Nach neun Siegen in Folge verlieren die HSV-Handballer das Spitzenspiel bei der SG Flensburg-Handewitt 29:31

Flensburg. Als der Handballkrimi schon längst aufgelöst war und die Hamburger Serie von neun Siegen bereits beendet, zeigte Drasko Nenadic noch einmal vollen Einsatz. Mit einem Hechtsprung sicherte der Rückraummann den trudelnden Ball vor dem verdutzten Matthias Flohr vom HSV. Am Sieg der SG Flensburg-Handewitt bestand bereits kein Zweifel mehr, da nur noch Sekunden zu spielen waren. Die Hamburger sollten ihn mit zwei späten Toren zum 29:31 (13:16) zwar noch erträglich gestalten. Aber es ist der Nordrivale, der sich in der Handball-Bundesliga zum ersten Verfolger des THW Kiel aufgeschwungen hat.

Petar Djordjic sollte als Erster die Bedeutung dieses Derbys zu spüren bekommen. Natürlich hatte er sich seine Rückkehr vorher ausgemalt. Es würde Pfiffe geben, das war klar, auch, dass die Fans seinen Namen mit Exkrementen in Verbindung bringen würden. In Flensburg haben sie dem wurfgewaltigen Rückraummann den Wechsel zum HSV noch nicht verziehen. „Das motiviert mich umso mehr“, hatte Djordjic vorher verkündet. Aber dann zeitigten die stetigen Anfeindungen offenbar doch eine andere Wirkung: völlige Verunsicherung. Nach 13 Minuten, einem Fehlwurf, zwei Ballverlusten und null Toren war Djordjics Auftritt beendet.

Der linke Rückraum aber sollte eine Hamburger Problemzone bleiben. Auch Kapitän Pascal Hens gelang so wenig, dass sich nach 24 Minuten Blazenko Lackovic als Dritter auf der sogenannten Königsposition versuchen durfte. Da hatten die Flensburger gerade erstmals eine Drei-Tore-Führung herausgeworfen (11:8). Dabei hatte diese Partie so begonnen, wie es HSV-Trainer Martin Schwalb geplant hatte: mit Ballgewinnen in einer engagierten Offensivabwehr und schnell vorgetragenen Angriffen. Auch Torwart Marcus Cleverly, der erstmals in einem Spitzenspiel zur Startformation gehörte, hatte Schwalbs Vertrauen durchaus nicht enttäuscht. Und als Hans Lindberg nach zehn Minuten in Überzahl per Strafwurf zur 6:3-Führung des HSV traf, wurde es still in der sonst so stimmungsvollen Flens-Arena.

Es war allerdings die Ruhe vor dem SG-Sturm. Denn nun bekam der HSV zunehmend Probleme mit den äußerst beweglichen Flensburger Angreifern und namentlich mit Thomas Mogensen, der ein ums andere Mal Lücken in der Hamburger Deckung entdeckte. Mit jedem Gegentor sanken die Chancen auf eigene Tempogegenstöße. Aus dem gebundenen Angriffsspiel heraus aber wollte dem Hamburger Rückraum bis auf Domagoj Duvnjak und Joan Cañellas wenig gelingen. Zarko Markovic hingegen, noch am Mittwoch beim 32:24-Sieg über Magdeburg für zehn Tore gefeiert, schoss diesmal Flensburgs Torhüter Mattias Andersson zum Publikumsliebling.

Diese Rolle sollte sich noch weiter festigen, als der Schwede zwischen der 41. und der 46. Minute drei Hamburger Siebenmeter parierte, zwei des ansonsten formidablen Hans Lindberg, einen von Joan Cañellas. Letzteren hatte Thomas Mogensen verursacht, der für dieses Foul eine umstrittene Rote Karte sah. Aber auch dieser Nackenschlag konnte den Flensburger Siegesrausch nicht mehr aufhalten.

Die Gelegenheit zur Revanche kommt so schnell wie nur möglich und gleich doppelt. Am Sonnabend empfängt der HSV die SG in der eigenen O2 World, und am 21. November wiederholt sich das Duell in Flensburg. Diesmal geht es um den Gruppensieg in der Champions League. „Dessen Bedeutung wird oft unterschätzt“, sagt Schwalb, „uns hat er vergangene Saison den Weg ins Finalturnier und damit zum Titel geebnet.“ Die Partie in Hamburg verspricht ohnehin ein Höhepunkt zu werden: Andreas Rudolph, der Mäzen und Retter des HSV, will zu diesem Anlass seine Rückkehr ins Präsidentenamt verkünden. Er beerbt seinen Bruder Matthias, der bereits im September zurückgetreten war.

Tore, Flensburg-Handewitt: Nenadic 8, Mogensen 6, Eggert 5 (3 Siebenmeter), Svan 4, Weinhold 4, Gottfridsson 2, Knudsen 1, Glandorf 1; HSV: Lindberg 12 (6), Cañellas 9 (3), Duvnjak 2, Nilsson 2, Markovic 2, Pfahl 1, Jansen 1. Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Teutschenthal/Landsberg). Zuschauer: 6000. Zeitstrafen: 3; 3. Rote Karte: Mogensen (Flensburg) wegen groben Foulspiels (46.).