Der langjährige Carlsberg-Manager soll die HSV-Handballer als neuer Geschäftsführer sanieren

Hamburg. Sein erstes Auswärtsspiel hätte Holger Liekefett schon einmal erfolgreich überstanden. Am Dienstag stellte er sich in den Ahrensburger Räumen der Gesundheits-GmbH Deutschland (GHD), der Medizinfirma von HSV-Handball-Präsident Andreas Rudolph, führenden Mitarbeitern vor. Der Auftritt soll souverän gewesen sein, weder überheblich noch betont locker. Genau angemessen also für eine Tätigkeit bei einem Champions-League-Sieger, den es in finanziell schwere Zeiten verschlagen hat. Am Nachmittag dann lud der HSV für diesen Mittwoch zu einer Pressekonferenz, auf der Liekefett als neuer Geschäftsführer vorgestellt werden soll.

Im Verein selbst ist der langjährige Marketing- und Vertriebsmanager von Carlsberg Deutschland kein Unbekannter. Über das Sponsoring-Engagement der Carlsberg-Biermarke Holsten kam Liekefett schon vor Längerem mit dem HSV in Berührung. Als Rudolph dann vor zwei Wochen Geschäftsführer Christoph Wendt entließ, wurde der Kontakt verstärkt. Da traf es sich gut, dass sich Liekefett gerade selbstständig gemacht hatte nach fast acht Jahren bei Carlsberg, unterbrochen nur von einer zweijährigen Tätigkeit für die Althaus Tea Export GmbH in Bremen.

Die Herausforderung könnte für den 51 Jahre alten promovierten Biochemiker jedenfalls kaum größer sein. Erst vor zwei Wochen rief Rudolph den finanziellen Notstand aus und erklärte den HSV zum „Sanierungsfall“. Der Präsident und Mäzen hat offensichtlich keine Lust mehr, das (von ihm selbst gerissene) Loch im Etat weiter zu stopfen. Allein bis Ende dieser Saison fehlt ein Millionenbetrag. Als Konsequenz hatte Rudolph Wendt fristlos und den anderen Geschäftsstellenmitarbeitern fristgerecht gekündigt. Auslaufende Spielerverträge würden nicht verlängert.

Seit der Meisterschaft 2011 laufen dem HSV Zuschauer und Sponsoren davon. Auch der Gewinn der Champions League im vergangenen Juni konnte den Niedergang nicht stoppen. Zumal Hamburgs Mannschaft des Jahres vor allem Negativschlagzeilen machte: Erst gab der frühere Fußballnationaltorwart Frank Rost nach nur sechs Wochen als Geschäftsführer auf, dann auch Rudolphs Bruder Matthias als Präsident.

Liekefett könnte das Profil haben, um die Wende zum Guten zu schaffen. Er gilt als hemdsärmeliger Verkaufsprofi mit großem Netzwerk. Nach seinem Wechsel von Reemtsma zu Carlsberg 2006 wirkte er erfolgreich am Aufstieg von Astra zur Kultmarke, indem er mit dem Anti-Premium-Image („Was dagegen?“) spielte.

Dem HSV gibt das Ende der Führungslosigkeit die Chance, die Kaderplanung für die nächste Saison voranzutreiben. Von den Streichkandidaten können wohl nur die Außen Matthias Flohr und Stefan Schröder mit einem neuen Vertragsangebot des HSV rechnen. Schröder soll Liekefett zudem im Bereich Marketing zuarbeiten.