Bei den HSV-Handballern laufen acht Verträge aus. Fest steht nur Duvnjaks Abgang. Unklar ist derzeit, was mit den sieben weiteren, zum Teil schwer zu ersetzenden Spielern passieren wird.

Hamburg. Die enge Freundschaft von Torsten Jansen und Florian Kehrmann muss an diesem Sonnabend wieder einmal eine einstündige Auszeit aushalten. Von 19 Uhr an werden sich die beiden Handball-Altstars auf der Außenbahn der O2 World begegnen, der eine im Trikot des HSV Hamburg, der andere in dem des TBV Lemgo. Es geht um Bundesligapunkte, da ist kein Platz für Nettigkeiten, selbst wenn man sich schon seit gemeinsamen A-Jugend-Tagen bei Tusem Essen kennt und später zusammen Weltmeister wurde.

Wahrscheinlich ist, dass Jansen und Kehrmann auch danach noch Freunde sind. Wahrscheinlich ist auch, dass ihnen Belastungsproben dieser Art bald erspart bleiben. Kehrmann hat seinen Vertrag in Lemgo zwar noch einmal um ein Jahr verlängert, bereitet aber als künftiger Trainer des Nachwuchsteams bereits seine Karriere nach der Karriere vor. Jansen, ebenfalls 36 und fit wie lange nicht, ist beim HSV für die Zukunft fest eingeplant – in welcher Funktion auch immer. Der Profivertrag läuft am Saisonende aus. Ob er um ein zwölftes Jahr verlängert wird, lässt sich im Moment schwer vorhersagen – wie so vieles, was die Personalplanungen beim Champions-League-Sieger betrifft.

Jansen ist einer von acht Hamburger Spielern, die nur noch bis zum nächsten Sommer an den HSV gebunden sind. Einzig bei Domagoj Duvnjak ist die Frage des Verbleibs geklärt: Der kroatische Spielmacher, designierter Welthandballer des Jahres 2013, hat sich bereits vor Saisonbeginn für einen Wechsel zum deutschen Meister THW Kiel entschieden. Bei allen anderen besteht während der Spielbetriebspause im Januar Gesprächsbedarf.

Marcus Cleverly hat derzeit vielleicht die beste Verhandlungsposition. Den dänischen Torhüter hatte der HSV vor Saisonbeginn kurzfristig verpflichtet, weil man Nachwuchsmann Max-Henri Herrmann noch nicht zutraute, Stammkraft Johannes Bitter im Notfall zu ersetzen. Dieser Notfall trat nun ein: Bitter schlägt sich mit Handgelenksproblemen herum. Cleverly vertrat ihn so gut, dass Trainer Martin Schwalb künftig schon eine gute Begründung dafür braucht, wann er welchen Torhüter aufstellt. Und mit 32 Jahren ist er für einen Mann seiner Position im besten Alter.

Auch Matthias Flohr, 31, kann sich Hoffnungen machen. Dem Vernehmen nach würde Schwalb den Linksaußen gern halten. Flohr hat sich in bald einem Jahrzehnt beim HSV nicht nur in die Herzen der Fans gespielt, sondern gilt auch als wichtiges Bindeglied in der Mannschaft. Ausgeschlossen ist auch Jansens Verbleib nicht. Kentin Mahé ist zwar ein Toplinksaußen, soll sich künftig aber mit Joan Cañellas die Spielmacherrolle teilen. Und dass Dominik Klein, auch er ein Jansen-Freund und Weltmeister von 2007, von Kiel zum HSV wechseln könnte, schloss dessen Berater Marc Rapparlié aus.

Für Jansen und Flohr spricht auch ihre Qualität in der Defensive. Um sie zu stabilisieren, wurde vor der Saison Davor Dominikovic verpflichtet. Sollten sich die Kreisläufer Henrik Toft Hansen und Andreas Nilsson wie erhofft besser in die Hamburger Abwehrsysteme hineindenken, würden die Dienste des 35 Jahre alten Kroaten entbehrlich. Komplizierter ist die Lage bei dessen Freund und Landsmann Blazenko Lackovic. Der 32-Jährige kann nicht nur exzellent verteidigen, sondern ist auch als Werfer immer noch gefürchtet. Allerdings bliebe der linke Rückraum mit Lackovic dreifach besetzt – ein Luxus, den sich nur wenige Mannschaften leisten.

Formal gilt das auch für die Rechtsaußenposition, sofern Kevin Herbst wie geplant in der Rückrunde in den Profikader aufrückt – bisher ging die Ausbildung vor. Ob der Nachwuchsmann auf Anhieb das Niveau der stärksten Liga der Welt erreicht, ist fraglich. Ein gutes Argument also, um weiter mit Stefan Schröder zu planen. Zumal sich Hans Lindberg gerade eine seltene Schwächephase erlaubt und Schröder endlich beweisen darf, dass er auch mit 32 nichts an Schnelligkeit eingebüßt hat.

Für Zarko Markovic schließlich spricht seine Wurfgewalt. Nur Duvnjak (120 Tore) traf in dieser Saison aus dem Feld öfter als der Montenegriner (96). Findet Markovic, 27, spielerisch und menschlich noch besser ins Team, sollte nichts gegen seinen Verbleib sprechen.

An der Kadergröße zumindest sollte es nicht scheitern. Präsident Andreas Rudolph hat anlässlich seiner Rückkehr gerade wissen lassen, dass die sportliche Wettbewerbsfähigkeit des HSV für ihn Vorrang vor jeder Form von Sparmaßnahme hat.