Hamburg. Es war ein bewegender Moment, als die Zuschauer in der O2 World nach dem letzten Saisonheimspiel gegen den TBV Lemgo (34:31) seinen Namen skandierten. Die eine oder andere Träne hat Torsten Lucht, 39, da verdrückt, und im Rückblick ordnet er diese Minuten mit als die schönsten seiner elfeinhalbjährigen Tätigkeit für die HSV-Handballer ein. Inzwischen hat er seinen Schreibtisch in der Geschäftsstelle in der Volksbank-Arena geräumt und seine Koffer für den Umzug nach Aschaffenburg gepackt. „Der HSV wird immer in meinem Herzen bleiben“, sagt er, „aber ich wollte irgendwann mal was Neues machen. Jetzt hat sich diese Gelegenheit ergeben.“

Lucht wird dem Handball treu bleiben, nur auf der anderen Seite des Geschäfts. Für das Touristikunternehmen Teamsportreisen im bayerischen Kleinostheim wird er auch die Trips der Hamburger Handballer organisieren. Seine erste Aufgabe, vermutet Lucht, wird ihn Ende August nach Doha in Katar zur Vereins-WM führen. Für die hat sich der HSV als Champions-League-Sieger zum ersten Mal qualifiziert. Zuvor wird der Betriebswirt aber seine langjährige Freundin Silke heiraten. Der Termin steht seit einem Jahr fest.

Die Geschichte der HSV-Handballer wäre ohne einen wie „Luchti“ kaum zu erzählen. Mit ihm verlässt jetzt das letzte Gründungsmitglied den Verein. Seit dem 1. Januar 2002 arbeitete er für das Projekt. „Ein entscheidender Augenblick für die Entwicklung des Vereins war 2008 das Halbfinalrückspiel gegen Ciudad Real“, sagt Lucht. Der HSV hatte kurz vor Schluss sechs der sieben Tore Rückstand aus dem Hinspiel aufgeholt, als Guillaume Gille frei vom Kreis der entscheidende Treffer zum Weiterkommen nicht gelingen wollte. „Diese Begegnung war der emotionale Durchbruch in der Beziehung zwischen Spielern und Zuschauern.“ Lucht hatte daran großen Anteil. Er war der Stimmungsmacher in der Halle, der genau spürte, wann das Team Unterstützung von den Rängen brauchte.

Ersetzen kann und wird ihn niemand. Beim HSV werden seine Aufgaben jetzt auf verschiedene Personen verteilt. Ehrenrat André van de Velde wird offiziell die Fanbetreuung übernehmen, Teammanager Mirko Großer die Reisen planen. „Wer künftig den Einpeitscher gibt, wird sich zeigen. Im Fanclub Störtebeker wüsste ich einige, die das könnten“, sagt Lucht. „Aber auch ich habe ein paar Jahre gebraucht, bis ich die Rolle beherrschte.“ Dass er sie zum Schluss wie kein anderer ausfüllte, macht den Abschied noch ein Stück schmerzlicher.