Die Handball-Champions-League soll reformiert werden. HSV fordert Veränderungen vor allem in der Vorrunde

Hamburg. Als am Dienstagmittag in Wien der mazedonische Meister HC Vardar Skopje als Achtelfinalgegner des HSV in der Champions League gezogen war, schüttelte Matthias Rudolph lächelnd den Kopf. „Wieder mal der stärkste Gegner, der im Lostopf war. Aber daran haben wir uns ja gewöhnt“, meinte der Kommanditist und aktuelle Geschäftsführer der Hamburger Handballer. Bereits im vergangenen Jahr hatte der HSV nicht unbedingt Losglück. Am Ende aber stand der Gewinn der Champions League. „Insofern ist Vardar Skopje ein gutes Omen – und ein sportlich hochinteressanter Gegner“, sagt Rudolph. Das Hinspiel wird wahrscheinlich am 22. oder 23. März in Skopje ausgetragen, das Rückspiel wohl am 30. März in der Sporthalle Hamburg.

Wie in den Gruppenspielen wird der HSV Mühe haben, sein Publikum von der Attraktivität des Gegners zu überzeugen. Auch deshalb plädieren die Hamburger wie die anderen Spitzenclubs der Bundesliga für eine Reform der Champions League, vor allem für Veränderungen in der Vorrunde. Rudolph: „Da stand doch schon Mitte November nach unseren Spielen gegen Flensburg fest, dass wir Erster werden und Flensburg Zweiter. Spannung kam danach nicht mehr auf.“ Entsprechend bescheiden blieb die Resonanz. Gerade 16.944 Zuschauer wollten die fünf HSV-Heimspiele sehen, ein Schnitt von 3389. „Verdienen können wir mit der Champions League nur, wenn wir zum Final Four nach Köln kommen“, sagt Rudolph. 2013 kassierte der HSV als Sieger der Königsklasse 495.000 Euro Prämien. In dieser Saison haben die Hamburger bislang 80.000 Euro Preisgeld verdient, weitere 40.000 kämen mit dem Erreichen des Viertelfinales dazu.

In der Saison 2015/16 soll mit 16 Teams in zwei Achtergruppen gespielt werden

Der Wunsch nach einer Reform der Champions League wird den Clubs jetzt erfüllt. Am 11. März entscheidet das Professional Handball Board in Wien über eine andere Spielordnung, eine Woche später will die Exekutive des Europäischen Handballverbands die Vorschläge absegnen. Der neue Modus kann erst zur Saison 2015/2016 in Kraft treten, weil der Rahmenspielplan der Bundesliga für die nächste Serie feststeht. Weitere Termine hätten keinen Platz. Geändert wird für 2014/2015 bereits der Zugang zur Champions League. Künftig können nur maximal drei deutsche Vereine mitwerfen und nicht – wie in der Vergangenheit – bis zu vier.

Die Zahl der Champions-League-Teilnehmer soll von 24 auf 16 reduziert werden. Gespielt wird dann in zwei Vorrundengruppen mit acht Teams, von denen sich jeweils die ersten vier für das Viertelfinale qualifizieren. Bis einschließlich des Finales stünden 18 Begegnungen an, bisher waren es 16. Den Topclubs der anderen europäischen Verbände hatte sogar eine Zwölferliga vorgeschwebt, um mehr attraktive Heimspiele zu haben. Die fehlen ihnen mangels Konkurrenz im eigenen Land. Der FC Barcelona ist in Spanien der Alleinunterhalter wie Meister MKB Veszprém in Ungarn. Ihr Streben nach Einführung einer Europaliga ist daher verständlich, für die Bundesligaclubs wäre diese eher ein Horrorszenario.

„Die deutschen Vereine sind den anderen bei der Champions-League-Reform schon sehr weit entgegengekommen. Ihr Handlungsdruck ist weitaus geringer, weil die Bundesliga ein funktionierendes Produkt ist“, sagt Gerd Butzeck, Direktor des Forums Club Handball, der Vertretung der europäischen Spitzenclubs. „Fast alle anderen Spitzenteams richten ihre Etats nach der Champions League aus und nicht nach der heimischen Liga. Für eine Reduzierung der Bundesliga, die sich als einzige Serie in Europa 18 Vereine leistet, sehe ich derzeit aber keine Mehrheit.“ Die Verkleinerung würde jedoch nötig, stünden für die Spitzenclubs noch mehr internationale Spiele auf dem ohnehin vollen Programm.

HSV-Geschäftsführer Rudolph steht den geplanten Veränderungen reserviert gegenüber: „Wir brauchen nicht mehr Champions-League-Spiele, wir brauchen mehr qualitativ hochwertige Spiele, mehr emotionale Events wie das Final Four, vielleicht Play-offs wie beim Basketball oder Eishockey. Das würde dem Clubhandball wahrscheinlich stärker helfen. Fakt ist doch: In Hamburg zieht ein Spiel gegen Eisenach weit mehr Besucher als eins gegen Veszprém.“