Ein Kommentar von Achim Leoni

Eine Geschichte, die sie sich bei den HSV-Handballern erzählen, geht so: Dierk Schmäschke, damals Vizepräsident, hatte hochrangige Vertreter der Hamburger Wirtschaft zusammengetrommelt, um einen Unterstützerkreis für den Verein zu gründen. Am Vorabend des geplanten Treffens habe Präsident Andreas Rudolph den Termin abgesagt: Es sei doch viel sinnvoller, viele kleinere Beträge für den HSV einzusammeln, als auf einen möglichen Großsponsor abzuzielen. Schmäschke ist inzwischen entnervt nach Flensburg zurückgekehrt.

Rudolph ist immer noch da. Ohne seine Medizinmillionen war und ist der scheidende Champions-League-Sieger in seiner aktuellen Luxusausstattung nicht existenzfähig. Rudolphs Leidenschaft für den Handball ist offenbar ungebrochen. Rückschläge wie das Champions-League-Aus am Sonntag fasst er als beinahe schon persönliche Beleidigungen auf. Die Lust an dem teuren Hobby aber scheint dennoch zu schwinden. Andererseits tut sich Rudolph offenbar schwer, loszulassen und den HSV von sich unabhängig zu machen.

Dieser Schlingerkurs zwischen Kuscheln und Liebesentzug wird zunehmend zum Problem. Zu einem finanziellen Bekenntnis für die kommende Saison mag sich Andreas Rudolph bislang nicht durchringen, geschweige denn über das Ende seiner Amtszeit 2015 hinaus. Damit aber macht er es Trainer Martin Schwalb und dem neuen Geschäftsführer Holger Liekefett schwer, ihre Ideen umzusetzen. Eine Entscheidung tut not – wie sie ausfällt, ist fast zweitrangig.