Präsident Rudolph leistet Anzahlung auf Miete in der O2 World

Hamburg. Bis kurz nach drei Uhr in der Nacht zum Freitag saß Holger Liekefett, 51, auf der Geschäftsstelle der HSV-Handballer in der Volksbank-Arena und feilte am Konzept für den sportlich und wirtschaftlich ins Schlingern geratenen Bundesligaverein. „Reset for the Future“, Neustart in die Zukunft, nannte der Geschäftsführer den umfänglichen Aktionsplan, der dem Champions-League-Sieger den Weg in die nächsten Jahre weisen soll. Schon am Vortag hatte Liekefett seine Pläne Präsident Andreas Rudolph, Trainer Martin Schwalb und dem Mannschaftsrat um Kapitän Pascal Hens in Rudolphs Anwesen in Harvestehude vorgetragen.

Liekefetts Papier fiel schon am Freitagvormittag auf fruchtbaren Boden. Rudolph überwies die überfällige Anzahlung auf die Hallenmiete in der Hamburger O2 World und verhinderte damit eine mögliche Aussperrung für die nächsten Spiele. Insgesamt schuldete der HSV Hamburg dem Arenabetreiber rund eine halbe Million Euro. Es war das von Liekefett erhoffte Signal: „Ich sehe jetzt weder die Lizenz für die nächste Spielzeit noch andere Zahlungsverpflichtungen in Gefahr wie die Vergütung der Spieler.“ Noch vor acht Tagen hatte der promovierte Biochemiker die Lage anders beurteilt und sah keinen anderen Ausweg mehr, als die Insolvenz der Spielbetriebs-GmbH vorzubereiten. Rudolph stoppte ihn auf dem Weg ins Amtsgericht am Sievekingplatz im letzten Moment, indem er die notwenige Liquidität des Vereins wiederherstellte. Insgesamt 700.000 Euro flossen seitdem auf die HSV-Konten.

Liekefett ist sich sicher, dass sich dieses Szenario nicht wiederholen wird, Rudolph hätte wieder „richtig Lust“, das Projekt HSV Handball weiterzuentwickeln. Es sei schließlich sein Baby. Das teilte er auch der Mannschaft vor dem Training am Freitagnachmittag mit. „Wir müssen jetzt die Köpfe der Spieler frei bekommen. Uns bleiben noch fünf Spiele Zeit, um diese Saison versöhnlich zu beenden.“ Das Zuschauerinteresse sollte die Profis zusätzlich motivieren. Für das Flensburg-Spiel am 1. Mai sind bereits 11.700 Eintrittskarten verkauft, für das letzte Saisonspiel am 24. Mai gegen Emsdetten 10.000.

Eckpunkte der Liekefett-Agenda sind neue Strukturen in der Organisation des Vereins sowie Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit allen Mitarbeitern. Dazu gehören auch die Spieler. Mit ihnen will der Geschäftsführer nach der Rückkehr aus seinem einwöchigen Kreta-Urlaub Einzelgespräche führen und ihnen die künftige HSV-DNA (Leidenschaft, Spitzensport-Event, Lifestyle und Identifikation/„Wir sind acht!“) näherbringen. Künftig soll es beim HSV nur noch leistungsbezogene Verträge geben. Angelegt ist das Konzept für die nächsten drei Jahre, in denen Rudolph entscheiden kann, in welcher Form er sich beteiligen will. „Andreas Rudolph wird immer ein zentraler Bestandteil dieses Clubs bleiben. In welcher Form er sich einbringen will, entscheidet er allein“, sagt Liekefett.

Der Kader für die nächste Serie mit maximal 14 Spielern soll bis Ende Mai zusammengestellt werden. Derzeit bestehen Kontakte zu Jugendnationalspielern wie zu Weltklasseleuten. Und Martin Schwalb wird weiter eine wichtige Rolle im HSV spielen. „Er ist weit mehr als nur unser Trainer, er ist neben Andreas Rudolph der personifizierte HSV Handball“, sagte Liekefett.