Kiel/Hamburg. So weit ist es mit den HSV-Handballern also schon gekommen: Sie erzeugen bei ihrem größten Rivalen Mitleid. Der THW Kiel will den Not leidenden Hamburgern unter die Arme greifen. „Natürlich helfen wir gern, wenn wir helfen können, zum Beispiel mit einem Benefizspiel“, sagte Klaus Elwardt, der Geschäftsführer des deutschen Rekordmeisters, dem Internet-Angebot „Sport-Bild Plus“. Die Einnahmen würde man dann dem HSV zur Verfügung stellen. Es gehe schließlich nicht um die Rivalität zweier Clubs, sondern um das Wohl des gesamten Handballs.

Tatsächlich sorgt man sich offenbar auch an der Förde um den Fortbestand des scheidenden Champions-League-Siegers, der vergangene Woche in erster Instanz keine Lizenz bekommen hatte. Zwar hat man bereits ein Auge auf HSV-Spieler geworfen, die im Fall einer Insolvenz den eigenen Kader verstärken können. Nationaltorwart Johannes Bitter, 31, hat es den Kielern besonders angetan. Doch sollte die Marke HSV vom ohnehin schwächelnden Handballmarkt verschwinden, wäre der Schaden wohl auch für den Branchenprimus Kiel größer als der Nutzen.

Ob es so weit kommt, könnte sich schon an diesem Wochenende entscheiden. Bis Freitag hat der HSV Zeit, einen neuen, überarbeiteten Lizenzantrag bei der Bundesliga einzureichen. Er beruht im Wesentlichen auf dem Konzept, das der zurückgetretene Präsident Andreas Rudolph vergangene Woche erstellt hatte. Die Lizenzierungskommission will dann kurzfristig entscheiden.

Die Abgabefrist wird der HSV vermutlich bis zum letzten Tag ausreizen. Konkret geht es derzeit noch um die Frage, mit welchem Kader man in die nächste Saison gehen würde. Er soll im Kern aus allen Spielern bestehen, die einen gültigen Vertrag haben, ergänzt um Sympathieträger wie die Flügelspieler Stefan Schröder, Matthias Flohr und Torsten Jansen. Ihnen soll eine Vertragsverlängerung zu reduzierten Konditionen angeboten werden.

Zusammen mit weiteren Sparmaßnahmen soll der Etat des ersten Entwurfes von 8,1 auf etwa fünf Millionen Euro zusammengestrichen werden. Ihn glaubt man inzwischen finanzieren zu können – sofern die mündlichen Zusagen eingehalten werden. Demnach will die GHD GesundHeits GmbH Deutschland, deren Minderheitseigner Rudolph ist, den Verein offenbar ein weiteres Jahr als Hauptsponsor unterstützen. Ein entsprechender Vertrag soll aber noch nicht unterschrieben sein. Kann ihn der HSV bis Freitag nicht vorlegen, würde die Lizenz, wenn überhaupt, nur unter Auflagen erteilt.

Wegen der ungewissen Situation hat der HSV die Frist, innerhalb derer Dauerkartenkunden ihre Sitzplätze reservieren können, bis 15. Juni verlängert. Bezahlt werden müssen die Abonnements erst nach Zusendung der Rechnung bis zum 30. Juni.