Die HSV-Handballer wollen sich gegen den Bergischen HC für die Auftaktniederlage revanchieren

Hamburg. Sooo eine große Sensation war das Hinspiel jetzt auch nicht, findet Chrischa Hannawald: „Für einen Spitzenclub wie den HSV sind solche Aufgaben doch die schwersten überhaupt. Und uns als Aufsteiger konnte im ersten Heimspiel der Saison nichts Besseres passieren, als gegen den Champions-League-Sieger zu spielen. Da wäre selbst eine Niederlage mit zehn Toren Unterschied normal gewesen.“

Es wurde dann ein Sieg mit sieben Toren (34:27). „Das war Euphorie pur“, erinnert sich Hannawald. Der frühere Nationaltorwart gab Ende 2009 ein kurzes Gastspiel für den HSV, bevor er zum Bergischen HC zurückkehrte. Dort kümmert er sich um das Training der Torhüter, betreut die zweite Mannschaft hauptamtlich, akquiriert für den Club Sponsoren und bietet nebenbei Handballlehrgänge für Kinder und Jugendliche an.

So wie damals, beim 34:27 Anfang September in der Solinger Klingenhalle, wird es nicht laufen am Sonntag, wenn der Bergische HC zum Rückspiel der Handball-Bundesliga in Hamburg antritt (15 Uhr, O₂ World). Hannawald, 42, ist sich da ziemlich sicher: „Der HSV wird gegen uns doppelt motiviert sein. Wenn wir nicht aufpassen, wird es für uns eine Rutsche geben.“ Dass die Gäste nichts zu verlieren haben und der HSV gewinnen muss, will er die Meisterschaft nicht schon vor dem Spitzenspiel am zweiten Weihnachtstag beim Tabellenführer und Titelverteidiger THW Kiel abschreiben, ist schon klar.

Doch nach Abschluss der Hinrunde lässt sich sagen, dass die weitgehend neu formierte Mannschaft von Trainer Martin Schwalb ihren Stil inzwischen gefunden hat. Das Positive zuerst: Keine Mannschaft wirft so viele Tore. Exakt 600 wurden für den HSV gezählt, das entspricht durchschnittlich 33,3 Toren pro Spiel. Dem stehen 533 Gegentore gegenüber. Keine andere Spitzenmannschaft musste annähernd so viele (im Schnitt 29,6) hinnehmen. Sollte es am Ende auf die Tordifferenz ankommen, würde das für den Tabellendritten zum Nachteil.

Das aber hat schon fast Tradition. Der große Kader von 17 Spielern hingegen scheint sich eher vorteilhaft auszuwirken. Schienen vor allem die Neuen anfangs Schwierigkeiten zu haben, ihre Rolle im Team zu finden, haben inzwischen alle ausreichend Einsatzzeit sammeln können. Einzig Stefan Schröder hängt mit nur sieben von 18 Spielen zurück. Sein Pech ist, dass Hans Lindberg auf Rechtsaußen mit 134 Toren seinem dritten Bundesliga-Torjägertitel entgegenstrebt und schon triftige Gründe vorliegen müssen, den Dänen auszutauschen. Andererseits kann sich Schwalb bei Schröder sicher sein, dass er auch ohne viel Praxis in ein Spiel findet.

Die Neulinge aber haben sich ausnahmslos als Bereicherungen erwiesen. Marcus Cleverly ist der beste zweite HSV-Torhüter seit Langem, Joan Cañellas ein Mittelmann mit großem Spielverständnis. Davor Dominikovic wird in der Abwehr gebraucht. Adrian Pfahl ist schon jetzt so unverzichtbar, dass er eine Ellbogenoperation aufschieben musste. Henrik Toft Hansen, Kentin Mahé, Zarko Markovic und Petar Djordjic deuteten ihr großes Potenzial zumindest an.

Die Schwachstelle aber glaubt Hannawald erkannt zu haben: „Der HSV ist immer für eine negative Überraschung gut.“ Die Fans des BHC scheinen an eine weitere Sensation zu glauben. 400 reisen in einem Sonderzug an. Die Stimmung auf der Rückfahrt dürfte in jedem Fall gut sein. Ein Partywagen mit Theke und DJ ist angekoppelt.