Die Hamburger Handballer besiegen die SG Flensburg-Handewitt zum Einstand des alten, neuen Präsidenten Andreas Rudolph. Der 58-Jährige fordert direkt Titel für Stadt und Fans.

Hamburg. Es war ein Einstand, wie ihn sich Andreas Rudolph ausgemalt hatte. Euphorisch wurde der neue, alte Präsident des HSV Hamburg vor der Champions-League-Partie gegen die SG Flensburg-Handewitt vom Publikum begrüßt. Zweimal brandete in der O2 World lauter und langer Applaus auf. Es war der erste öffentliche Auftritt des 58-Jährigen nach jahrelanger Abstinenz. „Das soll hier wieder eine Festung werden“, rief der frisch ins Amt berufene Präsident den 6844 Zuschauern zu. „Wir müssen noch enger zusammenrücken.“

Das Herz des HSV ist zurück. „Ich bin HSV-Handballer. Fertig!“, antwortete Rudolph auf die Frage, warum er sich der erneuten Präsidentschaft stellt, nachdem er seine erste, gut sechs Jahre währende Amtszeit 2011 beendet hatte. Eigentlich habe er nicht zurückkommen wollen, betont der schwerreiche Unternehmer und Vereinsfinanzier. „Der HSV ist eine wichtige Verantwortung, die ich irgendwann übernommen habe. Zu der stehe ich jetzt.“ Rudolph tritt in die bis 30. Juni 2015 datierte Amtszeit seines Bruder Matthias, 55, ein, der Ende Oktober zurücktrat.

Die Ziele sind unverändert. „Der Sinn des HSV Handball ist es, sportlich erfolgreich zu sein. Alles andere muss dem dienen“, sagte der 58-Jährige. Dass der 19-köpfige Kader verschlankt werden müsse, sieht der Präsident nicht. Vor allem in der Qualität will Rudolph nicht zurückstecken. Wie das wirtschaftlich gehandhabt werden soll, ließ er offen. „Wenn man in einer Weltstadt Handball spielen will, muss man erfolgreich sein. Titel zu gewinnen wird immer das Ziel bleiben.“

Der Verein braucht eine wirtschaftliche Perspektive, die ohne die finanziellen Zuwendungen von Andreas Rudolph funktioniert. Wer gehofft hatte, mit seinem Wiedereinstieg eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, wurde enttäuscht. Stattdessen stritt der 58-Jährige jede Abhängigkeit des Vereins von seinem Vermögen ab, ein Darlehen gebe es nicht. Die GHD-Gruppe, mit Rudolph als Geschäftsführer, ist Hauptsponsor des HSV. „Dafür gibt es eine Gegenleistung. Ansonsten lebt der Verein von seinen eigenen Finanzen“, behauptete der Medizinunternehmer.

„Das ist Geld, das fehlt“

Der HSV sei „voll auf Kurs“, Handlungsbedarf sieht Rudolph aber in Sachen Zuschauerschwund. Rund 2000 Besucher pro Spiel fehlen im Vergleich zur Saison 2010/2011. „Das ist Geld, das fehlt. Daran müssen wir arbeiten.“ Er räumte ein, „etwas auf der Ausgabenseite zu machen“, vor allem müsse aber die Attraktivität steigen, um wieder regelmäßig 10.000 Zuschauer anzulocken.

Was die Mannschaft auf dem Parkett präsentierte, war umso mehr nach Rudolphs Geschmack. In einer lange umkämpften Partie der norddeutschen Rivalen zeigten die Hamburger in der Schlussviertelstunde mehr Biss. Während Spielmacher Domagoj Duvnjak den HSV zur 15:14-Halbzeitführung brachte, sorgte ein glänzend aufgelegter Joan Cañellas für den am Ende sicheren 32:27-Erfolg. Der HSV bleibt in der Champions League ungeschlagen und baute die Tabellenführung in der Gruppe D auf drei Punkte aus.

„Wir haben uns den Arsch aufgerissen“

Die wird den Hamburgern kaum noch zu nehmen sein. Am kommenden Donnerstag (21. November, 19 Uhr, Flens Arena) kommt es beim Champions-League-Rückspiel zum dritten Derby binnen zwölf Tagen. Einen guten Tag erwischte Linksaußen Kentin Mahé, der über 60 Minuten zum Einsatz kam. „Wir haben uns den Arsch aufgerissen. Das hat in Flensburg gefehlt“, sagte der 22-Jährige. In der Liga hatte der HSV im ersten Aufeinandertreffen eine herbe 31:29-Niederlage einstecken müssen.

Mit Ablauf seiner Amtszeit will Rudolph endgültig abtreten. Personell soll der Verein eine neue Struktur bekommen und wirtschaftlich solider aufgestellt werden: „Da müssen auch andere Hamburger mit in die Verantwortung gehen.“ Details ließ der Macher der HSV-Handballer offen. Einen möglichen Nachfolger in Person des früheren Aufsichtsrats Wolfgang Fauter, 61, kommentierte er nicht. „Wir wollen Titel gewinnen. Nicht nur für uns, sondern auch für die Stadt Hamburg und die Fans“, betonte Rudolph. Das dürfte der kleinste gemeinsame Nenner aller im Verein sein. Wie der erreicht werden soll, bleibt auch nach dem ersten Auftritt des Rückkehrers schleierhaft wie eh und je.

Tore, HSV: Lindberg 7, Cañellas 6, Duvnjak 6, Pfahl 5, Mahé 4, Toft Hansen 2, Hens 1, Lackovic 1; Flensburg-Handewitt: Weinhold 8, Nenadic 4, Glandorf 3, Knudsen 3, Eggert 2, Gustafsson 2, Heinl 2, Radivojevic 1, Svan Hansen 1, Wanne 1. Schiedsrichter: Nikolov/Nachevski (Mazedonien). Zuschauer: 6844. Zeitstrafen: 3; 2.