Der 36-Jährige tritt zum Bundesliga-Auftakt mit den HSV-Handballern am Mittwoch beim Bergischen HC an – ausgerechnet in Solingen. Dort also, wo seine Handballkarriere eine große zu werden begann.

Hamburg. Dass die Wuppertaler Unihalle wegen kleinerer Umbauarbeiten derzeit nicht zur Verfügung steht, darüber ist Torsten Jansen wirklich nicht traurig. So kann er an diesem Mittwochabend (19 Uhr) noch einmal in der Solinger Klingenhalle aufspielen, dort also, wo seine Handballkarriere eine große zu werden begann. Wer weiß schon, ob sich die Gelegenheit noch einmal ergibt? Schließlich trägt der Bergische HC Heimspiele gegen Topgegner wie den Champions-League-Sieger HSV Hamburg sonst in der größeren Unihalle aus. Und Jansen, 36, ist mittlerweile in einem Alter angekommen, in dem man als Profisportler nicht mehr allzu langfristige Ziele verfolgen sollte.

Es gibt ohnehin nicht viele, die der Linksaußen verpasst hätte. Am vergangenen Freitag zwar den Titel des Vereinsweltmeisters mit dem HSV, aber den hatte Jansen eigentlich nie ernsthaft angestrebt. Eine „komische Atmosphäre“ sei das gewesen beim Super Globe in Doha (Katar). Dass dort Zuschauer dafür bezahlt würden, um sich ein Handballspiel anzuschauen, sei eine „ernüchternde Erfahrung“ gewesen, zumal wenn man wie er unmittelbar davor zwei Handballfeste in der Champions-League-Qualifikation gegen die Füchse Berlin erleben durfte.

„Diese Zeit war prägend für mich“

Umso mehr freue er sich auf die neue Bundesligasaison, seine 14. insgesamt. Die erste hat Jansen noch für die SG Solingen gespielt, deren Profiabteilung später mit dem LTV Wuppertal zum heutigen Bergischen HC verschmolz. Fünf Jahre hatte Jansen dort Zeit gehabt, um sich über zwei Aufstiege vom Regionalligaspieler zum Bundesligaprofi und schließlich sogar zum Nationalspieler zu entwickeln. Einige seiner Teamkollegen von damals wurden wie er zu Stars und sein Trainer, Bob Hanning, zu einem der Topmanager der Bundesliga. „Diese Zeit“, sagt Jansen, „war schon prägend für mich.“

Für einen Abend zumindest hat Solingen seinen einstigen Sportler des Jahres wieder. Natürlich wird es ein großes Hallo geben. Jansens Eltern leben nur 15 Autominuten entfernt. Sein Bruder Achim spielte für den Stammverein BHC Wuppertal und heute in Jansens Heimatstadt Leichlingen. Schwester Miriam ist bei den zweiten Damen des HSV Solingen-Gräfrath aktiv. Und der Betreuer des Aufsteigers Bergischer HC ist noch der aus gemeinsamen Regionalligazeiten.

„Ich ziehe den Hut vor mir selbst“

Jansen wird versuchen, es zu genießen, soweit es der Spielverlauf zulässt. Die vergangene Saison hat den Weltmeister von 2007 Demut gelehrt. Fast sieben Monate musste er auf sein erstes Spiel warten, weil ihm die Sehnen zu schaffen machten. Zwischendurch habe er die Hoffnung auf ein Comeback fast schon aufgegeben. Jansen sagt: „Ich ziehe den Hut vor mir selbst, dass ich mich da durchgekämpft habe.“

Inzwischen sind die Verletzungen ausgestanden, genau wie die Affäre um den Kopfstoß gegen den Berliner Ivan Nincevic Ende Mai. Die Kurzschlusstat hatte Jansen eine Sperre von zehn Spielen eingetragen. Doch weil die nach zwei Monaten verfallen ist, darf Jansen in seiner Heimat auflaufen. Auf glückliche Umstände hat er lange genug verzichten müssen.