfeld weiter 40 Meter lang und 20 Meter breit und die Tore zwei Meter hoch und drei Meter breit, doch als der Franzose am Freitagabend mit seiner Mannschaft das Frankfurter Fußballstadion betrat, erkannte er schon die etwas anderen Dimensionen, die das Bundesligaspiel des HSV am Sonnabend (18.15 Uhr, Sport1 live) gegen die Rhein-Neckar Löwen haben wird. „Das ist sicherlich ein großartiger Rahmen, aber wir müssen uns nur auf das konzentrieren, was auf diesen 800 Quadratmetern passiert. Dort allein entscheidet sich, ob wir die Punkte holen oder nicht“, sagt Gaudin.

Mehr als 40.000 Zuschauer werden das Match des Tabellenführers aus Mannheim gegen die in der neuen Saison noch sieglosen Hamburger verfolgen, was einen neuen Weltrekord für Handballspiele bedeutet. Die bisherige Bestmarke stammt mit 36.651 Besuchern aus dem dänischen Meisterschaftsfinale AG Kopenhagen gegen Bjerringbro-Silkeborg im Mai 2011, die deutsche Bestmarke (30.295) wurde am 12. September 2004 in der Arena Auf Schalke im Bundesligaspiel des TBV Lemgo gegen den THW Kiel aufgestellt.

Henrik Toft Hansen, 27, der Kreisläufer des HSV, saß beim damaligen Weltrekordspiel unter den Zuschauern, ein Jahr später, er war inzwischen nach Kopenhagen gewechselt, spielte er dort vor 20.000 Fans in der halbierten Arena in der Champions League gegen den FC Barcelona. „Die Kulisse hinterlässt natürlich einen nachhaltigen Eindruck, gerade beim Warmmachen, aber wenn der erste Pfiff ertönt, ist alles wie sonst. Das ist dann ein ganz normales Handballspiel, es ist eben nur viel lauter.“

Und es ist nicht unbedingt ein Heimspiel für die Mannheimer, die saisonübergreifend die vergangenen 20 Bundesligaspiele gewonnen haben. „Viele im Publikum werden vielleicht ihr erstes Handballspiel sehen und gar nicht genau wissen, wer wer ist“, ahnt Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer, 27. Dennoch hält er die Entscheidung für richtig, das Experiment zu wagen. „Dem deutschen Handball kann es nicht schaden, auch einmal positiv auf sich aufmerksam zu machen“, sagt der Linksaußen der Löwen.

Als das Spiel 2013 geplant wurde, war es das Duell EHF-Pokal- gegen Champions-League-Sieger. Während die Mannheimer trotz eines reduzierten Etats ein Spitzenteam geblieben sind, muss der HSV nach der Absenkung des Jahresbudgets von 9,6 auf 6,0 Millionen Euro erst noch eins werden. „Meine Mannschaft hat viel Potenzial“, sagt Gaudin, „und wir werden Spiel für Spiel mehr davon zeigen.“ Am Sonnabend kehrt Rechtsaußen Hans Lindberg in den Kader zurück, Spielmacher Kentin Mahé ist nach seinem Magen-Darm-Virus ebenfalls wieder fit.