Hamburger unterliegen 31:32 bei den Rhein-Neckar Löwen. Djordjic schwer verletzt

Mannheim . Die HSV-Handballer sprangen wie elektrisiert von der Bank auf, jubelnd stürmten sie auf Matthias Flohr zu. Ihm war gelungen, was eigentlich nicht mehr möglich gehalten war. Mit einer großartigen Bewegung hatte er den Abwurf von Torhüter Marcus Cleverly am Kreis der Rhein-Neckar Löwen gesichert und den Ball dann im Fallen zum vermeintlichen Unentschieden ins Tor befördert.

Doch Sekunden später sackten die Hamburger in sich zusammen: Das Kampfgericht erkannte den Treffer nicht an, die Schlusssirene sei bereits vor dem Wurf ertönt. Und so blieb eine 31:32 (15:12)-Niederlage auf der Anzeigetafel der SAP-Arena stehen. Sie könnte den scheidenden Champions-League- Sieger nach sieben Jahren die Zugehörigkeit zu Europas Eliteklasse gekostet haben. Stattdessen droht dem HSV nun der ungeliebte EHF-Pokal.

Das war aber nicht die schlimmste Nachricht an diesem Abend: Drei Minuten vor Schluss zog sich Rückraumschütze Petar Djordjic, 23, auf dem Weg zum Löwen-Tor eine schwere Verletzung zu, vermutlich erneut einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Damit würde er bis Ende des Jahres ausfallen.

„Wir haben im Moment die Seuche“, stöhnte HSV-Trainer Martin Schwalb. Dabei hatten seine Spieler an diesem Sonntagabend alles versucht, um seinen 51. Geburtstag zu einem perfekten Tag zu machen. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat meinen ganz großen Respekt“, sagte Schwalb dann auch später, „was sie am Donnerstag gegen Flensburg und jetzt in Mannheim geleistet hat, war großartig.“

Der 29:26-Heimsieg gegen Flensburg hatte ihm keinen Anlass gegeben, seine Formation zu überdenken. Dass Toptorjäger Hans Lindberg wegen Rückenproblemen in Hamburg geblieben war, hingegen schon. Kentin Mahé aber durfte sich wie gegen Flensburg als Spielmacher versuchen. Domagoj Duvnjak rückte dafür in den linken Rückraum, was Kapitän Pascal Hens seinen Startplatz kostete.

THW Kiel übernimmt nach 46:24-Sieg in Lemgo wieder Tabellenführung

Die Brillanz seines Spiels gegen Flensburg blieb Mahé schuldig. Doch als er nach 17 Minuten und je zwei missglückten Anspielen und Abschlüssen vorübergehend Joan Canellas weichen musste, hatte der HSV bereits begonnen, die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Das lag wie immer an der Torhüterleistung Johannes Bitters, der sein als Weltbesten gehandeltes Gegenüber Niklas Landin verblassen ließ. Aber auch seine Vorderleute hatten zur „Tatort“-Zeit die Schwachstellen im Löwen- Angriff bald ermittelt, und so ergaben sich zahlreiche Gegenstoßchancen, bei denen vor allem Flohr als Vollstrecker Lindberg vergessen ließ.

Dass die Hamburger vor der Halbzeit in kurzen Intervallen drei Zeitstrafen kassierten, schien die Konzentration nur zu befördern. Jedenfalls gelangen ihnen in zeitweise doppelter Unterzahl vier Tore, den Löwen nur eines. Und so konnten HSV-Präsident Andreas Rudolph und sein Bruder und Vorgänger Matthias beim Zwischenstand von 16:12 noch zufrieden lächeln (31.). „Das war unsere mit Abstand beste Halbzeit in dieser Saison“, meinte Rechtsaußen Stefan Schröder.

Natürlich war das Spiel damit nicht entschieden, weil „wir plötzlich für zehn Minuten den Faden verloren haben“ (Schröder). Landin steigerte sich, die Löwen kämpften sich heran und sogar wieder vorbei (18:17, 37. Minute). Doch abschütteln konnten sie die Hamburger nicht – bis zum 24:24 (48.). Dann geriet der bis dahin so gut funktionierende HSV-Spielbetrieb ins Stocken. Die Angriffe verloren an Struktur, Bitter und der eingewechselte Marcus Cleverly hielten nicht mehr viel, die Löwen wiederum trafen viermal am Stück. Davon sollte sich der HSV nicht mehr erholen. „Heute hat uns am Ende das nötige Quäntchen Glück gefehlt. So ist unser Sport eben“, klagte Flohr.

Der Jubel in Mannheim hätte dennoch größer ausfallen können. Am Nachmittag aber waren die Kieler mit einem fast schon anrüchigen 46:24-Sieg in Lemgo nach Toren in der Tabelle wieder an den Löwen vorbeigezogen.

Tore, Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 9 (5 Siebenmeter), Petersson 6, Schmid 5, Ekdahl 4, Myrhol 3, Gorbok 2, Groetzki 2, Manojlovic 1; HSV Hamburg: Canellas 7 (3), Pfahl 5, Flohr 5, Schröder 4, Nilsson 4, Duvnjak 3, Djordjic 2, Mahé 1. Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg). HSV-Außen Stefan Schröder (r.) wird von Kim Ekdahl du Rietz attackiert; Zuschauer: 10.609. Zeitstrafen: 1; 4.