Franzose Christian Gaudin wird Nachfolger von Trainer Martin Schwalb, der nach seinem Herzinfarkt das Krankenhaus verlassen konnte. Neuer Vertrag für Stefan Schröder

Hamburg. An seine erste und seine letzte Begegnung mit dem Handball-Sport-Verein Hamburg hat Christian Gaudin keine schöne Erinnerung. Die erste war im Dezember 2002, Gaudin verlor als Torhüter des damaligen Champions-League-Siegers SC Magdeburg überraschend beim Bundesliga-Tabellenletzten HSV mit 31:32. Die letzte gab es knapp zehn Jahre später. Diesmal ging es beim Wildcard-Turnier in Saint-Raphaël um einen Startplatz in der Champions League, und Gaudin, inzwischen Trainer der französischen Heimmannschaft, verlor das Finale gegen die Hamburger, trotz einer Viertoreführung kurz vor Schluss, noch in der Verlängerung – wieder mit 31:32. Dass der Gegner die Champions-League-Saison als Sieger beendete, machte die Niederlage besonders schmerzlich.

Andererseits hat ihr Gaudin, 47, wohl seinen neuen Job zu verdanken. Am Donnerstagnachmittag unterschrieb der Franzose im Rahmen einer Sponsorenveranstaltung in der Volksbank-Arena einen Einjahresvertrag als Trainer des HSV. „Ich bin überzeugt davon, dass er aus unseren neuen, jungen Spielern und den erfahrenen Profis eine erfolgreiche Einheit formen kann“, sagte der scheidende Geschäftsführer Holger Liekefett. Gaudin zeigte sich annähernd wortgleich „sehr glücklich über die Chance, den HSV mit einer guten Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern weiterzuentwickeln“.

Nachdem sein Vertrag bei Saint-Raphaël Var Ende der abgelaufenen Saison nicht verlängert worden war, hatte Gaudin erst im Mai die rumänische Nationalmannschaft übernommen, war jedoch im Juni im Play-off um die WM-Teilnahme 2015 an Schweden gescheitert. Jetzt kehrt der zweimalige Weltmeister (1995 und 2001) in die Bundesliga zurück, in der er von 1997 bis 1999 für den VfL Hameln und anschließend auch noch vier Jahre für Magdeburg aktiv war.

An den Erfolgen von damals – deutsche Meisterschaft und Gewinn des EHF-Pokals 2001, Champions-League-Sieg 2002 – wird man ihn in Hamburg kaum messen dürfen. Der Verein ist immer noch im Begriff, sich von den Folgen des fast vollzogenen Lizenzentzugs zu erholen. In den verbleibenden Wochen bis zum Saisonbeginn gilt es vor allem, Ersatz für die zum THW Kiel abgewanderten Topspielmacher Domagoj Duvnjak und Joan Cañellas zu finden.

Immerhin: Stefan Schröder, 32, Rechtsaußen und Publikumsliebling, erhielt am Donnerstag einen neuen Vertrag zu deutlich reduzierten Bezügen. Schröder soll künftig zusätzlich in die Vermarktung des Clubs eingebunden werden. Die Verlängerung mit Linksaußen Torsten Jansen, 37, könnte noch in dieser Woche folgen. Für ihn ist eine Nebentätigkeit als Nachwuchstrainer vorgesehen.

Mit Gaudins Verpflichtung geht eine Ära zu Ende. Sein Vorgänger Martin Schwalb, 51, hatte den HSV seit Oktober 2005 trainiert. Schon einmal, nach dem Gewinn der Meisterschaft 2011, wurde für ihn ein Nachfolger installiert. Doch damals war Schwalb mehr oder weniger freiwillig aus dem Amt geschieden und ins Präsidentenamt gewechselt. Als die Mannschaft unter Per Carlén und dessen Interimsnachfolger Jens Häusler in eine Krise zu rutschen drohte, übernahm er nach acht Monaten wieder die sportliche Leitung.

Ein zweites Comeback scheint ausgeschlossen – unabhängig von dem Herzinfarkt, den Schwalb vor einer Woche erlitten hatte. Doch die Chance, dass der bei den Fans beliebte frühere Nationalspieler dem HSV schon bald in anderer Funktion dienen kann, ist groß. Schwalb konnte am Donnerstagabend die Asklepios-Klinik Nord am Heidberg nach nur sechs Tagen verlassen.

„Ich bin sehr froh, dass ich die erste Nacht wieder in meinem eigenen Bett und bei meiner Familie verbringen kann, und möchte mich bei den Ärzten bedanken“, sagte Schwalb. „Ich werde in den nächsten Tagen mit meiner mehrwöchigen Rehabilitation beginnen. Für mich sind jetzt Ruhe und Genesung das Wichtigste.“