Doha. Jede Weltmeisterschaft hat ihre Exoten, und wenn es im Fußball auch angeblich keine „Kleinen“ mehr gibt, im Handball kommen sie aus Australien. Die Amateure des Sydney University HC haben beim Super Globe, der Club-WM in Katars Hauptstadt Doha, aber kein Problem, diese Rolle anzunehmen. „Für uns ist dieses Turnier ein unvergessliches Erlebnis. Hohe Niederlagen haben wir einkalkuliert“, sagt Stephan Pfeiffer, 38. Der Rechtsanwalt hielt vor drei Jahren für die TSG Ludwigshafen-Friesenheim in der Bundesliga und stieß auf Vermittlung seines Teamkollegen Christoph Scholl jetzt zum Ozeanienmeister, der einen zweiten Keeper suchte. Weil Ehefrau Isabella als Betreuerin mit dabei sein darf, „ist das nun auch ein schöner Familienausflug geworden“, sagt Pfeiffer.

Die Stimmung der Deutschen, Schweizer, Kroaten und Australier in Sydneys „Weltauswahl“ dürfte dann auch die 15:35 (4:20)-Niederlage gegen den HSV Hamburg nicht getrübt haben. Die Partie war derart einseitig, dass die älteren unter den 1000 Zuschauern in der Al-Gharafa Sports Hall Mühe hatten, nicht einzunicken. Mit neun Treffern war erneut Stefan Schröder bester Schütze der Hamburger, Zarko Markovic und Matthias Flohr erzielten acht.

Mit einem Sieg am Dienstag (17 Uhr MESZ, Livestream bei alkass.net) im letzten Vorrundenspiel gegen Gastgeber Al-Sadd würde der HSV das Halbfinale am Donnerstag als Gruppenerster bestreiten und damit Turnierfavorit FC Barcelona aus dem Wege gehen. Die Katalanen haben sich nach dem verlorenen Champions-League-Finale Anfang Juni gegen den HSV mit den Weltstars Nikola Karabatic (früher Kiel) und Kiril Lazarov verstärkt. Gegen Al-Sadd steht wieder Hans Lindberg im HSV-Kader, der am Montag der Mannschaft nachreiste. Der Däne durfte drei Tage länger in Hamburg bleiben, um private Dinge zu regeln.

Für die Aufarbeitung ihres ersten WM-Spiels, 29:29 gegen den katarischen Vizemeister El-Jaish, hatten sich Mannschaft und Trainer Martin Schwalb am Montagmorgen Zeit genommen. Mehr als eine Stunde dauerte die Besprechung, dreimal so lang wie gewöhnlich. Dabei ging es vor allem um die Verfeinerung taktischer Konzepte in Abwehr und Angriff sowie deren Umsetzung.

„Wir waren nach dem Reisestress und der Klimaumstellung müde, aber in solchen Momenten sieht man, dass uns noch einige Automatismen fehlen“, sagte Schwalb. Die zu verbessern bleibt ein Ziel des Wüstentrips, neben den sportlichen Ambitionen. „Jedes Spiel hilft uns“, sagt der Trainer. Weil die Integration von neun neuen Profis Zeit braucht, fällt beim Champions-League-Sieger niemand in Panik, wenn im Angriff nicht jeder der rund 40 Spielzüge sitzt und in der Deckung Missverständnisse dem Gegner Lücken öffnen. Einige fanden sogar die Australier.