THW Kiel will kein Geld für einen vorzeitigen Wechsel des Kroaten zahlen. Spanier Cañellas könnte dagegen früher zum HSV kommen

Hamburg. Die Trauerarbeit ist noch nicht abgeschlossen, der Wechsel von Spielmacher Domagoj Duvnjak im nächsten Jahr zum THW Kiel hat bei den HSV-Handballern Enttäuschung, Ratlosigkeit, aber auch Nachdenklichkeit hinterlassen. „Wir müssen uns fragen: Was haben wir falsch gemacht, dass wir diesen Weltklassespieler nicht halten konnten?“, sagt Matthias Rudolph.

Eine erste Antwort gibt der Präsident gleich selbst: „Natürlich hat sich unser Verein vor einem Jahr, als ‚Dule‘ anfing, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen, in einer schwierigen Lage befunden, sportlich wie wirtschaftlich. Inzwischen haben wir alle Herausforderungen gemeistert, sind Champions-League-Sieger, haben uns für die nächsten Jahre gezielt verstärkt, und keiner unserer Spieler hat auf einen Cent Gehalt verzichten müssen.“ Verärgert ist Rudolph jedoch über das Verhalten von Duvnjaks Beratern: „Sie haben uns fast bis zum letzten Tag signalisiert, dass der HSV ihr erster Ansprechpartner ist. Das war offensichtlich gelogen.“

Kiel und der HSV gehen weiter davon aus, dass Duvnjak seinen Vertrag in Hamburg bis 2014 erfüllen wird. Ein Wechsel in diesem Sommer war bei den Gesprächen zwischen dem THW und Duvnjaks Agenten bislang kein Thema. „Wir haben unsere Kaderplanung abgeschlossen“, sagt Kiels Geschäftsführer Klaus Ellwardt. Die Zeiten, als man im Handball höhere sechsstellige Ablösesummen zahlte, um seine Wunschspieler aus ihren Verträgen zu holen, seien vorbei. „Das geben die Finanzen der Vereine nicht mehr her. Und Duvnjak hat uns gegenüber immer erklärt, dass er bis zum 30. Juni 2014 in Hamburg bleiben wolle. Wenn der HSV etwas anderes möchte, kann er mit uns reden.“

Der HSV aber scheint kein Interesse daran zu haben, seinen besten Spieler vorzeitig ziehen zu lassen. Rudolph: „Kiel ist mit diesem Wunsch bislang nicht an uns herangetreten. Wir jedenfalls wollen Duvnjak nicht verkaufen.“ Auch weil die Reaktionen der HSV-Fans moderat ausfielen. In den Foren wurde bei allem Bedauern halbwegs Verständnis für Duvnjaks Schritt geäußert, seine untadelige Haltung und sein nimmermüder Einsatz für den HSV hervorgehoben. Ein Spießrutenlaufen hat der Kroate in der nächsten Saison in Hamburg offenbar nicht zu befürchten.

Dass wiederum der spanische Weltmeister Joan Cañellas ein Jahr vor seinem bisherigen Vertragsbeginn am 1. Juli 2014 aus Madrid nach Hamburg kommt, will Rudolph nicht ausschließen. Sollte Marcin Lijewski wie erwartet bei Wisla Plock unterschreiben, wäre ein Platz im HSV-Kader frei.