HSV drohen durch Reform der Handball-Champions-League noch mehr Pflichtspiele

Hamburg. Martin Schwalb sorgt sich um die Handball-Bundesliga. Angesichts der Reform in der Champions League fürchtet der Trainer des Titelverteidigers HSV Hamburg einen Qualitätsverlust für die „stärkste Liga der Welt“. „Die Bundesliga ist auch ein sehr wertvolles Gut. Noch mehr Spiele wären fatal. Bei der riesigen Belastung derzeit geht es nicht, noch ein Spiel und noch ein Spiel draufzupacken. Irgendwann sagen die Spieler, ich gehe lieber ins Ausland als in der Bundesliga zu spielen, denn da gibt es weniger Spiele“, sagte der frühere Nationalspieler der Nachrichtenagentur dpa.

Von der Saison 2015/2016 wird die Königsklasse nach einem neuen Modus gespielt. Statt wie bisher 24 Teams nehmen dann 28 Mannschaften die Gruppenphase in Angriff. Der künftige Titelgewinner muss bis zu 20 Spiele absolvieren, bislang sind es 16 Partien. Zwar wird die Gruppenphase wie bisher in vier Staffeln ausgetragen. Diese setzen sich jedoch nicht mehr gleichmäßig mit je sechs Teams zusammen.

Stattdessen spielen in den Gruppen A und B je acht Topclubs. Die beiden Gruppensieger qualifizieren sich direkt fürs Viertelfinale, die jeweils letzten zwei Vereine scheiden aus. Die übrigen zehn Teams bestreiten Play-offs um den Viertelfinaleinzug. Und dann sind da noch die Gruppen C und D, die mit je sechs Mannschaften der Kategorie 1b bestückt werden. Aus diesen Staffeln spielen die jeweils Ersten und Zweiten zwei Plätze für die Viertelfinalqualifikation aus. „Die Regelung ist ein Kompromiss, weil einige ausländische Vereine gerne mehr Spiele in der Champions League haben möchten“, urteilte Dierk Schmäschke, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt.

Beim THW Kiel findet der Modus Zustimmung – weil die Qualität steigt. „Mit der neuen Einteilung wird das ausgeglichen. Die Stärkeren spielen unter sich, die schwächeren Teams auch“, meinte Geschäftsführer Klaus Elwardt. Kantersiege wie beim 39:23 des FC Barcelona gegen Wacker Thun oder dem 37:23 von Aalborg HB gegen Drott Halmstad sollen der Vergangenheit angehören. „Ein ausgeglicheneres Niveau ist für die Champions League besser. Es wird aber härter für uns, sich in der Gruppe Platz eins und damit einen Vorteil zu sichern“, sagte Elwardt.

Die Bundesliga stellt nur noch zwei statt bisher drei Teilnehmer

Grundsätzlich geht die Europäische Handball-Föderation (EHF) mit der Reform jedoch zurück zu den Wurzeln: Da nur noch die besten Clubs in diesem Wettbewerb antreten sollen, steuert sie der jüngsten Verwässerung entgegen. So werden nur Deutschland und Spanien als Nummer eins und zwei der Rangliste je zwei statt bisher drei Champions-League-Plätze haben. Alle weiteren Nationen bis zu Rang 27 stellen nur je einen Vertreter.

Doch die bis zu vier Spiele mehr bereiten den deutschen Vereinen Kopfzerbrechen. „Unser Problem ist, dann noch mehr Spiele unterzubringen. Das Ziel, die Champions League noch interessanter zu machen, ist lobenswert. Aber allein zwei oder vier Spiele mehr unterzubringen, das ist sehr schwer. Wir sind komplett ausgelastet“, stöhnte Schmäschke.