Der ehemalige Trainer und Sportchef des Vereins soll zum 1. August neuer Geschäftsführer des Bundesligaclubs werden

Hamburg. Es ist zwei Wochen her, dass die Verhandlungen zwischen den HSV-Handballern und Christian Fitzek zu einem guten Abschluss kamen. Das Ergebnis wiederholter Telefongespräche: An diesem Freitag werden die Hamburger und der VfL Bad Schwartau um 19 Uhr in der Schwartauer Ludwig-Jahn-Halle ihr erstes Testspiel für die kommende Saison bestreiten. „Es freut mich für unsere Fans, dass sie unsere neu formierte Mannschaft gegen den Champions-Legaue-Sieger von 2013 sehen können“, schreibt Fitzek auf der Homepage des Zweitligaclubs.

Auf welcher Seite der 53-Jährige am Freitag stehen wird, ist seit einigen Tagen unklar. Der HSV hat die Gespräche mit Fitzek fortgesetzt, und inzwischen deutet vieles daraufhin, dass der 109-malige Nationalspieler spätestens zum 1. August neuer Geschäftsführer der Hamburger wird. Ein Vertragsentwurf liegt ihm vor. Fitzek soll Holger Liekefett, 51, nachfolgen, der vor zwei Wochen seinen Rückzug aus privaten Gründen bekannt gab. Liekefett, ehemaliger Manager des dänischen Bierbrauers Carlsberg, hatte für den HSV vier Monate lang ohne Entlohnung gearbeitet und den Club während des wochenlangen Kampfes um die Bundesligalizenz vor der Insolvenz bewahrt.

Als gewählter Vertreter der Zweitligaclubs im Präsidium der Handball-Bundesliga (HBL) hatte Fitzek am 11. Juni für den Lizenzentzug des HSV gestimmt, wie in zweiter Instanz alle anderen sieben Mitglieder des Gremiums. „Fehlender Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ lautete damals das Verdikt der HBL. Bekanntermaßen erhielt der Verein dann am 1. Juli nach einem Sieg vor dem Schiedsgericht der Liga dank einer Patronatserklärung seines Hauptgeldgebers Andreas Rudolph über 4,6 Millionen Euro die Spielgenehmigung für die neue Serie.

Fitzek führt seit zwei Jahren erfolgreich die Geschäfte des Zweitligavereins VfL Bad Schwartau, dem ehemaligen Kooperationspartner und Geburtshelfer des HSV. Dort steht er noch bis zum 30. Juni 2015 plus Option für ein weiteres Jahr unter Vertrag. Erst vergangenen November war er mit seiner zweiten Ehefrau Daniela, einer Juristin, von Hamburg nach Lübeck gezogen.

Dass sein Verein ihn vorzeitig ziehen lässt, gilt als ausgemacht. Fitzek hatte die Schwartauer Handballer in den vergangenen zwei Jahren wieder auf solide finanzielle Füße gestellt, die Zahl der Gesellschafter und Werbepartner substanziell erhöht. Genau das erwarten sie jetzt auch in Hamburg von ihm. Weder der HSV noch Fitzek wollten aber am Dienstag zu der Entwicklung Stellung nehmen. „Kein Kommentar“, hieß es beim HSV, Fitzek antwortete auf eine Anfrage des Abendblatts per SMS mit: „Ich habe nichts zu sagen.“

HSV-Buchhalter Sven Fahrenkrug wird jetzt ebenfalls Geschäftsführer

Die mögliche Ernennung zum Geschäftsführer der HSV Spielbetriebsgesellschaft wäre Fitzeks vierte Karriere beim HSV Hamburg. Im Juli 2004 holte der damalige Chefcoach Bob Hanning ihn aus Göppingen als Co-Trainer in den Club. Nach Hannings Rausschmiss am 2. Mai 2005 übernahm Fitzek die Bundesliga-Mannschaft als Cheftrainer, bis er am 17. Oktober nach einem schwachen Saisonstart vom HSV-Präsidenten Andreas Rudolph ebenfalls beurlaubt wurde. Martin Schwalb trat am 21. Oktober seine Nachfolge an. Fitzek durfte dennoch im Verein bleiben, Rudolph schuf für ihn die Stelle des Sportchefs. Am 25. Dezember 2010 wurde er zum zweiten Mal beim HSV gekündigt, zum 30. Juni 2011. Den Gewinn der deutschen Meisterschaft erlebte Fitzek nur noch von der Tribüne mit.

Mit der Rückkehr zum HSV würde sich für Fitzek ein Kreis schließen. Während seines letzten Jahres als HSV-Sportchef hatte der Verein begonnen, Fitzek ein betriebswirtschaftliches Fernstudium zum Master of Business Administration (MBA) finanziert. Die Zusatzausbildung schloss er 2013 ab. Jetzt könnte der HSV von der einstigen Investition profitieren. Als weiterer Geschäftsführer stünde ihm HSV-Buchhalter Sven Fahrenkrug, 38, ein staatlich geprüfter Betriebswirt, zur Seite. Der wird gerade anstelle Liekefetts ins Handelsregister eingetragen.

Fitzeks Vorteil: Er kennt die HSV-Strukturen, weiß, wie bisweilen schwierig Andreas Rudolph und sein Bruder Matthias, der Mehrheitsgesellschafter der Spielbetriebs GmbH & Co. KG, ticken. Schon im Herbst könnte ihn aber mit Schwalb ein weiterer Bekannter unterstützen. Der langjährige HSV-Trainer soll nach seiner Genesung die Arbeit der Geschäftsstelle und die Akquise von Sponsoren unterstützen.