Präsident Rudolph bekennt sich zu seinen Verpflichtungen – vorerst nur mündlich

Hamburg. Am Gründonnerstag trennten die HSV-Handballer nur wenige Meter vom Abgrund. Geschäftsführer Holger Liekefett fuhr beim Amtsgericht am Sievekingplatz vor. Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens schien der einzige Ausweg aus der Finanzmisere zu sein. Erst in letzter Minute wendete Andreas Rudolph das Aus des Champions-League-Siegers ab. Der Präsident und Mäzen versprach, die Liquidität und damit die Handlungsfähigkeit des Clubs wiederherzustellen. Inzwischen sind die überfälligen Gehaltszahlungen der Profis überwiesen, 750.000 Euro soll er für dringende Forderungen gezahlt haben. Am gestrigen Donnerstag nun setzte Liekefett ein Schreiben auf, das in eine positive Zukunft führen könnte. Der Geschäftsführer hielt die Punkte fest, auf die er sich am Vormittag mit Rudolph verständigt hatte. An der Unterredung in Rudolphs Anwesen in Harvestehude hatten auch Trainer Martin Schwalb und Vertreter der Mannschaft teilgenommen.

Sie alle eint die Sorge, ob und wie es beim HSV weitergeht. Weil Zahlungen für Hallennutzung und weitere Dienstleistungen ausstehen, ist der Spielbetrieb in Gefahr. Und noch immer ist unklar, wie die Mannschaft künftig aussehen könnte. Dass die Teilnahme an der Champions League sportlich infrage steht, ist da fast schon vernachlässigbar.

Liekefett konnte am Donnerstagnachmittag schon wieder ein wenig von dem ihm eigenen Optimismus verbreiten, der ihm zuletzt abhandengekommen war: „Es könnte beim HSV positiv weitergehen, befreiter, mit weniger Druck und Anspannung.“ Mehr als mündliche Zusagen allerdings konnte er Rudolph vorerst nicht entlocken.

Noch am Abend wollte Liekefett dem schwerreichen Medizinunternehmer sein Finanzkonzept zukommen lassen, um es, in Abstimmung mit Schwalb und anderen Vereinsgremien, absegnen zu lassen. Eile ist auch deshalb geboten, weil Liekefett am Wochenende zu einem lange geplanten einwöchigen Urlaub nach Kreta aufbricht. Ein klares Bekenntnis Rudolphs, sich weiter für den HSV zu engagieren, wäre sicher der Entspannung im gesamten Verein zuträglich.

Dass sich Rudolph tatsächlich auf einen geordneten Rückzug einlassen könnte, wie er in Vereinskreisen befürwortet wird, ist allerdings nicht zu erwarten. Das Ziel, den HSV bis zum Ende von Rudolphs Amtszeit 2015 von seinem Gönner unabhängig zu machen, ist angesichts rückläufiger Zuschauerzahlen und ausbleibender Sponsoring-Verträge nicht aufrechtzuerhalten.

Umso wichtiger wäre es, den Knoten im eigenen Haus zu lösen, um wieder seriös mit anderen Geldgebern in Verhandlungen treten zu können. Auch auf dem Transfermarkt kann der HSV so lange nicht aktiv werden, wie unklar ist, ob überhaupt die Bundesligazugehörigkeit gesichert ist. Die Lizenzen werden Mitte Mai erteilt. Der HSV bekommt seine seit Jahren nur unter der Voraussetzung, dass Rudolph eine Patronatserklärung für alle finanziellen Verpflichtungen abgibt.