Der neue HSV-Handball-Geschäftsführer spricht von Investments von bis zu vier Millionen Euro

Hamburg. Was die HSV-Handballer an diesem Sonnabend im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales bei Vardar Skopje (18 Uhr/Eurosport) erwartet, davon konnten sie am Mittwoch eine Ahnung bekommen. Über Lautsprecher ließ Martin Schwalb die Atmosphäre aus der 6963 Zuschauer fassenden Boris-Trajkovski-Halle beim Training in der Volksbank-Arena einspielen – bei voll aufgedrehten Reglern. „Was die mazedonischen Fans da an Stimmung machen, ist schon außergewöhnlich und beeindruckend“, sagte Trainer Schwalb, „darauf müssen wir vorbereitet sein, damit wir uns nicht vom Wesentlichen ablenken lassen.“

Der Titelverteidiger wird schon seine sportlichen Qualitäten einbringen müssen, um sich im Kampf um das Viertelfinale eine gute Startposition zu verschaffen. Eine Atmosphäre wie in Skopje wird sich im Rückspiel am 30. März in der Sporthalle Hamburg kaum herstellen lassen. Der Kartenvorverkauf verläuft eher verhalten.

Die Zuschauer zu mobilisieren ist eine der Kernaufgaben, denen sich Holger Liekefett verschrieben hat. Für den Saisonendspurt hat der neue HSV-Geschäftsführer deshalb das Motto „Wir sind acht“ ausgegeben: Die vier verbleibenden Bundesligaspiele gibt es im Paket bereits für 49 statt 70 Euro. „Es gehe jetzt vor allem darum, die Handballbegeisterung in Hamburg wieder zu wecken“, sagte Liekefett, „die Mannschaft braucht die Fans als achten Mann im Rücken.“

Mit wie viel Leuten Liekefett seine eigene Mannschaft aufstellen kann, soll nächste Woche entschieden werden. Für Montag ist auf der Geschäftsstelle eine ganztägige Teamsitzung einberufen. An deren Ende will Liekefett ein Organigramm an der Tafel des Seminarraums stehen haben: „Ich wünsche mir, dass die Aufgaben ganz klar umrissen und verteilt sind.“

Welche Namen den Bereichen künftig zugeordnet sind, ob welche fehlen oder sogar neue hinzukommen, ließ der Geschäftsführer offen. Er werde aber bei der Präsidiumssitzung am kommenden Donnerstag vor dem Bundesligaspiel gegen die Füchse Berlin einen Vorschlag unterbreiten. „Die Personalentscheidungen können im Einzelfall schmerzhaft sein“, sagte Liekefett, „aber es ist wichtig, dass die Kollegen Klarheit über ihre Zukunft haben.“ Andreas Rudolph, der HSV-Präsident und -Mäzen, hatte Mitte Februar alle Mitarbeiter der Geschäftsstelle fristgemäß gekündigt, Liekefetts Vorgänger Christoph Wendt sogar fristlos.

Letzterem wurde vorgeworfen, zu wenig Sponsoren angeworben zu haben. Auf diesem Gebiet will sich der frühere Carlsberg-Manager Liekefett schon bald hervortun. Ohne selbst groß Akquise betrieben zu haben, hätten sich bereits mehrere Interessenten bei ihm gemeldet. Deren mögliches Engagement bewege sich im Bereich zwischen einer halben und vier Millionen Euro im Jahr. Zum Vergleich: Rudolphs Investment wird auf drei Millionen Euro jährlich geschätzt. Für die kommende Saison ist ein Etat von 7,5 bis 8,0 Millionen Euro angepeilt.

Der Betrag aber, das ließ Rudolph bereits mehrfach durchblicken, ist dehnbar. Priorität hat weiterhin, dass der HSV um Titel mitspielen kann. Noch allerdings ist unklar, wie die Mannschaft der nächsten Saison zusammengestellt ist. Ob Liekefetts Vorstellung von einer ersten Acht – sechs Feldspielern plus zwei Torhütern – als Kern sowie talentierten Ergänzungsspielern diesen Ansprüchen genügt, ist fraglich.

Bisher haben nur neun der aktuell 17 Topspieler einen für die nächste Saison gültigen Vertrag mit dem HSV. Als sicher gilt lediglich, dass darüber hinaus die altgedienten Flügelspieler Stefan Schröder und Matthias Flohr beim HSV verbleiben. Auch Assistenz- und Nachwuchstrainer Jens Häusler, der ebenfalls gekündigt worden war, soll nun doch bleiben dürfen.