Hamburger Handballclub kämpft weiter um Bundesliga-Lizenz. Entscheidung über Insolvenz vertagt

Hamburg. Die HSV-Handballer wollen weiter um die Lizenz für die nächste Bundesligasaison kämpfen. Das beschlossen am Donnerstagabend die Vereinsführung um Interimspräsident Frank Spillner, Aufsichtsratschef Wolfgang Fauter und Geschäftsführer Holger Liekefett sowie die anwesenden Kommanditisten nach einer viereinhalbstündigen Sitzung auf der Geschäftsstelle in der Volksbank-Arena.

Vor dem Gang zum Schiedsgericht der Handball-Bundesliga (HBL) soll jedoch ein Sportrechtler die Chancen beurteilen. Die HBL hatte dem Champions-League-Sieger des vergangenen Jahres in zwei Instanzen die Spielgenehmigung für die nächste Saison verweigert. Die Kosten für das ultimative Verfahren, je 10.000 Euro für das Schiedsgericht und den Anwalt, will Aufsichtsrat und Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph übernehmen.

Beschlossen wurde zudem, die Mannschaft sowohl für den europäischen EHF-Pokal zu melden, für den sich der HSV als Bundesliga-Vierter qualifiziert hatte, als auch für die Dritte Liga, in die der HSV nach dem Lizenzentzug absteigen müsste. Die zwei im Juni noch anstehenden Freundschaftsspiele in Delmenhorst und Perleberg wurden dagegen abgesagt. Über eine mögliche Insolvenz der Spielbetriebsgesellschaft soll später entschieden werden. Letzter Termin sei der 26. Juni. Allerdings drohen weitere Gefahren. Weil der HSV in der GmbH &Co. KG negatives Eigenkapital gebildet hat, kann die HBL eine Strafe von bis zu 160.000 Euro aussprechen. Im Falle einer Insolvenz könnte dafür der eingetragene Verein in Anspruch genommen werden, was diesen wiederum in existenzielle Schwierigkeiten stürzen dürfte.

Die Aussichten auf eine finale Wende im Lizenzierungsprozess sind indes gering. Bisher hatten sich drei HBL-Gremien, der Gutachter- , der Lizenzierungsausschuss und das Präsidium mit den Unterlagen der Hamburger beschäftigt. Insgesamt 14 Personen kamen dabei in den vergangenen Wochen zu demselben Ergebnis: Der HSV erfüllt weder für die abgelaufene noch für die nächste Saison die wirtschaftlichen Voraussetzungen, um eine Spielgenehmigung zu erhalten. Die Dokumente hätten das selbst bei viel Wohlwollen nicht hergegeben, heißt es aus Ligakreisen. Das Grundproblem sei gewesen, dass es sich bei vielen Papieren um Absichtserklärungen gehandelt habe, nicht um belastbare Zusagen. Die fordert die HBL seit diesem Jahr. So hätte zum Beispiel selbst der vorgelegte Millionen-Vertrag mit dem langjährigen HSV-Hauptsponsor GesundHeits GmbH Deutschland (GHD) unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats des Ahrensburger Unternehmens und der genehmigenden Banken gestanden. Der Kontrakt hätte also jederzeit widerrufen werden können. Bei der GHD ist der ehemalige HSV-Präsident Andreas Rudolph nur noch Minderheitsgesellschafter. In der Kürze der Zeit waren die geforderten verbindlichen Statements anscheinend nicht zu erhalten.

Der ebenfalls bisher nicht anerkannte Gehaltsverzicht der HSV-Profis und von Trainer Martin Schwalb für den Monat April, insgesamt rund eine halbe Million Euro, litt offenbar aus Sicht der HBL darunter, dass mehrere Spieler ihre Erklärungen nur unter zusätzlichen Bedingungen – wie einer sofortigen Freigabe für einen Vereinswechsel – abgaben. Hier sieht der HSV aber einen Ansatzpunkt, im Schiedsgerichtsverfahren zu punkten.

Der HSV-Halbrechte Zarko Markovic, 27, aus Montenegro hat am Donnerstag einen Dreijahresvertrag bei Al-Jaish Doha (Katar) unterschrieben.